Asthma bronchiale – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Asthma bronchiale hinweisen:

Pathognomonische Symptome
Bei Asthma ist eine spezielle Kombination von drei Symptomen typisch und fast ausschließlich bei dieser Erkrankung anzutreffen. Diese Symptome, auch als Asthma-Trias bekannt, sind:

  • Bronchospasmus: Ein Krampf der Bronchien, der zu einer Verengung der Atemwege führt
  • Schleimhautschwellung: Eine Schwellung der Schleimhaut in den Atemwegen, die oft von einer Ansammlung spezieller weißer Blutkörperchen (eosinophile Granulozyten) begleitet wird
  • Dyskrinie: Eine Verdickung des Schleims in den Atemwegen, die das Atmen zusätzlich erschwert

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Asthma und werden oft zuerst bemerkt:

  • Atemnot (Dyspnoe): Plötzliche Atemnot, die in manchen Fällen so schwer ist, dass sie den Betroffenen zwingt, sich aufzusetzen oder abzustützen. Dies tritt bei 70-80 % der Fälle auf
  • Pfeifender Atem (Wheezing): Ein charakteristisches Geräusch beim Atmen, das durch verengte Atemwege verursacht wird. Es tritt bei etwa 60-70 % der Asthmapatienten auf, besonders während eines Anfalls

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Asthma:

  • Hustenanfälle, insbesondere nachts: Häufige Hustenanfälle, die vor allem nachts auftreten und auf eine Entzündung der Atemwege hinweisen, betreffen etwa 50-60 % der Patienten
  • Verlängerte Ausatmung (verlängertes Exspirium): Die Ausatmung ist oft deutlich verlängert, da die Atemwege verengt sind. Dies ist bei etwa 60-70 % der Asthmatiker der Fall
  • Engegefühl in der Brust: Ein Gefühl von Druck oder Enge in der Brust, das durch die Verengung der Atemwege entsteht, betrifft etwa 50-70 % der Patienten

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Zäher Auswurf: Dickflüssiger Schleim, der schwer abzuhusten ist, tritt bei etwa 40-50 % der Patienten auf
  • Hypersonorer Klopfschall: Beim Abklopfen des Brustkorbs kann ein verstärkter, hohler Klang auftreten, der auf die Überblähung der Lungen hinweist
  • Abnahme der Lungenfunktion: Messbar durch eine verminderte Sekundenkapazität (FEV1) und Vitalkapazität (VC), was bei etwa 60-70 % der Patienten mit fortgeschrittenem Asthma auftritt

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Zentrale Zyanose (Blaufärbung der Haut und Schleimhäute): Kann in schweren Fällen auftreten, wenn der Sauerstoffgehalt im Blut stark abnimmt, was bei etwa 10-20 % der schwersten Asthmafälle auftritt

Besonderer Hinweis
Eine Gruppe von Patienten, bei denen die Asthma-Diagnose häufig nicht oder erst spät gestellt wird, sind Patienten mit einem Cough-variant Asthma (Cough Type Asthma, Husten als Asthma-Äquivalent) [1, 2]. In schweren Fällen kann sich ein Status asthmaticus entwickeln, ein Zustand, bei dem sich die Atemnot über Stunden oder sogar Tage hinweg verschlimmert und lebensbedrohlich sein kann.

Charakteristisch für Asthma bronchiale ist, dass die oben genannten Symptome intervallartig auftreten und der Patient zwischen den Attacken beschwerdefrei ist.

Eine schwere Dyspnoe führt zu folgenden klinischen Befunden:

  • Orthopnoe (stärkste Form der Atemnot, die einen Einsatz der Atemhilfsmuskulatur in aufrechter Haltung nötig macht)
  • Interkostale ("zwischen den Rippen") oder supraklavikuläre ("oberhalb des Schlüsselbeins") Einziehungen
  • Sprechdyspnoe (Atemnot beim Sprechen)
  • Tachypnoe (erhöhte Atemfrequenz) > 25/min
  • Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz) > 110/min

Hausstaubmilbenallergie (HMA) und Asthma bronchiale

Hauptsymptome sind:

  • Verstopfte Nase
  • Rhinorrhoe (Fließschnupfen)
  • Augentränen, Augenjucken (selten Konjunktivitis/Bindehautentzündung)

Hinweis: HMA führt häufig zu allergischem Asthma.

