Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen bei einer akuten Pankreatitis

  • CRP (C-reaktives-Protein) [Unterscheidung mild vs. schwerer Verlauf: > 150 mg/dl 48 h] bzw. PCT (Procalcitonin) [Indikator für den Schweregrad]
  • Amylase im Serum
  • Lipase [akute Pankreatitis: ≥ 3-Faches der oberen Norm → Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane); falls kein eindeutiger Befund vorliegt, sollte eine kontrastmittelgestützte Computertomographie (CT) erfolgen]
  • Trypsin
  • Elastase im Serum 
  • Kleines Blutbild [Hämatokrit: hoher negativer prädiktiver Wert (NPW) für einen Hämatokritwert > 44 %; guter Marker zum Ausschluss eines schweren Verlaufs] [1]
  • Calcium (Calciumspiegel < 2 mmol/l: schwerer Verlauf [5]), Kalium, Magnesium, Natrium
  • Lipide, insbesondere Triglyceride
  • Nüchternglucose [Serumglukosekonzentration < 6,9 mmol/l]
  • PTT, Quick
  • Albumin, Bilirubin, Transaminasen (GOP, GPT), AP, LDH [GPT: bei gallensteininduzierter Pankreatitis dreifach erhöhte GPT; bester Marker: 90 % Vorhersagewert. 50 % Sensitivität]
  • Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance 
    [Serumkreatinin: Prädiktor für das Auftreten pankreatischer Nekrosen identifiziert] [2]
    [Serumharnstoff-Stickstoff: hoher prädiktiver Wert für einen schweren Verlauf] [3]
  • Hochsensitives kardiales Troponin T (hs-cTnT) oder Troponin I (hs-cTnI) 
  • Blutgasanalyse (BGA); Bestimmung von:
    • Venös: pH-Wert, BE, HCO3 −, Lactat

Die Diagnose einer akuten Pankreatitis basiert normalerweise auf einer erhöhten Serumamylase. Nach 48 bis 72 Stunden normalisiert sich dieser Wert wieder, wobei die Pankreatitis weiter bestehen kann. Andererseits können erhöhte Amylase- und Lipasewerte auch für 7 bis 14 Tage persistieren. Die Bestimmung von Amylase und Lipase zugleich erhöht die diagnostische Sicherheit.

Zur Beurteilung des Schweregrades der Erkrankung eignen sich besonders das CRP und die Elastase, während Amylase und Lipase dafür ungeeignet sind.
Des Weiteren weisen erhöhte Harnstoff-Werte auf einen ungünstigen Verlauf hin.

Laborparameter 2. Ordnung – zur Verlaufskontrolle bzw. Komplikationserkennung

  • Entzündungsparameter CRP (C-reaktives-Protein)  [>15 mg/dl innerhalb der ersten 72 h → Hinweis für einen schweren Verlauf]
  • Hb, Hk [normaler Hämatokrit bei Aufnahme und nach 48 h → niedriges Komplikationsrisiko]
  • Calcium [Normalwerte → niedriges Komplikationsrisiko]
  • Glucose [schwerwiegender Verlauf: > 10 mmol/L]
  • Albumin [schwerwiegender Verlauf: < 32 g/L]
  • Laktatdehydrogenase (LDH) [schwerwiegender Verlauf:> 600 IU/L]
  • GOT [schwerwiegender Verlauf: > 200 IU/L]
  • Kreatinin
  • Harnstoff [Anstieg innerhalb der ersten 24 h → mit erhöhter Letalität einhergehend; schwerwiegender Verlauf: > 16 mmol/L]

Prognostische Parameter

Zeichen ungünstiger Parameter (s. a. unter Folgeerkrankungen/Prognosefaktoren: modifizierte Glasgow-Kriterien)

 Initial
 Im Verlauf
 Alter > 55 J.   CRP > 150 mg/dl
 BMI > 30 kg/m2
 Hk-Abfall > 10 %
 Leukos > 16.000/μl   Calcium < 2,0 mmol/l
 Glucose > 200 mg/dl
(= 11,1 mmol/l)
 pO2 < 60 mmHg
 LDH > 350 U/l  Flüssigkeitsdefizit > 6 l
 GPT > 120 U/l  Urin < 50 ml/h
 Fieber (rect.) > 38,5 °C
 Schock, Tachykardie

Bedside-index-of-severity-in-acute-pancreatitis (BISAP)-Scores – s. u. Klassifikation

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen bei einer chronischen Pankreatitis

  • Elastase im Stuhl (3 Proben an 3 Tagen) – zur Diagnosestellung der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI; Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die mit einer ungenügenden Produktion von Verdauungsenzymen einhergeht)
  • Pankreolauryltest
  • Elastase im Serum

Im akuten Schub einer chronischen Pankreatitis wird die gleiche Labordiagnostik durchgeführt wie bei einer akuten Pankreatitis. Dabei ist zu beachten, dass die Amylase und Lipase häufig im Normbereich sind, da aufgrund des chronischen Verlaufs funktionelles Pankreasgewebe zerstört worden ist.
Ein erhöhter Glucosewert (Blutzuckerwert) kann Hinweis auf eine seltene schmerzlose Pankreatitis geben.

