Thiamin (Vitamin B1)

Bei Vitamin B1 (Synonyme: Aneurin, Thiamin) handelt es sich um einen lebenswichtigen Nahrungsbestandteil aus dem Vitamin B-Komplex. Wird dieser dem Körper nicht zugeführt, so entstehen Mangelerscheinungen (Hypo-/Avitaminose).

Vitamin B1 ist wasserlöslich und wird vor allem durch Sauerstoff, aber auch durch Hitze inaktiviert.
Es kann nicht gespeichert werden und eine Resorption über den Bedarf ist nicht möglich.

Vitamin B1 wird im menschlichen Körper im Dünndarm resorbiert.

Es kommt vor allem in Getreide, Hülsenfrüchten, Leber sowie in Fleisch und Hefe vor. 

Die Hauptaufgabe des Vitamins B1 liegt als Coenzym im Kohlenhydratstoffwechsel sowie bei anderen Stoffwechselvorgängen.

Folgende Symptome können bei einem Vitamin B1-Mangel auftreten:

  • Anämie (Blutarmut)
  • Anorexia nervosa (Magersucht)
  • Atonie – muskuläre Schlaffheit
  • Depression
  • Gewichtsverlust
  • Kardiale Beteiligung wie Tachykardie (zu schneller Puls) oder Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Kehlkopfödem – Wasseransammlung im Bereich des Kehlkopfes
  • Konzentrationsschwäche
  • Lähmungen, vor allem an den Beinen auftretend
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Müdigkeit
  • Parästhesien (Missempfindungen)
  • Perikarderguss – Wasseransammlung im Herzbeutel
  • Pleuraerguss – Wasseransammlung im Spalt zwischen Lungen- und Rippenfell
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Verwirrtheit

Vor allem in Asien kommt die Erkrankung Beriberi vor, die die oben genannten Symptome beinhaltet. Sie ist durch die vorwiegende Ernährung mit geschältem Reis bedingt, da das Vitamin B1 sich in der Schale befindet.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • EDTA-Blut

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig       

Störfaktoren

  • Keine bekannt

Normwerte

  Wert in ng/ml Wert in nmol/l
Normbereich 20-100 75-375

Indikationen

  • Verdacht auf Vitamin B1-Mangel bei neurologischen Störungen (z. B. wg. V. a. Korsakow-Syndrom (Alkoholabusus), Landry-Paralayse, Wernicke-Enzephalopathie)

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Leukämie (Blutkrebs)
  • Morbus Hodgkin – Form bösartiger Erkrankungen, die vom lymphatischen System ausgehen
  • Polycythaemia vera – krankhafte Vermehrung von Blutzellen (insbesondere betroffen sind: insbesondere Erythrozyten/rote Blutkörperchen, in geringerem Maße auch Thrombozyten (Blutplättchen) und Leukozyten/weiße Blutkörperchen); stechender Juckreiz nach Kontakt mit Wasser (aquagener Pruritus)
  • Vitamin B1-Überdosierung durch parenterale Substitution (über die Vene zugeführt); dabei kann es zu Überdosierungserscheinungen mit folgenden Symptomen kommen:
    • Allergische Reaktion (eine i. v. Injektion kann u. U. einen anaphylaktischen Schock auslösen)
    • Cephalgie (Kopfschmerzen)
    • Herzrhythmusstörungen
    • Muskelschwäche

Interpretation erniedrigter Werte

  • Alimentär (ernährungsbedingt)
    • Häufiger Genuss von Kaffee, Tee (hoher Schwarztee-Konsum) oder rohem Fisch – enthalten Thiamin-abbauende Enzyme (Thiaminasen)
    • Einseitige Ernährung z. B. wg. Alkoholismus – Vitamin B1-Mangel durch einseitige Ernährung bedingt; kann zu neurologischen Erkrankungen wie dem Korsakow-Syndrom oder einem Delirium führen
  • Malabsorption (Störung der Aufnahme)
    • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
    • Kurzdarmsyndrom – Malabsorption nach ausgedehnter Dünndarmresektion – Teilentfernung des Dünndarms
    • Infektion mit Lamblien (Dünndarmparasiten)
    • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie; chronische Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten beruht) 
  • Maldigestion (Störung der Verdauung)
    • Gallensäuremangel
    • Lipasemangel – Mangel an fettspaltenden Enzymen
    • Pankreasinsuffizienz – Unfähigkeit der Bauchspeicheldrüse, ausreichend Verdauungsenzyme zu produzieren
  • Erkrankungen
    • Chronische Dialyse
    • Diabetische Azidose
    • Schwere akute Leberfunktionsstörungen
    • Genetische Defekte des Thiamin-Stoffwechsels 
  • Medikamente
    • Antazida hemmen die Resorption von Thiamin
  • Erhöhter Bedarf
    • Schwere körperliche Arbeit
    • Schwangerschaft/Stillzeit
    • Fieberzustände
    • Dialysepatienten

Weitere Hinweise

  • Der normale Bedarf an Vitamin B1 liegt bei 1,0 mg/d bei Frauen sowie 1,2 mg/d bei Männern.
  • Der therapeutische Bedarf bei einem manifesten Vitamin B1-Mangel liegt bei 20-30 mg/d.

Achtung!
Hinweis zum Versorgungszustand (Nationale Verzehrsstudie II 2008)
21 % der Männer und 32 % der Frauen erreichen die empfohlene Tageszufuhr nicht.
Bei Frauen steigt der Anteil der Minderversorgten von 25 % im Alter von 14-18 Jahren auf 40 % im Alter von 65-80 Jahren.

Detaillierte Informationen zu Thiamin (Vitamin B1) finden Sie im DocMedicus Vitalstofflexikon.