Hepatitis C – Einleitung

Die Hepatitis C ist eine virale Leberentzündung, die durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) verursacht wird. Die Infektion kann asymptomatisch, das heißt ohne Symptome, verlaufen, führt jedoch in einem hohen Prozentsatz der Fälle zu einer chronischen Hepatitis (dauerhafte Leberentzündung), die langfristig zu schweren Lebererkrankungen wie Leberzirrhose (Leberschrumpfung) und Leberzellkarzinom (Leberkrebs) führen kann.

Synonyme und ICD-10: HC-Virus Infektion; HCV; Non-A Non-B Leberentzündung; Virushepatitis C; virale nonA nonB Hepatitis; ICD-10-GM B17.1: Akute Virushepatitis C

Das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist ein RNA-Virus und gehört zur Gattung Hepacivirus der Familie der Flaviviridae. Man unterscheidet sechs Genotypen und 30 Subtypen. In Deutschland findet man vorwiegend die Genotypen 1 (78 %), 2 und 3 (18 %), 4 (3 %), 5 und 6 (1 %), in Europa und in den USA 1, 2 und 3 und in Afrika Typ 4. Weltweit verbreitet sind 1a (60 %), 1b, 2 und 3a.

Die Erkrankung gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (engl. STD (sexually transmitted diseases) oder STI (sexually transmitted infections)).

Bis zum Jahr 1991 gab es keine Nachweismethode für das Virus, sodass es bei Blutübertragungen häufig zur Hepatitis C-Infektion kam. Deshalb wurde die Hepatitis C auch als Transfusionshepatitis bezeichnet. Die Infektion durch Blutübertragungen ist heute durch moderne Testmethoden in Deutschland weitgehend ausgeschaltet und eine Ansteckung äußerst unwahrscheinlich.

Charakteristische Laborbefunde

  • Erhöhte Transaminasen (ALT, AST): Deutlich erhöhte Werte, die eine Leberentzündung anzeigen.
  • Positiver Anti-HCV-Antikörper: Nachweis einer HCV-Infektion.
  • HCV-RNA-Nachweis: Bestätigt die aktive Virusvermehrung und bestimmt die Viruslast.
  • Erhöhte Bilirubinwerte: Kann insbesondere bei schwerer Leberentzündung und Cholestase auftreten.

Formen der Erkrankung

  • Akute Hepatitis C: Häufig asymptomatisch oder mild verlaufend, mit spontaner Ausheilung in 10-50 % der Fälle.
  • Chronische Hepatitis C: Entwickelt sich bei 50-90 % der Infizierten, oft mit Fortschreiten zu Leberzirrhose und Leberzellkarzinom.
    • Leberzirrhose: Langzeitkomplikation der chronischen Infektion.
    • Hepatozelluläres Karzinom (HCC): Erhöhtes Risiko bei Patienten mit chronischer Hepatitis C und Zirrhose.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel
: Am häufigsten im mittleren Lebensalter (35-55 Jahre).

Prävalenz 
(Krankheitshäufigkeit)

  • Weltweit: Etwa 3 % der Weltbevölkerung sind chronisch mit HCV infiziert.
  • Deutschland: 0,3-0,5 % der Bevölkerung, bei Blutspendern ca. 0,1 %.
  • Europa und USA: Prävalenz zwischen 0,2-2 %, im Mittelmeerraum 1-5 %.
  • Entwicklungsländer: Häufig über 10 % der Bevölkerung betroffen.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen)In Deutschland variiert die Inzidenz je nach Bundesland zwischen 2,7 pro 100.000 Einwohner (Brandenburg) und 14,8 pro 100.000 Einwohner (Berlin).

Infektionsepidemiologie

Erreger: Hepatitis-C-Virus (HCV), ein RNA-Virus aus der Familie der Flaviviridae.

Erregerreservoir: Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir.

Vorkommen: Weltweit verbreitet, besonders häufig in tropischen Ländern und im Fernen Osten.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Hauptsächlich parenteral, durch Kontakt mit kontaminiertem Blut und transplantierten Organen.

Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Mittel bis hoch, abhängig vom Übertragungsweg (z. B. Nadelstichverletzungen, unsichere Bluttransfusionen).

Übertragungsweg:

  • Parenterale Übertragung: Häufigster Übertragungsweg, meist durch Kontakt mit kontaminiertem Blut, z. B. bei intravenösem Drogenkonsum. Der Missbrauch von Drogen (intravenöser Drogenabusus) ist eine der häufigsten Quellen für Neuinfektionen mit Hepatitis C. Auch medizinisches Personal, das häufig mit Blut in Kontakt kommt, gilt als gefährdet; das Infektionsrisiko bei einer Nadelstichverletzung (NSV, NSTV) mit viruspositivem Blut beträgt bis zu 1 %.
  • Sexuelle Übertragung: Parenterale Infektion durch Geschlechtsverkehr ist möglich. Bei Heterosexuellen beträgt die Infektionsrate während 100 Patientenjahren im Schnitt nur 0,4 Personen, bei Homosexuellen liegt die Infektionsrate bei 4,1.
  • Vertikale Übertragung: Von der Mutter auf das Ungeborene/Neugeborene ist möglich, aber seltener als bei Hepatitis B. Das Risiko liegt bei circa 2-7 % in Abhängigkeit von der Viruslast der Mutter.

