Bauchwassersucht (Aszites) – Operative Therapie
Der Aszites (Bauchwassersucht) ist ein Symptom, das auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweist, häufig eine Lebererkrankung (z. B. Leberzirrhose). Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach der Grunderkrankung, jedoch sind bei therapierefraktärem Aszites (keine ausreichende Wirkung konservativer Maßnahmen) verschiedene operative und interventionelle Verfahren erforderlich.
1. Parazentese (Aszitespunktion)
- Definition: Punktion und Ableitung des Aszites aus der Bauchhöhle zu therapeutischen Zwecken.
- Indikation:
- Symptomatische Linderung bei großen Aszitesmengen, insbesondere bei Beschwerden wie Atemnot oder Bauchschmerzen.
- Diagnostische Entnahme bei Verdacht auf bakterielle Peritonitis oder malignen Aszites.
- Verfahren:
- Durchführung unter sterilen Bedingungen, meist mit Ultraschallkontrolle zur sicheren Punktionslage.
- Im Allgemeinen wird pro Liter Punktat eine Substitution von 6-8 g Albumin (Bluteiweiß) empfohlen, um eine Hypovolämie (verminderte Blutmenge im Kreislauf) zu verhindern.
- Besonderheiten bei malignem Aszites [1]:
- Symptomlinderung hält zwischen 4-45 Tagen an.
- Intravenöse Volumensubstitution nach Parazentese:
- < 5 l Punktat: Keine routinemäßige Substitution erforderlich.
- > 5 l Punktat: Keine eindeutige Evidenz; ggf. Gabe von 5 % Dextrose oder Albumin.
2. Intraperitoneale Dauerdrainage
- Definition: Implantation eines Kathetersystems zur kontinuierlichen Ableitung von Aszitesflüssigkeit.
- Indikation:
- Häufige Parazentesen erforderlich, insbesondere bei malignem Aszites oder therapierefraktärem Aszites.
- Vorteile:
- Reduktion der Belastung durch wiederholte Punktionen.
- Bessere Kontrolle der Flüssigkeitsansammlung.
- Risiken:
- Infektionen wie Peritonitis.
- Verstopfung oder Fehlfunktion des Katheters.
3. Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stent-Shunt (TIPS)
- Definition: Anlage eines Kurzschlusses zwischen der Pfortader (Vena portae) und einer Lebervene (Vena hepatica) über die Halsvene (Vena jugularis), um den Druck im Pfortadersystem zu reduzieren.
- Indikation:
- Aszites aufgrund von Pfortaderhochdruck (portale Hypertension, PH), der auf Diuretika und Parazentesen nicht anspricht.
- Wiederholte Episoden einer spontan bakteriellen Peritonitis.
- Vorteile:
- Effektive Kontrolle des therapierefraktären Aszites.
- Verbesserung der Lebensqualität.
- Risiken:
- Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie (Funktionsstörung des Gehirns infolge der Lebererkrankung).
- Komplikationen während des Eingriffs wie Blutungen oder Shunt-Dysfunktion.
4. Lebertransplantation (LTx)
- Definition: Ersatz der erkrankten Leber durch ein Transplantat.
- Indikation:
- Therapierefraktärer Aszites bei Leberzirrhose und Erreichen der Kriterien für eine Lebertransplantation.
- Begleitend: Hepatorenales Syndrom (Nierenfunktionsstörung infolge der Lebererkrankung).
- Prognose:
- Nach erfolgreicher Transplantation verschwindet der Aszites in der Regel vollständig.
5. Alternative Therapien
- Peritoneovenöser Shunt:
- Ableitung des Aszites in den venösen Kreislauf.
- Wird selten verwendet, da das Verfahren mit hohen Komplikationsraten verbunden ist.
Zusammenfassung
Die operative und interventionelle Therapie des Aszites ist essenziell für therapierefraktäre Fälle, insbesondere bei Lebererkrankungen. Parazentese bleibt die Methode der Wahl, während TIPS oder Dauerdrainagen bei speziellen Indikationen eingesetzt werden. Die definitive Therapie erfolgt bei geeigneten Patienten durch eine Lebertransplantation. Engmaschige Nachsorge und interdisziplinäre Betreuung sind entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung.
Literatur
- Gerbes AL, Gülberberg V, Sauerbruch T et al (2011): S3-Leitlinie „Aszites, spontan bakterielle Peritonitis, hepatorenales Syndrom“. Z Gastroenterol 49:749-779