Asthma bronchiale – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Normalisierung der Lungenfunktion bzw. Erreichen der bestmöglichen Lungenfunktion.
  • Vermeiden von Asthmaanfällen und Entzündungshemmung (= Symptomprävention)
    • Ziel der Behandlung mit DMAADs* („disease-modifying anti-asthmatic drugs“), ist die Induktion und der Erhalt einer Asthma-Remission**, d. h. langfristige Symptomfreiheit und 
      • dauerhafte (≥ 12 Monate) Abwesenheit von Exazerbationen (Exazerbationsfreiheit)
      • stabile Lungenfunktion
      • kein Bedarf an systemischen Glucocorticoiden für die Behandlung von Asthma
  • Vermeidung krankheitsbedingter Beeinträchtigungen
    • der körperlichen und sozialen Aktivitäten sowie
    • der physischen, psychischen und geistigen Entwicklung (bei Kindern und Jugendlichen)
  • Normalisierung der Lebensqualität
  • Reduktion der asthmabedingten Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten)

*Konzept der individualisierten Therapie mit DMAADs beinhaltet eine individuelle ICS- haltige inhalative Therapie, eine phänotypspezifische Biologika-Therapie und eine gezielte Allergen-Immuntherapie.
**Eine konsequente Prävention führt unter anderem dazu, dass das Risiko des Lungenfunktionsverlustes, das mit jeder Exazerbation ansteigt, reduziert wird [19]. 

Art der Asthma-Remission

Art Beschreibung
Spontan                          Z. B. bei transienten (" vorübergehende") Asthmaformen in der Kindheit und Jugend, mit spontan eingetretener Beschwerdefreiheit im Erwachsenenalter
Off-Treatment Nach einer therapeutischen Maßnahme, z. B. einer mehrjährigen Allergenimmuntherapie (Hyposensibilisierung)
On-Treatment unter einer laufenden Dauertherapie, z. B. mit Biologika bei schwerem Asthma.bronchiale

Therapieempfehlungen (gemäß Leitlinien, s. u.)

Nachfolgend die Darstellung der symptomatischen Therapie bei Kindern und Jugendlichen bzw. bei Erwachsenen:

  • Man unterscheidet die Bedarfsmedikamention ("Reliever") von der Kontrollmedikation ("Controller")
  • Die Therapie des Asthmas ist eine Stufentherapie in Abhängigkeit vom Alter (s. u.) auf Grundlage der Bewertung der Asthmakontrolle (s. u. Klassifikation) [Quelle: NHLBI, adaptiert an GINA in der aktuellen Fassung]
  • Eine Intensivierung der Therapie sollte bei bleibenden Symptomen, häufigem Gebrauch der Bedarfsmedikamente und weiter bestehender Lungenfunktionsstörungen durchgeführt werden
  • Eine Reduktion der Therapie kann durchgeführt werden, wenn drei Monate eine optimale Situation bestand
  • Inhalative Glucocorticoide (Synonym: inhalative Steroide, ICS): den größten klinischen Nutzen zeigt eine niedrige Dosierung!
  • Patienteneinweisung in die Peak-Flow-Messung
  • Bei allergischem Asthma bronchiale (z. B. Hausstaubmilben-, Gräserpollenallergie): spezifische Immuntherapie (SIT, siehe unter "Weitere Therapie")
  • Hausstaubmilben, Gräserpollenallergie): spezifische Immuntherapie (SIT, siehe dort)
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Beachte: Die Exazerbation (Verschlechterung der Symptome) eines Asthmas bronchiale ist keine Indikation für eine Antibiotikatherapie; nur in seltenen Fällen liegt eine bakterielle Infektion zugrunde.

