Bronchitis – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Bronchitis ist eine Entzündung der Schleimhäute der Bronchien, die entweder akut oder chronisch verlaufen kann. Die Ursachen und Mechanismen der Entstehung variieren je nach Form der Bronchitis, wobei akute Bronchitis meist infektiöser Natur ist und chronische Bronchitis überwiegend durch lang anhaltende Reize wie Rauchen verursacht wird.
Akute Bronchitis
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Die akute Bronchitis entsteht in über 90 % der Fälle durch eine virale Infektion. Dabei dringen Viren in die Schleimhäute der Bronchien ein und verursachen eine Entzündungsreaktion. Dies führt zur Schädigung der Zellen des Flimmerepithels, was die mukoziliäre Clearance (Selbstreinigungsmechanismus) stört.
- Viren als Auslöser:
- Bei Kindern sind häufige Erreger: RS-Viren, Adenoviren, Coxsackie-Viren und ECHO-Viren.
- Bei Erwachsenen kommen besonders häufig Rhino-Viren (30-50 %), Coronaviren (10-15 %), Influenza-Viren (5-15 %) und Parainfluenza-Viren (5 %) vor.
- Auch das SARS-Coronavirus kann in seltenen Fällen akute Bronchitis verursachen.
- Bakterielle Superinfektion: In etwa 10 % der Fälle tritt eine bakterielle Superinfektion auf, bei der Bakterien eine bereits bestehende virale Infektion zusätzlich verschlimmern. Typische Erreger sind Haemophilus influenzae und Streptococcus pneumoniae.
- Mycoplasma pneumoniae: Bei jungen Erwachsenen kommt diese Bakterienart häufiger als Ursache der akuten Bronchitis vor.
- Pilzinfektionen: Bei immungeschwächten Patienten kann eine akute Bronchitis auch durch Pilzinfektionen ausgelöst werden.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
- Schädigung des Flimmerepithels: Die Entzündung der Bronchialschleimhaut führt zum Verlust der Flimmerhärchen (Kinozilien), wodurch der Schleim nicht mehr effizient abtransportiert wird. Dies begünstigt eine Schleimretention und erhöht das Risiko für Sekundärinfektionen.
- Übermäßige Schleimproduktion: Die Entzündungsreaktion führt zu einer Hypersekretion von Schleim, der die Atemwege verlegt und zu Husten und Atembeschwerden führt.
Klinische Manifestation
- Husten: Das Leitsymptom der akuten Bronchitis ist der Husten, der anfangs trocken sein kann, später aber produktiv mit Schleimauswurf wird.
- Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl: Bei einer viralen oder bakteriellen Infektion können Fieber und allgemeine Schwäche auftreten.
Chronische Bronchitis
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Die chronische Bronchitis ist definiert als ein Husten mit Auswurf an den meisten Tagen über mindestens drei Monate in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Die häufigste Ursache ist das Rauchen, das eine dauerhafte Reizung der Bronchialschleimhaut verursacht.
- Rauchen: Der Tabakrauch enthält viele schädliche Substanzen, die das Flimmerepithel schädigen und zu einer chronischen Entzündungsreaktion führen. Dies führt zu einem permanenten Umbau des Bronchialepithels.
- Umwelt- und Arbeitsbelastungen: Länger andauernde Exposition gegenüber Schadstoffen, Staub oder Dämpfen in der Umwelt oder am Arbeitsplatz kann ebenfalls zur Entstehung einer chronischen Bronchitis führen.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
- Chronische Entzündung: Durch die wiederholte Reizung der Atemwege kommt es zu einer chronischen Entzündung und einer Verdickung der Bronchialschleimhaut, was den Luftstrom behindert.
- Schleimdrüsenhypertrophie: Die ständige Entzündung führt zu einer Vergrößerung der Schleimdrüsen in der Bronchialwand und zu einer übermäßigen Schleimproduktion.
- Verlust des Flimmerepithels: Der chronische Reiz führt zu einem Verlust der Flimmerhärchen, was die mukoziliäre Clearance weiter beeinträchtigt und das Risiko für wiederholte Infektionen erhöht.
- Metaplasie: Infolge der dauerhaften Reizung kann es zu einer metaplastischen Veränderung des Epithels kommen, bei der das normalerweise respiratorische Flimmerepithel in widerstandsfähigeres, aber weniger funktionelles Plattenepithel umgewandelt wird. Dies erhöht die Anfälligkeit für Infektionen und Gewebeschäden.
Klinische Manifestation
- Chronischer Husten mit Auswurf: Der Husten ist bei chronischer Bronchitis beständig und mit Schleimauswurf verbunden, insbesondere am Morgen (Raucherhusten).
