Fettleber (Steatosis hepatis) – Klassifikation

Fettleber ist eine heterogene Erkrankung, die zunehmend häufiger auftritt und ein signifikantes Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Folgeerkrankungen birgt. Die metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) umfasst ein Spektrum von Krankheitsbildern, das durch drei metabolische Subtypen differenziert werden kann. Diese Subtypen basieren auf verschiedenen pathophysiologischen Mechanismen und haben unterschiedliche kardiometabolische Risiken.

Übersichtstabelle: Subtypen der MASLD [1]

Subtyp Hauptpathomechanismus Kardiometabolisches Risiko
Subtyp A (47 %) Dominanz einer hepatischen genetischen Komponente Geringstes 10-Jahres-Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen; niedrigere Serum-Triglyceride, Cholesterin, VLDL, LDL und Rest-Lipoprotein-Cholesterin
Subtyp B (27 %) Dominanz einer metabolischen Komponente im Zusammenhang mit hepatischer De-novo-Lipogenese Höheres kardiometabolisches Risiko als Subtyp A
Subtyp C (26 %) Dominanz einer metabolischen Komponente im Zusammenhang mit Dysfunktion des Fettgewebes Höheres kardiometabolisches Risiko als Subtyp A

Beschreibung der Subtypen

  • Subtyp A (Hepatische genetische Komponente):

    • Ursache: Genetische Veränderungen, die eine Anfälligkeit für MASLD begünstigen.
    • Charakteristika: Niedrigere Serumwerte für Triglyceride, Cholesterin, VLDL (very low density lipoprotein), LDL (low density lipoprotein) und Rest-Lipoprotein-Cholesterin.
    • Risiko: Geringes kardiometabolisches Risiko, trotz nachgewiesener MASLD.
  • Subtyp B (Hepatische De-novo-Lipogenese):

    • Ursache: Störung der hepatischen Synthese von Lipiden durch metabolische Dysfunktion.
    • Charakteristika: Erhöhte Serum-Lipidwerte und gesteigerte Insulinresistenz.
    • Risiko: Höheres Risiko für kardiometabolische Erkrankungen als Subtyp A.
  • Subtyp C (Dysfunktion des Fettgewebes):

    • Ursache: Fehlregulation und Insuffizienz des subkutanen Fettgewebes, die zur Speicherung von Lipiden in der Leber führt.
    • Charakteristika: Ähnlich wie Subtyp B, jedoch mit zusätzlicher Dysfunktion des Fettgewebes.
    • Risiko: Höheres Risiko für kardiometabolische Erkrankungen, insbesondere bei fortschreitender Krankheit.

Potenzial für Therapie und Präzisionsmedizin

Die Identifikation der Subtypen ermöglicht eine präzisere Risikoeinschätzung und individualisierte Therapieansätze:

  • Therapeutische Optionen:
    • GLP-1-Rezeptoragonisten und Inkretin-Co-Agonisten: Reduktion der Körperfettmasse, vor allem bei MASH und Fibrose Grad 2/3.
    • Resmetirom: Schilddrüsenhormon-β-Rezeptoragonist, wirksam ohne Einfluss auf die Körperfettmasse.
    • Lanifibranor: PPAR-Agonist, fördert stoffwechselgesunde Unterhautfettmasse.
  • Zukunftsperspektiven:
    • Entwicklung maßgeschneiderter Programme zur Lebensstiländerung.
    • Einsatz spezifischer Medikamente, abgestimmt auf den Subtyp.

Die Erkenntnisse über die Subtypen der MASLD eröffnen neue Möglichkeiten für eine präzisere Vorhersage und individualisierte Therapie, was das Fortschreiten der Erkrankung möglicherweise verlangsamen oder verhindern kann.

Literatur

  1. Stefan N et al.:  Metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease: heterogeneous pathomechanisms and effectiveness of metabolism-based treatment. The Lancet Diabetes & Endocrinology, Published Online December 13, 2024, https://doi.org/10.1016/S2213-8587(24)00318-8