Differenzierung von Asthma bronchiale und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) [3]

Alter
< 40 Jahre
0 Punkte
40-60 Jahre
2 Punkte
> 60 Jahre
4 Punkte
Andauernde Kurzatmigkeit   Nein: 0 Punkte
Ja: 1 Punkt
Tageszyklische Variation der Kurzatmigkeit   Ja: 0 Punkte
Nein: 1 Punkt
Veränderungen des Lungenemphysems   Nein: 0 Punkte
Ja:  1 Punkt

Beurteilung: 

  • 0-2 Punkte: Wahrscheinlichkeit von Asthma bronchiale
  • 3-4 Punkte: schwer zu differenzieren
  • 5 bis 7 Punkte: Wahrscheinlichkeit von COPD

Der schwer bedrohliche Asthmaanfall

  • Zunehmende Dyspnoe und vermehrte Atemarbeit ("Engegefühl in der Brust"): verlängerte Exspiration, ggf. mit Einsatz der Atemhilfsmuskulatur; ggf. Sprechdyspnoe (schwere Form der Atemnot (Dyspnoe), die durch die alleinige Sprachanstrengung ausgelöst wird)
  • Pfeifendes Atemgeräusch ("Giemen")
    Beachte: Pfeifende Atemgeräusche können bei schweren Exazerbationen (deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes) komplett fehlen ("silent lung").
  • Husten
  • Alarmzeichen: Zyanose (Blauverfärbung der Haut) oder psychische Symptome wie Agitation (krankhafte Unruhe), Verwirrtheit; Erschöpfung 

Warnzeichen (red flags) bei Erwachsenen 

  • Anamnese:
    • stationär aufgenommen aufgrund einer Asthmaexazerbation
    • lebensbedrohlicher („near fatal“) Asthmaanfall
    • Medikation:
      • übermäßigen Gebrauch von Beta-2-Agonisten
      • laufende oder kürzlich abgesetzte systemische Steroidtherapie 
      • unzureichende Therapietreue 
  • Bradypnoe (zu langsame Atmung: < 10/min) + zunehmend flache, frustrane Atmung → sofortige Intubation und maschinelle Bearbeitung
  • Bradykardie (zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute) zunehmend flache, frustrane Atmung  → sofortige Intubation und maschinelle Bearbeitung
  • Respiratorische Globalinsuffizienz (hochgradig eingeschränkte Lungenfunktion) mit hyperkapnischem Koma (durch Minderbelüftung zustande kommender erhöhter Kohlendioxidgehalt im Blut) → sofortige Intubation und maschinelle Bearbeitung

Warnzeichen (red flags) bei Kleinkindern

  • Nasenflügeln
  • Ächzen
  • Blässe
  • Lethargie
  • Schwierigkeiten beim Reden, Füttern, Spielen

Gender-Unterschiede (Gendermedizin)

  • Jungen (bis zum Alter von 12 Jahren): leiden häufiger unter Dyspnoe (Atemnot) als Mädchen; nach der Adoleszenz kehrt sich dieser Sachverhalt um (wg. Frauen haben eine im Durchschnitt geringere Vitalkapazität oder Einsekundenkapazität)4
  • Bezogen auf eine identische Lungenfunktion, das heißt "Asthmaschwere", leiden Frauen mehr unter Dyspnoe (Atemnot) als Männer.
  • Ca. 20 % aller Asthmatikerinnen leiden unter perimenstruellem Asthma (PMA), d. h. um den Zeitpunkt der Menstruation herum.

Literatur

  1. Dicpinigaitis PV: Chronic cough due to asthma: ACCP evidence-based clinical practice guidelines. Chest 2006 Jan;129(1 Suppl):75S-79S. doi: 10.1378/chest.129.1_suppl.75S.
  2. Morice AH. Millqvist E. Belvisi MG et al.: Expert opinion on the cough hypersensitivity syndrome in respiratory medicine. Eur Respir J 2014 Nov;44(5):1132-48. doi: 10.1183/09031936.00218613. Epub 2014 Aug 19.
  3. Lee YS, Baek S, Ko Y, Kim MY, Lee HK, Kim TB, Cho YS, Moon HB, Lee SD, Oh YM: New scoring system for the differentiation of chronic obstructive pulmonary disease and asthma. Respirology. 2015 Mar 30. doi: 10.1111/resp.12511.
  4. Chang AS, Munson J, Gifford AH, Mahler DA: Prospective Use of Descriptors of Dyspnea to Diagnose Common Respiratory Diseases. Chest. 2015;148(4):895-902