Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – Operative Therapie
Die operative Therapie spielt bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eine wichtige Rolle in ausgewählten Fällen, insbesondere bei Patienten mit schwerem Verlauf, die trotz maximaler medikamentöser und nicht-invasiver Maßnahmen nicht ausreichend behandelt werden können. Ziel der operativen Eingriffe ist die Verbesserung der Atemfunktion, die Symptomlinderung und die Lebensqualität.
1. Bullektomie
- Definition: Operative Entfernung von großen Bullae (Luftblasen), die durch die Zerstörung einzelner kleinerer Lungenbläschen entstehen und die umgebende Lungenstruktur komprimieren.
- Indikation:
- Große Bullae (> 3 cm Durchmesser), die zu Atemnot führen.
- Unterlappen-Emphysem (Zerstörung der unteren Lungenabschnitte) gemäß GOLD-Richtlinien, Evidenz A.
- Vorgehen:
- Chirurgische Resektion der Bullae, meist thorakoskopisch (minimalinvasiv).
- Prognose:
- Signifikante Besserung der Atemnot und Reduktion der Lungenüberblähung bei geeigneten Patienten.
2. Endoskopische Lungenvolumenreduktion (ELVR)
- Definition: Minimalinvasive Entfernung oder Reduktion von überblähtem Lungengewebe, um die Atemmechanik zu verbessern.
- Indikation:
- Fortgeschrittenes Lungenemphysem (irreversible Zerstörung der Lungenbläschen):
- FEV1 (forcierte Einsekundenkapazität): < 40 %.
- Residualvolumen (nicht ausatembare Luftmenge): > 200 %.
- Geeignete Patienten mit regionalem Emphysem ohne signifikante Kollateralventilation.
- Fortgeschrittenes Lungenemphysem (irreversible Zerstörung der Lungenbläschen):
- Methoden:
- Reversible Ventilimplantation: Einsetzen von Einwegventilen in die Atemwege, um überblähtes Gewebe zu kollabieren.
- Teilreversible Coil-Implantation: Platzierung von spiralförmigen Implantaten, die das Lungengewebe komprimieren.
- Irreversible bronchoskopische Thermoablation (BTVA): Zerstörung des Lungengewebes durch Hitze.
- Komplikationen:
- Ventiltherapie: Pneumothorax (Lungenkollaps durch Luftansammlung zwischen Pleura viszeralis und parietalis).
- Coil-Implantation: Hämoptyse (Bluthusten), COPD-Exazerbationen.
- BTVA: Inflammatorische Reaktionen (Entzündungen).
3. Lungentransplantation (LUTX)
- Definition: Ersatz einer oder beider Lungen durch ein Spenderorgan bei terminaler Lungenerkrankung.
- Indikation:
- Endstadium der COPD mit schwerer Einschränkung der Lebensqualität.
- Patienten mit fortgeschrittener Hyperkapnie (erhöhter CO₂-Gehalt im Blut) und pulmonaler Hypertonie (PH; Lungenhochdruck).
- Erfolgloser Therapieversuch mit konservativen und anderen operativen Maßnahmen.
- Vorgehen:
- Einseitige oder beidseitige Lungentransplantation.
- Prognose:
- Verbesserung der Lebensqualität und Verlängerung der Lebenserwartung.
- Abhängigkeit von lebenslanger Immunsuppression zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen.
Nachsorge und Monitoring
- Regelmäßige Lungenfunktionsprüfungen: Überwachung von FEV1 und Residualvolumen zur Beurteilung der Effektivität der Therapie.
- Bildgebende Diagnostik: Kontrolluntersuchungen mit CT oder Röntgen zur Erkennung von Komplikationen.
- Immunosuppressive Therapie: Bei Lungentransplantation zur Vermeidung von Abstoßungen.
- Rehabilitation: Atemphysiotherapie und Trainingsprogramme zur Optimierung der Lungenfunktion.
Fazit
Operative Maßnahmen wie Bullektomie, endoskopische Lungenvolumenreduktion (ELVR) und Lungentransplantation (LUTX) sind wichtige Optionen bei schwerer COPD mit fortgeschrittenem Lungenemphysem. Diese Verfahren zielen darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern, die Lungenfunktion zu stabilisieren und Symptome zu lindern. Eine sorgfältige Patientenauswahl und engmaschige Nachsorge sind entscheidend für den Therapieerfolg.