Gallensteine (Cholelithiasis) – Einleitung

Bei der Cholelithiasis handelt es sich um die Bildung von Steinen in der Gallenblase oder in den Gallenwegen. Diese Steine können aus Cholesterin, Bilirubin oder einer Mischung aus beiden bestehen und führen zu verschiedenen klinischen Symptomen und Komplikationen.

Formen der Cholelithiasis

Nach Ort des Auftretens:

  • Cholelithiasis: Steine im Gallensystem allgemein
  • Choledocholithiasis: Steine im Hauptgallengang
  • Cholezystolithiasis: Steine in der Gallenblase

Nach Art der Gallensteine:

  • Cholesterinsteine: machen etwa 80 % aller Gallensteine aus
  • Pigmentsteine: etwa 20 %, bestehen aus Bilirubin und haben eine dunkle Farbe
  • Gemischte Steine: Kombination aus Cholesterin und Pigment

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 2-3.

Häufigkeitsgipfel: Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit dem Alter an. Gallensteine treten selten vor dem 20. Lebensjahr auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Frauen: ca. 15 %
  • Männer: ca. 7,5 % (in Deutschland)
  • Bei Vorliegen von Leberzirrhose (chronische Erkrankung, bei der das Lebergewebe zunehmend zerstört wird und die Leber ihre Funktion einbüßt) oder Morbus Crohn (chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED)): 25-30 %
  • Prävalenz steigt ab der 3. Lebensdekade stetig an

Verbreitung: Häufig in westlichen Industrieländern, selten in Ostasien, südlich der Sahara und bei Afroamerikanern.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Bei nur etwa 25 % der Betroffenen verursachen Gallensteine Symptome, sodass deren Entdeckung oft ein Zufallsbefund im Rahmen einer aus anderen Gründen durchgeführten Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) ist.
  • Solange die Gallensteine keine Beschwerden auslösen, ist eine Therapie nicht erforderlich.
  • Bei wiederholten Gallenkoliken oder Komplikationen wie Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) kann ein chirurgischer Eingriff, wie die minimal-invasive laparoskopische Cholezystektomie (operative Gallenblasenentfernung), erforderlich sein.
  • Gallensteine können rezidivierend (wiederkehrend) auftreten.

Prognose

  • Ein symptomatisches Gallensteinleiden mit gallenspezifischen Symptomen oder akuten Komplikationen (Cholezystitis, Cholangitis (Gallenwegsentzündung), Pankreatitis/Bauchspeicheldrüsenentzündung) ist jederzeit möglich.
  • Das jährliche Risiko für Symptome liegt bei 1-4 % und für Komplikationen bei 0,1-0,3 % [2].
  • Die Prognose hängt von der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung der Komplikationen ab.

Komorbiditäten

Drei große Kohortenstudien bestätigen, dass bei Gallensteinen auch das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) erhöht ist. Möglicherweise kann eine gestörte Gallenfunktion zum erhöhten KHK-Risiko beitragen [1].

Literatur

  1. Zheng Y et al.: Gallstones and Risk of Coronary Heart Disease. Arterioscler Thromb Vasc Biol 2016, online 18. August doi: 10.1161/ATVBAHA.116.307507
  2. Lammert F, Neubrand MW, Bittner R, Feussner H, Greiner L, Hagenmuller F, Kiehne KH et al. :S3-guidelines for diagnosis and treatment of gallstones. German Society for Digestive and Metabolic Diseases and German Society for Surgery of the Alimentary Tract. Z Gastroenterol 2007;45:971-1001

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie von Gallensteinen. (AWMF-Registernummer: 021-008), November 2017 Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen. (AWMF-Registernummer: 021-025), Februar 2022 Langfassung