- Atemnot: Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer zunehmenden Atemnot, insbesondere bei körperlicher Anstrengung.
- Rezidivierende Infektionen: Patienten mit chronischer Bronchitis neigen zu wiederkehrenden Infektionen der Atemwege aufgrund der gestörten mukoziliären Clearance.
Weitere Ursachen der Bronchitis
Neben den infektiösen und durch Rauchen bedingten Ursachen kann eine Bronchitis auch durch andere Faktoren ausgelöst werden:
- Allergische Bronchitis: Eine durch Allergene ausgelöste Entzündungsreaktion in den Bronchien, die zu einer Bronchitis führt.
- Toxische Bronchitis: Toxische Substanzen wie chemische Dämpfe oder Umweltgifte können die Bronchialschleimhaut reizen und eine Bronchitis auslösen.
- Stauungsbronchitis: Bei einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) kommt es zu einer Stauung des Blutes in den Lungengefäßen, was zu einer Reizung der Bronchien und einer sogenannten Stauungsbronchitis führt.
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
- Einschränkung der Atemfunktion: Bei akuter Bronchitis ist die Atemfunktion meist nur vorübergehend beeinträchtigt, während bei chronischer Bronchitis langfristige Schäden wie obstruktive Ventilationsstörungen entstehen können.
- Erhöhtes Infektionsrisiko: Insbesondere bei chronischer Bronchitis erhöht die gestörte mukoziliäre Clearance das Risiko für wiederholte Atemwegsinfektionen, die den Krankheitsverlauf weiter verschlimmern können.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
Regeneration des Flimmerepithels
Bei akuter Bronchitis kann sich das Flimmerepithel in den Bronchien nach der Beseitigung des Entzündungsreizes regenerieren. Bei chronischer Bronchitis ist die Regeneration jedoch oft unzureichend, insbesondere bei fortgesetzter Exposition gegenüber schädlichen Reizen wie Zigarettenrauch.
Kompensatorische Anpassungsmechanismen
- Erhöhte Atemarbeit: Bei fortgeschrittener chronischer Bronchitis erhöht der Körper die Atemarbeit, um den eingeschränkten Luftstrom zu kompensieren.
- Vermehrte Schleimproduktion: Der Körper versucht, die Entzündung und die eingeschränkte mukoziliäre Clearance durch vermehrte Schleimproduktion zu kompensieren, was jedoch die Atemwege weiter verlegt.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Die akute Bronchitis ist meistens viraler Natur und selbstlimitierend, kann jedoch durch bakterielle Superinfektionen oder Pilzinfektionen bei immungeschwächten Patienten kompliziert werden. Bei der chronischen Bronchitis führen dauerhafte Reize wie Rauchen zu einer chronischen Entzündung der Bronchialschleimhaut und einer dauerhaften Schädigung der Atemwege. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung, insbesondere durch das Einstellen von schädigenden Gewohnheiten wie Rauchen, ist entscheidend, um langfristige Komplikationen zu vermeiden und die Atemfunktion zu erhalten.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung – wie die "anlagebedingte bronchiale Hyperreagibilität" (übersteigerte Reaktionsbereitschaft der Atemwege auf einen exogenen Reiz (z. B. kalte Luft, Inhalationsnoxen), die zu einer pathologischen Verengung der Atemwege (Bronchoobstruktion) führt)
- Seltene erbliche Defekte wie IgA-Mangel (häufigster Immundefekt: 1 : 500 bis 1 : 700)
- Lebensalter – zunehmendes Alter
- Berufe – Köche haben 2,5-fach höheres Risiko für eine chronische Bronchitis [4]
Verhaltensbedingte Ursachen
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen, Passivrauchen) [2, 3]
- E-Zigaretten – können bei Jugendlichen bereits nach kurzer Zeit zu Atemwegsbeschwerden führen [5]
- Mangelnde Hygiene in Zeiten des epidemischen Auftretens (zeitliche und örtliche Häufung einer Krankheit) von Atemwegsinfektionen
Krankheitsbedingte Ursachen
- Atemwegsinfekte
- Bronchusstenose (Verengung)
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Pleuraschwarten – verdicktes, schlecht bewegliches Lungenfell
- Zwerchfellparese – Lähmung des Zwerchfells – Hauptatemmuskel
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Luftschadstoffe: Feinstaub, Ozon, Schwefeldioxid
Literatur
- DAAB: Akute Bronchitis. Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V
- Deutsches Krebsforschungszentrum Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- Svedahl SR: Cooks, work envi ronment and health. Doctoral theses at NTNU, 2018:335
- Tackett JP et al.: Prospective study of e-cigarette use and respiratory symptoms in adolescents and young adults BMJ Thorax 15 August 2023. doi: 10.1136/thorax-2022-218670