Stufentherapie des Asthma bronchiale beim Erwachsenen nach Global Initiative For Asthma (GINA) report 2016/2019 [s.u. Leitlinien]

  Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3  Stufe 4  Stufe 5
Dauertherapie
 
ICS niedrige Dosis*
ICS/LABA niedrige Dosis
ICS/LABA mittlere oder hohe Dosis
Zusätzliche Therapie (siehe Therapie des schweren Asthmas)
Alternative Dauertherapie
 
LTRA Theophyllin
ICS mittlere oder hohe Dosis*

GINA 2019: gleichberechtigte Wahl zwischen einer niedrigdosierten ICS-Dauertherapie oder einer ICS/Formoterol-Bedarfstherapie
ICS niedrige Dosis + LTRA (oder +Theophyllin)
ICS hohe Dosis + LTRA (oder + Theophyllin)
OCS niedrige Dosis
Bedarfstherapie
 
GINA 2016: Kurz wirksamer β2-Agonist (SABA) bei Bedarf

GINA 2019/2020: Behandlung eines leichten Asthmas
  • Stufe 1: Bedarfstherapie mit ICS/Formoterol nach Bedarf
  • Stufe 2:  gleichberechtigte Wahl zwischen einer niedrig dosierten ICS-Dauertherapie oder einer ICS/Formoterol-Bedarfstherapie
 
SABA oder ICS/Formoterol (niedrig dosiert) bei Bedarf
 

Asthma-Stufentherapie für Erwachsene [S2k-Leitlinie, s.u.] 

 ⇐ Reduktion                      Asthma-Stufentherapie – Erwachsene      Erhöhung ⇒
   Stufe 1  Stufe 2  Stufe 3 Stufe 4  Stufe 5
 Erste Wahl   ICS (niedrige Stufe) ICS/LABA (niedrige Dosis) ICS/LABA (mittlere-hohe Dosis) Tiotropium
Anti-IgE
oder Anti-IL5
 Andere Optionen Niedrige ICS-Dosis erwägen LTRA  Mittlere/hohe
ICS-Dosis

ICS + LTRA

 + Tiotropium

Hohe ICS-Dosis
± LABA/LTRA

 Niedrigste effektive Dosis oraler Corticoide
 Bedarfstherapie Kurz wirksamer β2-Agonist (SABA) bei Bedarf  SABA oder ICS/Formoterol (niedrig dosiert) bei Bedarf

Zur Reduktion von Exazerbationen (deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes) wird ein Versuch mit einer Dauertherapie mit Low-dose-Azithromycin (antibiotisch wirkender Arzneistoff der Gruppe der Makrolid-Antibiotika) vorgeschlagen, und zwar für Erwachsene, die trotz Stufe-5-Therapie dauerhaft symptomatisch oder unkontrolliert sind [Leitlinien: ERS/ATS 2019].

Asthma-Stufentherapie für Kinder und Jugendliche [S2k-Leitlinie, s.u.] 

 ⇐ Reduktion            Asthma-Stufentherapie – Kinder und Jugendliche      Erhöhung ⇒
   Stufe 1  Stufe 2  Stufe 3 Stufe 4  Stufe 5
 Erste Wahl   ICS (niedrige Stufe) ICS mittlere Dosis) 

Mittlere
ICS-Dosis
± LABA
± LTRA

Additiv
Anti-IgE
 Andere Optionen Niedrige ICS-Dosis erwägen LTRA

Hohe ICS-Dosis

± LABA
± LTRA

Ggf. niedrigste effektive Dosis oraler Corticoide
 Bedarfstherapie Kurz wirksamer β2-Agonist (SABA) bei Bedarf  SABA oder ICS/Formoterol (niedrigdosiert) bei Bedarf

Legende
  • ICS: inhalative Corticosteroide (Anwendung auch in der Schwangerschaft sicher; die meisten Daten liegen zu Budenosid vor)
  • LABA (long-acting beta-2 agonists): langwirksame Beta-2-Sympathomimetika
  • LTRA: Leukotrienantagonisten
  • OCS: orale Corticosteroide
  • SABA (short acting beta agonists): kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika

Kontrollmedikation (Controller) für Erwachsene, Heranwachsende und Kinder (6.-11. Lebensjahr)

  • Frühzeitig mit Controller-Therapie beginnen (so früh wie möglich, nachdem die Diagnose Asthma gesichert ist)
  • Inhalative Glucocorticoide (Synonym: inhalative Steroide, ICS) in niedriger Dosierung); Indikationen für regelmäßige ICS-Gabe:
    • Asthma-Symptome mehr als zweimal im Monat
    • Aufwachen wegen Asthma mehr als zweimal im Monat
    • Asthma-Symptome plus Risikofaktoren für Exazerbationen
  • In Erwägung ziehen, mit einer höheren Behandlungsstufe zu beginnen:
    • Belastende Asthma-Symptome an den meisten Tagen
    • Aufwachen wegen Asthma einmal oder mehrmals die Woche, insbesondere, wenn irgendwelche Risikofaktoren für Exazerbationen vorliegen
  • Wenn Asthma initial mit einer Exazerbation beginnt:
    • Kurzfristige Behandlung mit oralen Steroiden und anschließend übliche Behandlung mit Controller (z. B. hohe Dosis ICS oder mittlere Dosis ICS/LABA): siehe oben Stufentherapie

Management dem schweren Asthma bronchiale

  • Optimierung der Dosis von inhalativen Glucocorticoiden (ICS) bzw. der langwirksamen Beta-Sympatikomimetika (long-acting beta-2-agnoists, LABA)
    • Komplette Glucocorticoid-Resistenz ist selten
    • Erwägen eines Therapieversuchs mit höherer Dosis
  • Erwäge eine niedrige Erhaltungsdosis oraler Glucocorticoide
    • Überwachung der Therapie und beachten von Nebenwirkungen, insb. Osteoporose
  • Zusatztherapie ohne Phänotypsierung
    • Theophyllin, Leukotrienantagonisten (LTRA; hier: Montelukast) – von begrenztem Nutzen
    • Tiotropium (langwirksamer anticholinerger Bronchodilatator) – Tiotropium wird als Zusatztherapie für Jugendliche und Erwachsene empfohlen, deren Asthma mit einer Therapie gemäß den GINA-Stufen 4 oder 5 nicht unter Kontrolle ist [Leitlinien: ERS/ATS 2019].
  • Behandlung auf Grundlage einer Phänotypisierung
    • Behandlung unter Berücksichtigung der Sputumuntersuchung, um Exazerbationen zu reduzieren und/oder die Glucocorticoid-Dosis
    • Schweres unkontrolliertes eosinophiles Asthma: Anti-IL-5-Strategien etc. als zusätzliche Therapieoption für Erwachsene [Leitlinien: ERS/ATS 2019]
      • Grenzwert für die Einleitung einer Anti-IL-5-Therapie: Bluteosinophilenzahl von ≥ 150/µl (ein niedrigerer Wert als in GINA (≥ 300/µl) 
      • Zur Identifikation von Jugendlichen und Erwachsenen mit allergischem Asthma werden zusätzliche Biomarker für eine Anti-IgE-Therapie vorgeschlagen: Grenzwerte für Bluteosinophile (≥ 260/µl) und Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft (FeNO: ≥ 19,5 ppb) 
      • Anti-IL-4/13-Rezeptor-Antikörper kann als Zusatztherapie bei schwerem eosinophilem Asthma oder bei schwerem von OCS (orale Glucocorticosteroide) abhängigem Asthma unabhängig von der Eosinophilenzahl eingesetzt werden.
      • Anti-TSLP (Thymic Stromal Lymphopoietin)-Hemmer: Tezepelumab (reduziert die Exazerbationsrate bei schwerem Asthma weitgehend unabhängig von der Eosinophilenzahl und dem Allergiestatus)
    • Aspirin-ausgelöste Atemwegserkrankungen: erwäge Zusatztherapie: Leukotrienantagonisten (LTRA)
  • Detaillierte Leitlinien, siehe: International ERS/ATS guidelines on definition, evaluation and treatment of severe asthma
Weitere Hinweise
  • Die Dosis der inhalativen Steroide zu verdoppeln bis Verfünffachung der Dosis konnte weder die Zahl der Exazerbationen senken, noch langfristig das Fortschreiten der Erkrankung abschwächen [8]
  • Inhalationscorticoide (ICS) haben hat sich nur bei einer Minderheit von Patienten als vorteilhaft erwiesen, bei denen eine erhöhte Konzentration von Eosinophilen im Sputum eine allergische Entzündung anzeigte [14].
  • Die FDA (U. S. Food and Drug Administration; Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staat) warnt vor neuropsychiatrischen Komplikationen von Montelukast und rät davon ab, das Mittel bei Patienten mit leichten Symptomen, insbesondere solche mit allergischer Rhinitis, zu verordnen [18].

