Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) hinweisen:

Akute Pankreatitis (AP)

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine akute Pankreatitis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Akute abdominelle Schmerzen (Bauchschmerzen): Dies ist das wichtigste Symptom. Typisch ist ein starker, bohrender und anhaltender Schmerz im oberen Bauch (Epigastrium), der in den Rücken, Brustkorb, die Flanken oder den Unterbauch ausstrahlen kann. Dieser Schmerz bessert sich oft in sitzender oder kauernder Position. Dies betrifft etwa 80-90 % der Fälle.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der akuten Pankreatitis:

  • Übelkeit (Nausea): Tritt bei etwa 70-80 % der Patienten auf
  • Erbrechen: Kommt in etwa 60-70 % der Fälle vor
  • Fieber: Gelegentliches Symptom, das in etwa 40-50 % der Fälle auftritt
  • Bauchdeckenspannung (Peritonismus): Spannungsgefühl im Bauch aufgrund einer Reizung des Bauchfells (Peritoneum), tritt bei etwa 50-60 % der Fälle auf

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Blähungen (Meteorismus): Aufgrund einer geringeren Darmbeweglichkeit; tritt bei etwa 30-50 % der Patienten auf
  • Gelbsucht (Ikterus): Tritt bei etwa 20-30 % der Patienten auf, besonders bei gallenbedingter Ursache
  • Niedriger Blutdruck (Hypotonie): Kann bei etwa 30-40 % der Patienten auftreten
  • Schneller Herzschlag (Tachykardie): Herzfrequenz über 100 Schläge pro Minute; tritt bei etwa 30-50 % der Patienten auf
  • Gummibauch: Ein elastisches Spannungsgefühl im Bauch aufgrund einer beginnenden Reizung des Bauchfells, das bei etwa 20-30 % der Fälle auftreten kann

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Kreislaufschock: Bei schweren Verläufen mit nachfolgender Oligurie (weniger als 500 ml Urin/24 Std.) oder Anurie (weniger als 100 ml Urin/24 Std.)
  • Blutungen um den Bauchnabel (Cullen-Zeichen): Einblutungen um den Bauchnabel als Zeichen einer schweren akuten Pankreatitis; tritt bei etwa 10-20 % der Fälle auf
  • Aszites und Pleuraerguss: Flüssigkeitsansammlungen im Bauch (Aszites) und im Brustkorb (Pleuraerguss), was bei etwa 10-20 % der Patienten auftreten kann

Weitere Hinweise

In einer retrospektiven Erhebung wurden Patienten mit einer schweren AP, die intensivmedizinisch behandelt wurden, eingeschlossen. Die Diagnose einer AP wurde gestellt, wenn 2 der 3 folgenden Kriterien erfüllt waren [1]:

  • klinische Symptomatik übereinstimmend mit einer AP (s. o.) mit plötzlich auftretendem und anhaltendem Fieber sowie epigastrischen Schmerzen, die auch in den Rücken (gürtelförmig), Thorax (Brustkorb), die Flanken oder den Unterbauch ausstrahlen
  • Nachweis eines mindestens 3‑fachen Anstiegs der Serum-Lipase oder -Amylase
  • Vorliegen charakteristischer Merkmale in einem bildgebenden Verfahren (Computertomographie CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Sonographie/Ultraschall) [z. B. diffuse Vergrößerung des Pankreas, peripankreatische Flüssigkeit, parenchymale oder peripankreatische Nekrose(n); ggf. Hinweis auf biliäre (Gallenblasen-bedingte) Ursache]

Dumpfe Schmerzen versus stark stechenden Schmerz

Eine Auswertung der Schmerzen von Pankreatitispatienten bei der Aufnahme ergab bei 70 % einen starken Schmerz, über 60 % beschrieben den Schmerz als Krampf und rund die Hälfte gab den Schmerz im oberen Abdomenbereich an. Patienten mit starken Schmerzen gaben hatten zwar häufiger eine schwere Pankreatitis als solche mit weniger starken Schmerzen (4,5 versus 2,3 %), der Unterschied war allerdings nicht signifikant. 
Patienten, die den Schmerz als stechend empfunden haben, hatten in 7, 2 % der Fälle einen schwereren Verlauf im Vergleich zu anderen Schmerzqualitäten. Das Kollektiv der Patienten mit stechenden Schmerzen zeigte folgende Auswirkungen [2]:

