Primär sklerosierende Cholangitis – Einleitung

Bei der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) handelt es sich um eine chronische Entzündung der extra- und intrahepatischen (außerhalb und innerhalb der Leber gelegenen) Gallengänge. Die PSC ist eine autoimmune Lebererkrankung und gehört zu den cholestatischen Lebererkrankungen.

Synonyme und ICD-10: idiopathische sklerosierende Cholangitis; PSC; ICD-10-GM K83.0: Cholangitis; primär sklerosierend)

Weitere autoimmune Lebererkrankungen sind die autoimmune Hepatitis (AIH; Autoimmunhepatitis), die primär biliäre Cholangitis (PBC, vormals primär biliäre Zirrhose) und die IgG4-assoziierte Cholangitis (IAC).

Charakteristische Laborbefunde

  • Erhöhte alkalische Phosphatase (AP): Deutlich erhöht, oft das erste auffällige Laborzeichen.
  • Erhöhtes Gamma-Glutamyltransferase (GGT): Stark erhöht, reflektiert die Cholestase (Gallenstau).
  • Mäßig erhöhte Transaminasen (ALT, AST): Leichter bis moderater Anstieg, weniger ausgeprägt als bei klassischen Hepatitiden.
  • Erhöhtes Bilirubin: Anstieg bei fortgeschrittener Erkrankung oder akuten Schüben, Hinweis auf Cholestase.
  • Erhöhtes IgM: Typischerweise erhöht, kann bei Verdacht auf PSC unterstützend diagnostisch verwendet werden.
  • p-ANCA (perinukleäre antineutrophile zytoplasmatische Antikörper): In ca. 65-80 % der Fälle positiv, aber unspezifisch.
  • Autoantikörper (ANA, SMA, AMA): Können in einigen Fällen nachweisbar sein, sind aber nicht spezifisch für PSC.

Diese Laborparameter unterstützen die Diagnose der primär sklerosierenden Cholangitis, die in der Regel durch bildgebende Verfahren wie ERCP oder MRCP weiter abgeklärt wird.

Formen der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC)

  • Großgang PSC: Betrifft hauptsächlich die größeren Gallengänge. Charakterisiert durch Entzündungen und Verengungen in den großen intra- und extrahepatischen Gallengängen.
  • Kleingang PSC: Betrifft hauptsächlich die kleinen intrahepatischen Gallengänge. Diagnostiziert durch histologische Untersuchung, da bildgebende Verfahren oft keine Auffälligkeiten zeigen.
  • Overlap-Syndrom: Kombination von PSC und anderen autoimmunen Lebererkrankungen, insbesondere der autoimmunen Hepatitis (AIH).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 2-3 : 1.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 3. und 5. Lebensjahrzehnt (Männer: Diagnosestellung im Median zwischen dem 36. und 52. Lebensjahr) auf [1].

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 4 bis 16 Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 1-5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland) – mit steigender Tendenz.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Frühstadium: Oft asymptomatisch. Ein Drittel der Patienten ist beschwerdefrei, und die PSC wird meist zufällig durch Laborbefunde diagnostiziert. PSC ist nicht heilbar.
  • Progression: Mit fortschreitender Erkrankung kommt es zu fibrotischen Veränderungen, die zu Sklerosierungen und Stenosen der Gallenwege führen. Dies kann einen Gallenstau (Cholestase) verursachen. Die Leber wird durch toxische Bestandteile der gestauten Galle geschädigt, was zur Leberzirrhose führen kann.

Prognose

  • Malignomrisiko: PSC ist mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Malignome (Tumorerkrankung) assoziiert, insbesondere das cholangiozelluläre Karzinom (CCC). Daher ist die Krebsvorsorge- und -früherkennung von hoher Bedeutung.
  • Überlebenszeit: Ohne Lebertransplantation beträgt die mittlere Überlebenszeit zwischen 10 und 20 Jahren. Nach einer Lebertransplantation liegt die 10-Jahres-Überlebensrate bei ca. 80 %, wobei die Erkrankung in 20 % der Fälle rezidiviert (Wiederauftreten der Erkrankung).
  • Malignom-Mortalität: Das Risiko, aufgrund eines Malignoms zu sterben, liegt bei 40-58 %.

Komorbiditäten

  • PSC ist oft mit rheumatischen Erkrankungen assoziiert.
  • Es besteht eine deutliche Assoziation zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED): 60-80 % der PSC-Patienten leiden gleichzeitig an Colitis ulcerosa und 7-21 % an Morbus Crohn.
  • Häufig ist eine Assoziation mit einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD).

Literatur

  1. Mendes F, Lindor KD: Primary sclerosing cholangitis: overview and update. Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2010; 7: 611-9

Leitlinien

  1. EASL Clinical Practice Guidelines: management of cholestatic liver diseases. J Hepatol 2009; 51: 237-67
  2. S2k-Leitlinie: Autoimmune Lebererkrankungen. (AWMF-Registernummer: 021-027), Februar 2017 Langfassung