Medikamentöses Stufenschema (Leitlinie: NVL Asthma] | Erwachsene

Langzeittherapie
   

 

  Stufe 5
      Stufe 4 – ICS in Höchstdosis 
   + LABA + LAMA*
    Stufe 3  − ICS mittel-bis hoch dosiert 
   + LABA (bevorzugt) 
   oder 
− ICS mittel-bis hochdosiert
   + LABA + LAMA*
− Vorstellung bei einem in der Behandlung 
    von schwerem Asthma erfahrenen Pneumologen
    und
− Anti-IgE-oderAnti-IL-5-(R)-Antikörper
  Stufe 2 − ICS niedrig dosiert 
   + LABA (bevorzugt) 
   oder 
− ICS mittel dosiert
Stufe 1 – ICS niedrig dosiert
Langzeittherapie – Alternativen in begründeten Fällen
– ICS niedrig dosiert – LTRA − ICS niedrig dosiert 
   + LAMA* 
   oder
− ICS niedrig dosiert  
   + LTRA
− ICS mittel-bis hochdosiert 
  + LABA + LTRA 
   oder
− ICS mittel-bis hochdosiert 
   + LAMA*
− OCS (zusätzlich oder alternativ)
Bedarfstherapie
– SABA  − SABA
   oder
− Fixkombination aus ICS und Formoterol, wenn diese auch die Langzeittherapie darstellt. 
Asthmaschulung, Allergie-/Umweltkontrolle, Beachtung von Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)
Spezifische Immuntherapie (bei gegebener Indikation)
Im Stufenschema werden zur besseren Übersicht übergeordnete Arzneimittelkategorien und keine einzelnen Präparate genannt. Nicht alle Präparate und Kombinationen sind für die jeweilige Indikation zugelassen (siehe Fachinformationen), teilweise handelt es sich um einen Off-Label-Use.
* aus der Gruppe der LAMA ist Tiotropium für die Behandlung des Asthmas zugelassen (Stand: September 2018)
ICS: Inhalative Corticosteroide, IgE: Immunglobulin E, IL-5: Interleukin 5, LABA: Langwirkende Beta-2-Sympathomimetika, LAMA: Langwirkende Anticholinergika, LTRA: Leukotrienrezeptorantagonisten, OCS: Orale Corticosteroide, SABA: Kurzwirkende Beta-2-Sympythomimetika

Medikamentöses Stufenschema (Leitlinie: NVL Asthma] | Kinder und Jugendliche

Langzeittherapie
          Stufe 6
   

 

  Stufe 5 zusätzlich zu Stufe 5
− Anti-IgE-Antikörper*
      Stufe 4 − ICS hoch dosiert 
   + LABA 
   oder 
− ICS hoch dosiert 
   + LTRA 
   oder 
− ICS hoch dosiert 
   + LABA + LTRA 
   oder
− ICS hoch dosiert 
   + LABA + LAMA*
   oder
− ICS hoch dosiert 
   + LABA + LTRA + LAMA* 
Alternative in begründeten Fällen:
− OCS (zusätzlich oder alternativ)   
   



Stufe 3

− ICS mittel dosiert 
   + LABA 
   oder 
− ICS mittel dosiert 
   + LTRA
   oder 
− ICS mittel dosiert 
   + LABA + LTRA

  Stufe 2 − ICS mittel dosiert Bei unzureichender Kontrolle: 
− ICS mittel dosiert 
  + LABA + LTRA + LAMA*
Stufe 1 − ICS niedrig dosiert 
   (bevorzugt) 
   oder 
− LTRA
Bedarfstherapie
– SABA 
Alternative in begründeten Fällen:
− Zusätzlich oder alternativ Ipratropiumbromid
  − bei Jugendlichen ab 12 Jahren: Fixkombination aus ICS und Formoterol, wenn diese auch die Langzeittherapie darstellt  
Asthmaschulung, Allergie-/Umweltkontrolle, Beachtung von Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)
Spezifische Immuntherapie (bei gegebener Indikation)
Überweisungsindikationen:
Stufe 4: Überweisung zum pädiatrischen Pneumologen(⇑)
Stufe 5: Überweisung zum pädiatrischen Pneumologen(⇑⇑), 
               Vorstellung in kinderpneumologischem Zentrum (⇑)
Stufe 6: Vorstellung bei einem in der Versorgung von schwerem Asthma erfahrenen pädiatrischen Pneumologen(⇑⇑), 
               Vorstellung in kinderpneumologischem Zentrum (⇑⇑)
Im Stufenschema werden zur besseren Übersicht übergeordnete Arzneimittelkategorien und keine einzelnen Präparate genannt. 
Nicht alle Präparate und Kombinationen sind für die jeweilige Indikation zugelassen (siehe Fachinformationen), 
teilweise handelt es sich um einen Off-Label-Use
* aus der Gruppe der LAMA ist Tiotropium und aus der Gruppe der Anti-IgE-Antikörper ist Omalizumab für die Behandlung des Asthmas zugelassen (Stand: September 2018)
ICS: Inhalative Corticosteroide, IgE: Immunglobulin E, LABA: Langwirkende Beta-2-Sympathomimetika, LAMA: Langwirkende Anticholinergika, LTRA: Leukotrienrezeptorantagonisten, 
OCS: Orale Corticosteroide, SABA: Kurzwirkende Beta-2-Sympythomimetika

Konzept unterschiedlicher Asthmaphänotypen – eventueller spezifischer Behandlung [4]

Phänotyp/Endotyp IgE-vermitteltes Asthma Eosinophiles Asthma TH 2-mediierte Asthma
Marker Sensibilisierung
Spezifisches IgE im Serum
Eosinophilie im Blut (größer 300/μl) Periostin
Mögliche Therapie Anti-IgE (Omalizumab) Anti-IL-5 (Reslizumab; Mepolizumab, Benralizumab) Anti-IL13 (Anti-Interleukin-13)
Anti-IL R alpha

Weitere Hinweise

  • Bei 872 Patienten (darunter 149 Kinder), bei denen sowohl IgE als auch die Eosinophilen erhöht waren, hat eine Therapie mit Omalizumab, die Exazerbationsfrequenz (Häufigkeit der Verschlechterung der Erkrankung) bei Erwachsenen von ausgangs 4,3 pro Jahr um 58,6 Prozent reduziert, bei Kindern sogar von ausgangs 5,2 pro Jahr um 70,4 Prozent. Die Verbesserung war jeweils unabhängig von den Eosinophilen-Zahlen und fiel bei Werten > 1.000 Zellen/μl nicht geringer aus als bei Werten < 150 Zellen/μl. Die Hälfte der erwachsenen Patienten konnte orale Steroide vollständig absetzen; die meisten der übrigen Studienteilnehmer konnte die Dosis der oralen Steroide reduzieren. Die Hospitalisationsrate verringerte sich um mehr als 70 Prozent [13]. 
  • Novel-START-Studie [15]: Für Patienten mit leichtem, intermittierendem oder permanentem Asthma scheint die Kombination eines sofort, aber lang wirksamen Bronchodilatators in Kombination mit einem ICS, beides bei Bedarf, die bessere Alternative zu sein.
  • SYGMA-1- und SYGMA-2-Studie [16, 17]: Hier wurden Patienten mit leichtem persistierendem Asthma ebenfalls für ein Jahr nach den gleichen Behandlungsstrategien wie in der Novel-START-Studie behandelt: Patienten unter Budesonid-Formoterol bei Bedarf hatten ebenfalls eine bessere Asthma-Kontrolle und weniger Exazerbationen erlitten als unter SABA bei Bedarf.

