Bakterielle Cholangitis – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der bakteriellen Cholangitis dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen der Gallenwege, Gallenblase oder Leber, die häufig vorkommen (z. B. Gallensteine, Cholestase (Gallenstau), Leberzirrhose)?
- Bestehen in Ihrer Familie Stoffwechselerkrankungen, die die Gallenwege oder Leber betreffen könnten (z. B. familiäre Hypercholesterinämie (erhöhte LDL-Cholesterinwerte)?
Soziale Anamnese
- Welchen Beruf üben Sie aus? Haben Sie Kontakt zu toxischen Substanzen, die die Leber oder Gallenwege schädigen können?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Stress?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Schmerzen:
- Hatten Sie schon einmal Gallensteine oder eine Gallenkolik?
- Haben Sie Schmerzen im Oberbauch bemerkt?
- Sind die Schmerzen rechts lokalisiert?
- Sind die Schmerzen kolikartig oder permanent?
- Seit wann bestehen die Schmerzen?
- Bestehen die Beschwerden schon länger als 24 Stunden?*
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- 0-2: kein/kaum Schmerz
- 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
- 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen
- 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz
- 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich
- Begleitsymptome:
- Haben Sie Fieber (> 38 °C, rektal)?*
- Ist Ihnen eine gelbliche Verfärbung der Haut oder Augen (Ikterus) aufgefallen?*
- Leiden Sie unter Juckreiz, insbesondere an der Haut?
- Haben Sie Übelkeit oder Erbrechen?
- Leiden Sie unter Völlegefühl oder Blähungen?
- Haben Sie Veränderungen des Stuhlgangs bemerkt, z. B. weißen bis grauweißen Stuhl?
- Ist Ihr Urin dunkler als gewohnt?
- Haben Sie Abgeschlagenheit oder eine ungewöhnliche Müdigkeit bemerkt?
- Zusätzliche Fragen zur Abklärung:
- Haben Sie in letzter Zeit eine Infektion, z. B. der Gallenwege, oder eine Infektionskrankheit durchgemacht?
- Wurde bei Ihnen vor Kurzem eine ERCP (endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikographie) oder andere invasive Eingriffe im Bereich der Gallenwege durchgeführt?
- Haben Sie Schmerzen oder Druckempfindlichkeit im Bereich des rechten Oberbauchs bemerkt, wenn Sie sich bewegen oder auf den Bauch drücken?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in letzter Zeit Gewicht verloren, ohne es zu beabsichtigen?
- Haben Sie eine Veränderung Ihres Appetits bemerkt?
- Bewegen Sie sich regelmäßig, oder haben Sie eine vorwiegend sitzende Lebensweise?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, wie häufig und in welchen Mengen?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen bekannte Erkrankungen der Gallenblase, Gallenwege oder Leber (z. B. Gallensteine, Cholezystitis (Gallenblasenentzündung), Hepatitis, Primär sklerosierende Cholangitis)?
- Haben Sie bekannte Stoffwechselerkrankungen, die die Leber oder Gallenwege betreffen könnten (z. B. Diabetes mellitus, Hyperlipidämie/Fettstoffwechselstörung)?
- Operationen:
- Wurden bei Ihnen in der Vergangenheit Operationen an der Gallenblase, Leber oder den Gallenwegen durchgeführt?
- Wurden bei Ihnen endoskopische Eingriffe wie ERCP vorgenommen?
- Allergien:
- Bestehen Allergien gegen Medikamente, Lebensmittel oder Kontrastmittel?
- Schwangerschaften:
- Sind Sie derzeit schwanger oder waren Sie in letzter Zeit schwanger?
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein, die Auswirkungen auf die Gallenwege oder Leber haben könnten (z. B. Östrogene, Cholesterinsenker, Antibiotika)?
- Haben Sie in der Vergangenheit Medikamente eingenommen, die Gallensteine oder Cholestase (Gallenstau) mitbedingen können? Z. B.:
- Östrogene (z. B. in der Antibabypille oder Hormonersatztherapie): Können das Risiko für Gallensteine erhöhen
- Cholesterinsenker (z. B. Fibrate wie Gemfibrozil): Können die Cholesterinsekretion in die Gallenflüssigkeit steigern
- Antibiotika (z. B. Ceftriaxon): Kann sich in der Gallenblase anreichern und das Risiko für Steine oder Cholestase erhöhen
- Immunsuppressiva (z. B. Cyclosporin oder Tacrolimus): Können die Gallengänge beeinträchtigen und das Risiko für Cholestase erhöhen
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.