  • erhöhte Mortalität/Sterberate (3,4 % versus 1,3 %)
  • 13 % der Patienten entwickelten eine Nekrose (Gewebetod)
  • 25 % benötigten Opioide

Chronische Pankreatitis

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine chronische Pankreatitis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Starke Oberbauchschmerzen: Dies ist das früheste Symptom und zugleich das Hauptsymptom. Der Schmerz ist tief im Bauch lokalisiert und strahlt gürtelförmig in den Rücken aus. Er kann Stunden bis Tage andauern und wird oft durch das Essen ausgelöst. Dies betrifft etwa 70-90 % der Fälle.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der chronischen Pankreatitis:

  • Gewichtsverlust: Tritt häufig aufgrund einer verminderten Nahrungsaufnahme durch Schmerzen auf und betrifft etwa 60-80 % der Patienten
  • Durchfall (Diarrhoe) und Fettstuhl (Steatorrhoe): Diese Symptome treten auf, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Verdauungsenzyme produziert (exokrine Pankreasinsuffizienz). Dies zeigt sich erst, wenn die Lipasesekretion um mehr als 90-95 % reduziert ist, was bei etwa 30-50 % der Patienten auftritt.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Mangelernährung: Kann aufgrund der gestörten Verdauungsprozesse und der damit verbundenen unzureichenden Nährstoffaufnahme auftreten, betrifft etwa 40-60 % der Patienten
  • Gelbsucht (Ikterus): Tritt möglicherweise aufgrund eines entzündlich geschwollenen Pankreaskopfes oder einer Pseudozyste auf, die den Gallenabfluss behindern, bei etwa 20-30 % der Patienten

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Langsam einsetzende endokrine Pankreasinsuffizienz: Diese betrifft die Langerhans-Inseln, die für die Regulation des Blutzuckerspiegels verantwortlich sind, und zeigt sich erst nach mehreren Jahren der Erkrankung

Autoimmune Pankreatitis (AIP; 2-5 % aller Pankreatitiden)

Leitsymptome 
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine autoimmune Pankreatitis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Schmerzlose Gelbsucht (Ikterus): Eine Gelbfärbung der Haut und der Augen, die schmerzlos auftritt und bei etwa 60-80 % der Fälle vorkommt

Hauptsymptome (primäre Symptome) 
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der autoimmunen Pankreatitis:

  • Entzündung der Gallenwege (Sklerosierende Cholangitis): Eine Entzündung der Gallenwege, die bei etwa 85 % der Patienten mit AIP auftritt
  • Diabetes mellitus: Diese Stoffwechselerkrankung, die zu erhöhten Blutzuckerwerten führt, entwickelt sich bei etwa zwei Drittel der betroffenen Patienten (ca. 60-70 %).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Unspezifische Oberbauchbeschwerden: Unklare Schmerzen oder Beschwerden im oberen Bauchbereich, die bei etwa 30-50 % der Patienten auftreten
  • Fibrose: Langfristige Gewebeveränderungen, die die Bauchspeicheldrüse verhärten und ihre Funktion beeinträchtigen können

Literatur

  1. Banks PA, Bollen TL, Dervenis C, Gooszen HG, Johnson CD, Sarr MG, Tsiotos GG, Vege SS, Acute Pancreatitis Classification Working Group: Classification of acute pancreatitis 2012: revision of the Atlanta classification and definitions by international consensus. Gut 2013 Jan;62(1):102-11. doi: 10.1136/gutjnl-2012-302779. Epub 2012 Oct 25.
  2. Földi M et al.: The characteristics and prognostic role of acute abdominal on-admission pain in acute pancreatitis: A prospective cohort analysis of 1432 cases. Eur J Pain 2021; https://doi.org/10.1002/ejp.1885