Akuter Asthmaanfall

Wirkstoffe beim Kind

  • Schnell-wirksames Beta-Sympathomimetikum (SABA), inhalativ
  • Beta-Sympathomimetikum, parenteral
  • Ipratropium
  • Prednisolonäquivalent
  • Theophyllin
  • Sauerstoff

Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten!

Wirkstoffe beim Erwachsenen 

  • Schnell-wirksames Beta-Sympathomimetikum (SABA), inhalativ
  • Beta-Sympathomimetikum, parenteral ("über die Vene")
  • Beta-Sympathomimetikum, Dauerinfusion
  • Ipratropium
  • Prednisolonäquivalent
  • Magnesiumsulfat
  • Weitere Therapieoptionen:
    • Sauerstoff
    • Theophyllin (Einzelfallentscheidung) Cave (Achtung): Herzrhythmusstörungen
    • Adrenalin (Indikation: nur bei Anaphylaxie/schwerste Form einer allergischen Reaktion, die schnell lebensbedrohlich werden kann)
    • Ketamin (bronchodilatatorischer Effekt)
      • Beachte:  bevorzugt nichtinvasive Ventilationstherapie
      • Therapierefraktäre Asthmaanfälle mit hoher Beatmungsintensität → Kontaktaufnahme mit einem ECMO-Zentrum ("extrakorporale Membranoxygenierung": Blut wird dabei durch einen Membranoxygenator geleitet, der dem Blut CO2 entzieht und O2 zuführt; extrakorporales Ersatzverfahren)

Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten!

Schwangerschaft

  • Die Behandlungsstrategien bei Asthma unterscheiden sich nicht zwischen schwangeren und nichtschwangeren Frauen.

Refluxasthma

  • Bei einem Refluxasthma kann ein Therapieversuch über 1-3 Monate mit einem Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI) durchgeführt werden.
  • Protonenpumpeninhibitoren führen zu keiner Verbesserung der Lungenfunktion oder Asthmasymptomatik [7]

Weitere Hinweise

  • Magnesiumsulfat (zur Inhalation bzw. i.v.) kann zusätzlich zu einer konventionellen Therapie bei Kindern mit akuten schwergradigem Asthma eingesetzt werden [3]

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für den Energiestoffwechsel sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Biotin)
  • Mineralstoffe (Kalium, Magnesium)
  • Spurenelemente (Kupfer, Mangan, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10), L-Carnitin, Fruchtsäuren – Citrat (gebunden in Magnesiumcitrat und Kaliumcitrat))

Bei Vorliegen einer Insomnie (Schlafstörung) infolge von Asthma s. u. Insomnie/Medikamentöse Therapie/Supplemente.