Bei exokriner Pankreasinsuffizienz (EPI; Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die mit einer ungenügenden Produktion von Verdauungsenzymen einhergeht) sind Stuhluntersuchungen erforderlich (s. u. "Pankreasinsuffizienz/Labordiagnostik"). Des Weiteren werden bei einer chronischen Pankreatitis Pankreasfunktionsteste wie der Sekretin-Pankreozymin- oder Fluorescein-Dilaurat-Test (Pankreoauryl-Test) zur Beurteilung der exokrinen Pankreasfunktion durchgeführt. Sie werden allerdings aufgrund sehr aufwendiger Durchführung selten eingesetzt.

Zur Diagnosestellung einer endokrinen Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüse produziert weniger oder gar kein Insulin mehr) sollten die Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) (pathologisch: > 126 mg/dl; >7 mmol/l) und die HbA1c-Bestimmung (pathologisch: ≥ 6,5 %) herangezogen werden. Im Zweifelsfall wird die Durchführung eines oralen Glukosetoleranztests mit 75 g Glucose empfohlen. 
Gemäß der aktuellen Leitlinie sollte die Diagnostik jährlich erfolgen.

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Bei Verdacht auf autoimmune Pankreatitis – Immunglobuline Ig G4
  • Gamma-GT und CDT (Carbohydrate Deficient Transferrin) – Indikator für Alkoholkonsum (Anstieg von CDT bei einem täglichen Alkoholkonsum von mehr als circa 60-70 g über circa zwei Wochen)
  • Schweißtest (mittels Pilocarpin-Iontophorese zum klinischen Nachweis der Mukoviszidose; der Test wird routinemäßig beim Neugeborenen-Screening durchgeführt; Goldstandard) [im Schweiß von Mukoviszidose-Patienten wird ein im Vergleich zu gesunden Probanden erhöhter Chlorid-Ionengehalt gefunden]
  • Molekulargenetische Untersuchung auf:
    • Mutationen (N34S und R65Q) im Exon 3 des SPINK1-Gens
    • PRSS1-Gen bei Patienten mit positiver Familienanamnese (ein oder zwei Verwandte ersten Grades mit idiopathischer chronischer Pankreatitis)
    • Molekulargenetische Untersuchung – Genetische CFTR-Mutationsanalyse (Mutationen Delta F508, G542x, G551D, 621+1 (G>T), R553X, N1303K) bei positivem Schweißtest – bei Kindern mit wiederholten Pankreatitiden unklarer Ursache
  • Parathormon
  • Bei Verdacht auf infektiöse Genese
    • Serologie: Antikörper gegen Hepatitis A, B,C-Viren, Mumps-Virus, Salmonellen
    • Bakteriologie (kulturell): Stuhl auf Salmonellen, Shigellen, Yersinien etc.
    • Blutkultur und ggf. Duodenalsekret auf Erreger (aerob und anaerob) und Resistenz

Literatur

  1. Bassi D et al.: Impairment of pancreatic microcirculation correlates with the severity of acute experimental pancreatitis. J Am Coll Surg 1994,179:257-263
  2. Muddana V, Whitcomb DC, Khalid A, Slivka A, Papachristou GI; Elevated serum creatinine as a marker of pancreatic necrosis in acute pancreatitis. Am J Gastroenterol. 2009 Jan;104(1):164-70. doi: 10.1038/ajg.2008.66.
  3. Wu BU et al.: Blood urea nitrogen in the early assessment of acute pancreatitis: an international validation study. Arch Intern Med 2011;171:669-676. https://​doi.​org/​10.​1001/​archinternmed.​2011.​
  4. Rajaratnam SG, Martin IG: Admission serum glucose level: an accurate predictor of outcome in gallstone pancreatitis. Pancreas 2006;33:27-30. https://​doi.​org/​10.​1097/​01.​mpa.​0000222315.​36490.​9b
  5. Chhabra P, Rana SS, Sharma V, Sharma R, Bhasin DK: Hypocalcemic tetany: a simple bedside marker of poor outcome in acute pancreatitis. Ann Gastroenterol 2016 Apr-Jun;29(2):214-20. doi: 10.20524/aog.2016.0015.