Eintrittspforte: Haut oder Schleimhautkontakt mit infiziertem Blut.

Inkubationszeit
 (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 6-9 Wochen (2-26 Wochen möglich).

Krankheitsdauer
: Akute Phase bis zu 6 Monate, danach chronische Phase.

Dauer der Infektiosität
: So lange HCV-RNA im Blut nachweisbar ist.

Seroprävalenz
 (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Varianz je nach Region; hoch in Entwicklungsländern, niedriger in Industrieländern [3].

Erregerspezifische Immunität
: Keine Immunität nach spontaner oder behandlungsbedingter Ausheilung; Reinfektion ist möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Hepatitis C:

    • Asymptomatische Verläufe: In 75 % der Fälle verläuft die Hepatitis C asymptomatisch.
    • Symptomatische Verläufe: In 25 % der Fälle treten Symptome auf. Die symptomatische Hepatitis C führt in etwa 50 % der Fälle zu einer spontanen Ausheilung ohne Behandlung.
    • Akute Infektion: In den ersten sechs Monaten nach Infektion spricht man von einer akuten HCV-Infektion. In dieser Zeit kann die Hepatitis C spontan ausheilen.
  • Chronische Hepatitis C:

    • Chronische Verläufe: Asymptomatische Infektionen nehmen meist einen chronischen Verlauf an. Eine spontane Ausheilung der chronischen Hepatitis C tritt selten auf, ist aber möglich.
    • Therapie: Bei einer chronischen Infektion erfolgt eine leitliniengerechte Behandlung mit pangenotypisch wirksamen Virostatika für 8-16 Wochen.
    • Langzeitkomplikationen: Der chronische Verlauf führt in 2-35 % der Betroffenen nach 20-25 Jahren zur Leberzirrhose. Bei bestehender Leberzirrhose wird das kumulative 5-Jahres-Risiko für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) mit etwa 17 % angegeben.

Prognose

  • Ausheilung: Die Ausheilung der chronischen Hepatitis C, definiert als fehlender Nachweis von HCV-RNA im Blut sechs Monate nach Therapieende, beträgt unter den neuen hocheffektiven, direkt antiviral wirksamen Agenzien gegen HCV, der sogenannten „direct-acting antivirals“ (DAA), über 90 %.
  • Kurztherapie: Eine Heilung der akuten Hepatitis C in nur sechs Wochen mittels einer interferonfreien Behandlung (Ledipasvir plus Sofosbuvir) wurde erstmals publiziert [1].
  • Reinfektion: In einer Hochrisikogruppe (Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die außerdem mit HCV infiziert waren und mit HIV koinfiziert sind) erlitt jeder vierte Patient, bei dem eine komplette Ausheilung seiner Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) dokumentiert wurde, eine Reinfektion mit dem Virus [4].
  • Risikoreduktion: Eine antivirale Therapie gegen HCV führt infolge eines anhaltenden virologischen Ansprechens (SVR, sustained virological response) zu einer signifikanten Risikoreduktion für extrahepatische Manifestationen (Glomerulonephritis, Kryoglobulinämie, Non-Hodgkin-Lymphom) der Hepatitis C [2].
  • Gesamtmortalität: Die Behandlung von chronisch HCV-Infizierten mittels DAA geht mit einer signifikant geringeren Gesamtmortalität (ca. -52 %) und einer 34 % niedrigeren Leberkrebsinzidenz einher verglichen mit Patienten ohne diese Therapie [5].

Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis C steht bislang nicht zur Verfügung. 

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldung hat bei Krankheitsverdacht, Erkrankung sowie Tod namentlich zu erfolgen.

Komorbiditäten

Hepatitis C ist mit einem erhöhten Risiko für Insulinresistenz assoziiert.

Literatur

  1. Deterding K et al.: Ledipasvir plus sofosbuvir fixed-dose combination for 6 weeks in patients with acute hepatitis C virus genotype 1 monoinfection (HepNet Acute HCV IV): an open-label, single-arm, phase 2 study. doi: http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(16)30408-X
  2. Mahale P et al.: The effect of sustained virological response on the risk of extrahepatic manifestations of hepatitis C virus infection. Gut 2017; online 29. Juni. doi: 10.1136/gutjnl-2017-313983
  3. RKI: Epidemiologisches Bulletin. Hepatitis C im Jahr 2017. 29/2018
  4. Ingliliz P et al.: HCV reinfection incidence and spontaneous clearance rates in HIV-positive men who have sex with men in Western Europe. J Hepatol. 2017 Feb;66(2):282-287. doi: 10.1016/j.jhep.2016.09.004. Epub 2016 Sep 17.
  5. Carrat F et al. Clinical outcomes in patients with chronic hepatitis C after direct-acting antiviral treatment: a prospective cohort study. Lancet Published:February 11, 2019 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)32111-1 

Leitlinien

  1. Tiplica GS et al.: 2015 European guidelines for the management of partners of persons with sexually transmitted infections. JEADV 2015; online 7. Mai 2015. https://doi.org/10.1111/jdv.13181
  2. Hcvguidelines: Patients with Renal Impairment. American Association for The Study of Liver Diseases Sep 2017
  3. S3-Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektion. (AWMF-Registernummer: 021-012), Dezember 2017 Langfassung
  4. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung