HS-Omega-3 Index®

Um eine Beurteilung der individuellen Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren über die vergangenen Wochen zu erhalten, eignet sich ausnahmslos der Langzeitparameter HS-Omega-3 Index® (HS = high sensitivity). Mit diesem Parameter lässt sich die Fettsäurenversorgung der letzten 8-12 Wochen beurteilen.

Fettsäuren werden konzentrationsabhängig in die Zellmembran aller Körperzellen – bestehend aus Phospholipid-Bilayern – integriert, wobei die Fettsäureverteilung in den Membranen unterschiedlicher Gewebe variiert.

Als repräsentativ hat sich die Messung der Omega-3-Fettsäuren marinen Ursprungs in der Erythrozytenmembran (Membran der roten Blutkörperchen) herausgestellt.
Der konzentrationsabhängige Einbau von Omega-3-Fettsäuren in die Zellmembran stellt durch die langsame Ein- und Ausbaukinetik einen Langzeitparameter der marinen Omega-3-Fettsäurenversorgung mit Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) dar. Die Höhe des HS-Omega-3 Index hängt also im Wesentlichen von der Dauer und der Höhe des EPA- und DHA-Serumspiegels ab.

Je höher der Serumspiegel für EPA und DHA auf Dauer ist, desto:

  • höher ist der prozentuale Anteil dieser Fettsäuren in der Zellmembran
  • besser ist der Zellschutz
  • desto wirksamer sind die präventiven Effekte von EPA und DHA und
  • desto höher fällt letztlich der HS-Omega-3 Index aus.

Eine Verwendung von Serumwerten für die Fettsäureanalytik ist als Biomarker völlig ungeeignet, da sie zu schnell nahrungsabhängigen Schwankungen folgen.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • EDTA-Blut (2 ml)

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht erforderlich

Störfaktoren

  • "Falsch" hohe Werte des HS-Omega-3 Index durch:
    • exzessive Substitution von EPA und DHA durch Nahrungsergänzungsmittel
  • "Falsch" niedrige Werte des HS-Omega-3 Index durch:
    • falsche Verwendung von Probenverdünnungen statt der standardisierten EDTA-Röhrchen
    • höheren Erythrozyten-Turnover (Umsatz)
    • chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche; Prozess, der zu einer langsam fortschreitenden Verringerung der Nierenfunktion führt) mit verkürztem Erythrozytenüberleben
    • Hämolytische Anämie (Form der Blutarmut, bei der die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) zerstört werden)
    • Leberzirrhose (Leberschrumpfung; irreversible (nicht umkehrbare) Schädigung der Leber und einen ausgeprägten Umbau des Lebergewebes) mit verkürztem Erythrozytenüberleben
    • nach Bluttransfusionen

Normwerte

Optimaler Bereich 8-11 %
Reduzierter Bereich 6-8 %
Kritischer Bereich < 6 %

Verwendete Bestimmungsmethode: zum Patent angemeldet

Indikationen

  • Langzeitkontrolle der Fettsäurenversorgung und -aufnahme von EPA und DHA
  • Personen mit Erkrankungen
    • Herzerkrankungen
    • Depressionen
    • altersbedingter Makuladegeneration (fortschreitender Verlust der zentralen Sehschärfe)
    • chronisch entzündlichen Erkrankungen (z. B. Rheumatoide Arthritis)
  • Personen mit erhöhtem Risiko für
    • koronare Herzerkrankung (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung)
    • plötzlichen Herztod (PHT) 
    • Depressionen
    • Morbus Alzheimer (insb. bei Vorliegen des ApoE-ε4-Allels auf dem Chromosom 19)
  • Frauen vor oder in der Schwangerschaft

Der HS-Omega-3 Index sollte in folgenden Abständen kontrolliert werden:

  • Nach Substitution von EPA und DHA durch fetten Seefisch oder Nahrungsergänzungsmittel sollte eine Nachbestimmung des HS-Omega-3 Index nach 8-12 Wochen erfolgen.
  • Bei Erreichen des Zielwertes von 8-11 % reichen bei unveränderter Zufuhr von EPA und DHA jährliche Kontrollen.

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Liegt der HS-Omega-3 Index über 11 %, sollte die Einnahme der Nahrungsergänzung reduziert werden.

Interpretation erniedrigter Werte

  • Liegt der HS-Omega-3 Index unter 8 %, liegt ein unzureichendes Nahrungsangebot und/oder eine genetisch reduzierte Aufnahmekapazität von EPA und DHA und/oder ein Diätfehler und/oder eine vegane Ernährung vor.

Hinweise

  • Therapie
    • Bei einem HS-Omega-3 Index unter 8 % sollte eine Ernährungsberatung hinsichtlich einer Steigerung des Verzehrs von fettem Seefisch erfolgen und/oder zu der Einnahme einer adäquaten Nahrungsergänzung geraten werden. Hierzu eignen sich Fischöl aus Wildfang, Krillöl und Algenpräparate, wobei besonders auf den Anteil von EPA und DHA als derzeit einzige nachgewiesene präventiv wirksame Omega-3-Fettsäuren geachtet werden sollte.
  • Der HS-Omega-3 Index erfüllt alle Kriterien für Biomarker für ein kardiovaskuläres Risiko der US Preventive Service Task Force und American Heart Association.

Kontaktdaten

Literatur

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  7. von Schacky C: Meta-Analysing randomised controlled trials with omega-3 fatty acids in cardiovascular disease. Evidence based medicine, ebmed-2012-100960, doi: 10.1136/eb-2012-100960. Epub 2012 Nov 17
  8. Pottala JV, Espeland MA, Polreis J, Robinson J, Harris WS: Correcting the Effects of -20 °C Storage and Aliquot Size on Erythrocyte Fatty Acid Content in the Women's Health Initiative. Lipids. 2012 ;47: 835-46 doi: 10.1007/s11745-012-3693-y. Epub 2012 Jul 11
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  10. von Schacky C: Use of red cell fatty acid profiles as biomarkers in cardiac disease. Biomark Med 2009; 3: 25-32 doi: 10.2217/17520363.3.1.25
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  12. Aarsetoey H, Pönitz V, Nilsen OB, Grundt H, Harris WS, Nilsen DW: Low levels of cellular omega-3 increases the risk of ventricular fibrillation during the acute ischaemic phase of a myocardial infarction. Resuscitation 2008; 78: 258-64 doi: 10.1016/j.resuscitation.2008.04.007. Epub 2008 Jun 16