Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Beschwerdefreiheit
- ggf. Eliminierung der Erreger (soweit eine bakterielle Cholezystitis vorliegt; ca. 85 % der Fälle)
- Vermeidung von Komplikationen
Therapieempfehlungen
- Analgesie (Schmerzlinderung) bei Gallenkolik, in Abhängigkeit von der Schwere der Kolik:
- Bei leichter Kolik Butylscopolamin (Parasympatholytikum), rektale ("in den Mastdarm") oder parenterale ("unter Umgehung des Darms") Gabe bevorzugen und/oder Glyceroltrinitrat plus ein Analgetikum (z. B. Paracetamol oder Metamizol) einsetzen
- Bei schwerer Kolik Metamizol und Butylscopolamin und ein Opioid-Analgetikum kombinieren
Cave! Keine Opioid-Analgetika außer Pethidin oder Buprenorphin verwenden! wg. Risiko des Sphinkter Oddi-Spasmus (Krampf des Schließmuskel im Bereich der Mündung des Gallenganges in den Zwölffingerdarm) - Neben der medikamentösen Therapie sollte für mindestens 24 h Nahrungskarenz (Verzicht auf Nahrung) eingehalten werden, danach fettarme Diät
- Bei leichter Kolik Butylscopolamin (Parasympatholytikum), rektale ("in den Mastdarm") oder parenterale ("unter Umgehung des Darms") Gabe bevorzugen und/oder Glyceroltrinitrat plus ein Analgetikum (z. B. Paracetamol oder Metamizol) einsetzen
- Antibiose (Antibiotikagabe) bei Verdacht auf bakteriell bedingte Cholezystitis:
- Beachte: Die empirische Therapie muss deeskaliert (niedrigere Dosierung, Absetzen einzelner Mittel) werden, sobald die Kulturergebnisse vorliegen; die Therapiedauer soll so kurz wie möglich gehalten werden.
- Wahl des Antibiotikums unter Berücksichtigung folgende Kriterien: Zielorganismen, lokale Resistenzlage, Pharmakokinetik und Pharmakodynamik, Leberfunktion, frühere Antibiotikatherapien, Allergien sowie weitere mögliche unerwünschte Ereignisse.
- Ampicillin + Sulbactam (Acylaminopenicillin + ß-Laktamase-Inhibitor) [Mittel der ersten Wahl]; bei septischem Verlauf und Hochrisikopatienten [1]: Antibiotikatherapie mit Piperacillin + Tazobactam
- Therapiedauer (s. u. Tokyo Guidelines 2018):
- Für Patienten mit akuter Cholezystitis vom Grad I oder II wird eine antimikrobielle Therapie nur vor und zum Zeitpunkt der Operation empfohlen.
- Für Patienten mit Grad III sollten postoperativ noch über vier bis sieben Tage antibiotisch behandelt werden.
- Bei Patienten mit pericholezystischem Abszess (Eiterhöhle im Bereich der Gallenblase) oder Gallenblasenperforation (Durchbruch der Gallenblase) sollte die antimikrobielle Therapie so lange fortgeführt werden, bis der Patient fieberfrei ist, die Leukozytenzahl ("weiße Blutkörperchen") im Normbereich ist und keine Abdominalbefunde (Befunde der Bauchorgane) mehr vorliegen
- Laparoskopische Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung per Bauchspiegelung; siehe unter "Operative Therapie")
- Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Analgetika
Analgetika sind Schmerzmittel. Es gibt mehrere verschiedene Untergruppen, wie die NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) zu denen Ibuprofen und ASS (Acetylsalicylsäure) gehören, oder aber die Gruppe um die nichtsauren Analgetika Paracetamol und Metamizol. Sie werden alle weit verbreitet eingesetzt. Bei vielen Präparaten dieser Gruppen besteht die Gefahr von Magenulzera (Magengeschwüren) bei längerer Anwendung.
Spasmolytika
Spasmolytika sind krampflösende Medikamente. Sie werden in verschiedene Untergruppen unterteilt und werden unter anderem beim Asthma bronchiale, bei Nieren- und Gallenkoliken und bei Magen-Darm-Krämpfen eingesetzt. Die wichtigsten Vertreter sind Butylscopolamin und Scopolamin.
Antibiotika
Antibiotika sind Medikamente, die bei Vorliegen einer Infektion mit einem Bakterium verabreicht werden. Sie wirken entweder bakteriostatisch, indem sie das Wachstum der Bakterien hemmen oder bakterizid, das heißt, sie töten die Bakterien ab.
Literatur
- Stallmach A, Hagel S, Bruns T, Pletz M, Eckmann C (2013) Empirical antibiotic therapy in intra-abdomial infections: cases and evidence-based therapeutic recommendations. Z Gastroenterol 51:1069-1081 doi: 10.1055/s-0033-1335043.
Leitlinien
- Miura F et al.: Tokyo Guidelines 2018: initial management of acute biliary infection and flowchart for acute cholangitis. J Hepatobiliary Pancreat Sci (2018) 25:31-40. doi: 10.1002/jhbp.509.