Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) – Einleitung

Beim Pankreaskarzinom – umgangssprachlich Bauchspeicheldrüsenkrebs genannt – handelt es sich um eine maligne Neoplasie (bösartige Neubildung) im Bereich des Pankreas, die sich in mehr als zwei Drittel der Fälle im Pankreaskopf (Caput pancreatis) befindet.

Synonyme und ICD-10: Bauchspeicheldrüsenkarzinom; Pankreaskopfkarzinom; Pankreaskrebs; Pankreasmalignom; Pankreatoblastom; Zystadenokarzinom des Pankreas; ICD-10-GM C25.-: Bösartige Neubildung des Pankreas

Das Pankreaskarzinom stellt nach dem Kolon- und dem Magenkarzinom den dritthäufigsten malignen Tumor des Gastrointestinaltrakts dar. Es ist bald das dritthäufigste Karzinom in Europa und könnte auf Platz 2 der Krebstodesursachen vorrücken.

Anatomie und Funktionen

Anatomie des Pankreas 
Das Pankreas, auch Bauchspeicheldrüse genannt, ist ein etwa 15 cm langes Organ im Oberbauch, das hinter dem Magen liegt. Es gliedert sich in drei Hauptteile:

  • Pankreaskopf (Caput pancreatis): Liegt in der C-förmigen Krümmung des Duodenums.
  • Pankreaskörper (Corpus pancreatis): Der mittlere Teil hinter dem Magen.
  • Pankreasschwanz (Cauda pancreatis): Der schmale, spitze Teil, der bis zur Milz reicht.

Funktionen des Pankreas 
Das Pankreas hat sowohl exokrine als auch endokrine Funktionen, die essenziell für Verdauung und Stoffwechsel sind.

Exokrine Funktion 
Produktion und Sekretion von Verdauungsenzymen, die in den Zwölffingerdarm abgegeben werden:

  • Amylase: Spaltet Kohlenhydrate.
  • Lipase: Zerlegt Fette.
  • Proteasen (z. B. Trypsin, Chymotrypsin): Zersetzen Proteine.

Diese Enzyme werden in den Azinuszellen produziert und über das Gangsystem in den Zwölffingerdarm geleitet.

Endokrine Funktion 
Die Langerhans-Inseln des Pankreas enthalten Zelltypen, die Hormone ins Blut abgeben:

  • Beta-Zellen: Produzieren Insulin, senkt den Blutzuckerspiegel.
  • Alpha-Zellen: Produzieren Glukagon, erhöht den Blutzuckerspiegel.
  • Delta-Zellen: Produzieren Somatostatin, hemmt die Freisetzung anderer Hormone.
  • PP-Zellen (F-Zellen): Produzieren pankreatisches Polypeptid, reguliert die exokrine Sekretion und die Magen-Darm-Motilität.

Formen des Pankreaskarzinoms

  • Duktales Adenokarzinom (PDAC): Die häufigste Form (über 95 %), die von den Gangzellen des Pankreas ausgeht.
  • Azinöses Karzinom: Selten, geht von den exokrinen Drüsenzellen aus.
  • Pankreatoblastom: Sehr selten, tritt hauptsächlich bei Kindern auf.
  • Zystische Neoplasien: Dazu gehören zystische Adenokarzinome und IPMN (intraduktale papillär-muzinöse Neoplasien).
  • Neuroendokrine Tumoren: Selten, gehen von den hormonproduzierenden Zellen des Pankreas aus.

Lokalisation des Pankreaskarzinoms

  • Pankreaskopf: Ca. 70 % der Fälle.
  • Pankreaskorpus: Ca. 20 % der Fälle.
  • Pankreasschwanz: Ca. 10 % der Fälle.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Ausgeglichen.

Häufigkeitsgipfel: Zwischen dem 6. und 8. Lebensjahrzehnt.
Mittleres Erkrankungsalter: Männer 72 Jahre, Frauen 76 Jahre.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Höher in der schwarzen Bevölkerung und bei Stadtbewohnern.

Inzidenz (Neuerkrankungen): 5-10 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland. Deutschland, Niederlande, Dänemark und Irland haben die höchsten Neuerkrankungsraten in Europa.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Frühes Stadium: Oft symptomlos, daher selten frühzeitig diagnostiziert.
  • Fortgeschrittenes Stadium: Aggressives Wachstum und frühzeitige Metastasierung. Symptome können einschließen:
    • Gewichtsverlust
    • Oberbauchschmerzen
    • Gelbsucht (Ikterus; bei Befall des Pankreaskopfes)
    • Diabetes mellitus (bei Neubildung)
    • Appetitlosigkeit und Übelkeit

Prognose

  • Allgemein
    • Die Mortalität entspricht nahezu der Anzahl der jährlichen Neuerkrankungen.
    • Seit 2019 steht das Pankreaskarzinom bei den Tumorsterbefällen sowohl bei Frauen als auch bei Männern im Rang zwei.
  • 5-Jahres-Überlebensrate
    • Pankreaskopfkarzinom: Nach vollständiger Resektion ca. 75 %.
    • Pankreaskorpus und -schwanz: Nach R0-Resektion ca. 15 %.
    • Allgemein: Bei Männern ca. 8 %, bei Frauen ca. 7 %.
  • Langzeitüberleben
    • Patienten mit einem duktalen Adenokarzinom des Pankreas können fünf bis sechs Jahre nach der Diagnose aufatmen; die krebsbedingte Mortalitätsrate sinkt unter 10 % pro Jahr. Nach neun Jahren ist es sogar wahrscheinlicher, an anderen Ursachen als einem Pankreaskarzinom zu sterben [1].
  • Besondere Hinweise
    • Patienten älter als 50 Jahre mit neu diagnostiziertem Diabetes mellitus leiden in ca. 0,8-3 % der Fälle ursächlich an einem zugrunde liegenden (bislang unbekannten) Pankreaskarzinom [2].

Literatur

  1. Swords DS et al.: Causes of Death and Conditional Survival Estimates of Medium- and Long-term Survivors of Pancreatic Adenocarcinoma. JAMA
  2. Singhi AD et al.: Early detection of pancreatic cancer: opportunities and challenges. Gastroenterology 2019;156:2024-2040 doi: 10.1053/j.gastro.2019.01.259 

Leitlinien

  1. Patientenleitlinie: Bauchspeicheldrüsenkrebs; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. Dezember 2014. Leitlinienprogramm Onkologie
  2. S3-Leitlinie: Exokrines Pankreaskarzinom. (AWMF-Registernummer: 032-010OL), März 2024 Kurzfassung Langfassung