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Befekadu E et al.: Tiotropium in asthma: a systematic review. J Asthma Allergy. 2014 Feb 27;7:11-21. doi: 10.2147/JAA.S38841. eCollection 2014.
  2. Xolair (omalizumab): Drug Safety Communication – Slightly Elevated Risk of Cardiovascular and Cerebrovascular Serious Adverse Events. U.S. Food and Drug Administration [Posted 09/26/2014]
  3. Ohn M et al.: Magnesium should be given to all children presenting to hospital with acute severe asthma. Paediatr Respir Rev. 2014 Dec;15(4):319-21. doi: 10.1016/j.prrv.2014.05.004.
  4. Taube C. Bronchial Asthma: is personalized therapy on the horizon? Allergo J Int 2014; 23:246–51 doi: 10.1007/s40629-014-0028-y
  5. Monadi M, Javadian Y, Cheraghi M, Heidari B, Amiri M: Impact of treatment with inhaled corticosteroids on bone mineral density of patients with asthma: related with age. Osteoporos Int. 2015 Apr 10.
  6. Saari A et al.: Stunted Growth after Inhaled Corticosteroid Use during the First 24 Months of Life. ESPE Abstracts (2015) 84 FC4.5
  7. Gibson PG, Henry RL, Coughlan JL.: Gastro-oesophageal reflux treatment for asthma in adults and children. Cochrane Database Syst Rev. 2003; (2): CD001496. Update of Cochrane Database Syst Rev 2000; (2): CD001496
  8. McKeever T et al.: Quadrupling Inhaled Glucocorticoid Dose to Abort Asthma Exacerbations. NEJM March 3, 2018 doi: 10.1056/NEJMoa1714257
  9. Lazarus SC: Clinical practice. Emergency treatment of asthma. N Engl J Med 2010 Aug 19;363(8):755-64. doi: 10.1056/NEJMcp1003469.
  10. Buhl R, Bals R, Baur X et al (2017) Guideline for the diagnosis and treatment of asthma – guideline of the German Respiratory Society and the German Atemwegsliga in cooperation with the Paediatric Respiratory Society and the Austrian Society of Pneumology. Pneumologie 2017 Dec;71(12):849-919. doi: 10.1055/s-0043-119504. Epub 2017 Dec 7.
  11. Brenner B, Corbridge T, Kazzi A (2009) Intubation and mechanical ventilation of the asthmatic patient in respiratory failure. J Allergy Clin Immunol 2009 Aug;124(2 Suppl):S19-28. doi: 10.1016/j.jaci.2009.05.008.
  12. Global Initiative For Asthma (GINA) report 2016; http://​www.​ginasthma.​org
  13. Humbert M et al.: Omalizumab effectiveness in patients with severe allergic asthma according to blood eosinophil count: the STELLAIR study. Eur Respir J. 2018 May 10;51(5). pii: 1702523. doi: 10.1183/13993003.02523-2017
  14. Lazarus SC et al.: Mometasone or Tiotropium in Mild Asthma with a Low Sputum Eosinophil Level. N Engl. J Med. May 19, 2019 doi: 10.1056/NEJMoa1814917
  15. Beasley R et al.: Controlled Trial of Budesonide-Formoterol as Needed for Mild Asthma. N Engl J Med. 2019 May 23;380(21):2020-2030. doi: 10.1056/NEJMoa1901963. Epub 2019 May 19.
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  18. FDA Requires Stronger Warning About Risk of Neuropsychiatric Events Associated with Asthma and Allergy Medication Singulair and Generic Montelukast For Immediate Release: March 04, 2020
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Leitlinien

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  2. Holguin F et al.: Management of Severe Asthma: a European Respiratory Society (ERS)/American Thoracic Society (ATS) Guideline. Eur Respir J. 2019 Sep 26. pii: 1900588. doi: 10.1183/13993003.00588-2019.
  3. Global Initiative For Asthma (GINA) report 2016 + 2019; http://​www.​ginasthma.​org
  4. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma. (AWMF-Registernummer: nvl-002), September 2020 Kurzfassung Langfassung
  5. S3-Leitlinie: Sauerstoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen. (AWMF-Registernummer: 020 - 021), Juni 2021 Langfassung
  6. S2k-Leitlinie: Fachärztliche Diagnostik und Therapie von Asthma. (AWMF-Registernummer: 020-009) März 2023. Langfassung