Atemstillstand (Apnoe) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit einer Apnoe (Atemstillstand) auftreten: 

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen Atemstillstand und werden oft zuerst bemerkt:

  • Apnoe: Keine sichtbaren Atembewegungen, kein hörbares Atmen und keine fühlbare Luftbewegung über Mund oder Nase
  • Blasse oder zyanotische Haut: Die Haut erscheint blass bis bläulich-violett, bedingt durch den Sauerstoffmangel.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen: 

  • Bewusstseinsverlust: Tritt häufig bei anhaltender Apnoe auf, da das Gehirn ohne Sauerstoffzufuhr nur wenige Sekunden auskommt. Dieser Zustand kann schnell eintreten, oft innerhalb von 15-30 Sekunden.
  • Tachykardie oder Bradykardie: Ein schneller oder verlangsamter Herzschlag kann auftreten, abhängig von der Dauer der Apnoe und der individuellen Reaktion des Körpers; bei länger anhaltender Apnoe oft Bradykardie
  • Schweißausbruch: Kalter Schweiß, oft als Reflex auf den Sauerstoffmangel, tritt bei einigen Betroffenen auf.
  • Muskelzuckungen oder Krämpfe: Bei längerem Atemstillstand können Krampfanfälle auftreten, ausgelöst durch den Sauerstoffmangel im Gehirn.
  • Weite Pupillen (Mydriasis): Aufgrund des Sauerstoffmangels; oft bei anhaltender Apnoe sichtbar 

Vor einem Atemstillstand treten in der Regel die folgenden Symptome auf:

  • Bradypnoe ‒ pathologisch verlangsamte Atmung (< 10 Atemzüge pro Minute)
  • Dyspnoe (Atemnot)
  • Flache Atmung
  • Angestrengte Atmung
  • Beklemmung
  • Bewusstseinsstörungen

Respiratorischer Notfall

Gemäß den ABC-Leitlinien des European Resuscitation Council ist bei einem respiratorischen Notfall folgendes zu beachten  (Hauptindikation)

ABC-Leitlinien Bedingungen
A (= Atemwege)            Können die oberen Atemwege selbstständig offengehalten werden (insb. bei Bewusstseinsstörung)? Oder sind die Atemwege gefährdet, verlegt?
B (=(Be)Atmung)
  • Atemfrequenz: liegt eine Tachypnoe vor (Erwachsene:  > 20/min; Kinder: > 25/min)? Dieses ist häufig das erste Zeichen einer Ateminsuffizienz (Abstriche) bei Kindern?
  • Atemarbeit: Zeichen einer vermehrten Atemarbeit sind interkostale ("zwischen den Rippen"), subkostale ("unterhalb einer Rippe") und sternale (Brustbein-zugehörig) Einziehungen, Nasenflügeln und Einsatz der Atemhilfsmuskulatur.
  • Atemzugvolumen: Seitendifferenzen weisen auf einseitige Prozesse hin (z. B. abgeschwächtes Atemgeräusch und hypersonorer Klopfschall (Klopfschall klingt bei Perkussion lauter und hohler als gewöhnlich) bei Pneumothorax/Luft in den Pleuraspalt )
  • Oxygenierung: Messung per Pulsoxymetrie (Messung der Sauerstoffsättigung (SpO2des arteriellen Blutes sowie der Pulsfrequenz; Zielbereich: 94-98 %)); falls dieses nicht mittels Reservoirmaske, dass eine Sauerstoffkonzentration von 95-98 % ermöglicht, erreicht wird, liegt eine bedrohliche Oxygenierungstörung vor.
C (= Circulation Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute) tritt kompensatorisch fast immer bei einer Atemstörung auf; diese wird häufig verstärkt durch Fieber und Volumenmangel
D (= Disability) Auftreten einer Bewusstseinseintrübung infolge einer fortschreitenden Hypoxie (Sauerstoffmangel) oder Hyperkapnie (erhöhter Kohlendioxidgehalt im Blut); als kritisches Zeichen Auftreten von Verwirrtheit, Agitiertheit oder auch Benommenheit

„Termination of Resuscitation“(TOR)-Regeln

Die ALS-TOR-Regel (ALS = Advanced Life Support; TOR = „termination of resuscitation“), empfiehlt den Abbruch der Reanimation, wenn

  1. kein Elektroschock ausgelöst wurde,
  2. bei einem unbeobachteten OHCA (out-of-hospital cardiac arrest ),
  3. keine Laienreanimation durchgeführt wurde und
  4. vor dem Transport keine Rückkehr des Spontankreislaufs („return of spontaneous circulation“, ROSC) erreicht wurde.

Der ALS-TOR hatte sowohl bei Frauen als auch bei Männern eine Spezifität und einen positiven Vorhersagewert (PPV) von ≥ 99 % [1].

Sichere Todeszeichen

Beachte: 

  • Weder fehlender Puls noch fehlende Atmung ist ein sicheres Todeszeichen. Dieses gilt ebenfalls für die Nulllinie im EKG (= unsicheres Todeszeichen)

Sichere Todeszeichen sind:

  • Frühe Veränderungen
    • Totenflecke (Livor mortis) – Die ersten Totenflecken entstehen ca. 20-30 Minuten nach dem Kreislaufstillstand.
    • Totenstarre (Rigor mortis; Leichenstarre)  – Die Totenstarre tritt sequentiell nach der Nysten-Regel ein:
      • nach ca. 1-2 Stunden an den Augenlidern,
      • nach 1-2 Stunden an Kiefer/Kaumuskeln, kleinen Gelenken
      • Hals/Nacken 
      • obere Extremität
      • untere Extremität
      • bei Zimmertemperatur ist die Totenstarre nach ca. 6-12 Stunden voll ausgeprägt (bei Hitze schneller, bei Kälte langsamer).  
    • Mit dem Leben nicht vereinbare Verletzungen (z. B. Trennung von Kopf und Rumpf)
  • Späte Veränderungen
    • Putrefaktion (Synonyme: Putreszenz, Putrefizierung): Beginn der Verwesung: Verfärbungen, Geruchsänderung und Verflüssigung) und Verwesung
    • Besiedelung des größten Teils des Körpers durch Fliegen- und Käfermaden, Ameisen etc.
    • Adipocire (= Leichen- oder Fettwachsbildung unter Luftausschluss)
    • Mumifizierung des Körpers (z. B. trockene Umgebung)

Zur Eingrenzung des Todeszeitpunktes muss die Bestimmung der Körperkerntemperatur und der Umgebungstemperatur vorgenommen werden.

Beachte: Falls keine sicheren Todeszeichen vorliegen, ist mit einer umgehenden Reanimation zu beginnen!

Literatur

  1. Smits RLA et al.: Termination of resuscitation in out-of-hospital cardiac arrest in women and men: an ESCAPE-NET project. Resuscitation 2023; https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2023.109721

Leitlinien

  1. Leitlinien kompakt: Reanimation 2021. Deutscher Rat für Wiederbelebung – German Resuscitation Council e.V. (GRC) 2021