Osmolalität

Als Osmolalität wird die Summe der molaren Konzentration aller osmotisch wirkenden Teilchen pro Kilogramm Lösungsmittel bezeichnet.
Zu diesen osmotisch aktiven Substanzen zählen vor allem Calcium, Chlorid, Glucose, Harnstoff, Kalium, Magnesium und Natrium. Damit hängt die physiologische Serum-Osmolalität fast ausschließlich von der Natriumkonzentration ab. Osmotisch wirksame Veränderungen der anderen Elektrolyte sind nicht mit dem Leben vereinbar.

Die Einheit ist osm/kg oder osmol/kg.

Die Bestimmung der Osmolalität dient der Kontrolle der Wasser- und Elektrolyt (Blutsalz)-Bilanz des Körpers.
Man unterscheidet:

  • Hyperosmolalität (hyperosmolal) ‒ hier liegt eine größere Anzahl gelöster Teilchen pro Kilogramm Flüssigkeit als in der Vergleichsflüssigkeit vor
  • Isoosmolalität (isoosmolal) ‒ hier liegt die gleiche Anzahl gelöster Teilchen vor
  • Hypoosmolalität (hypoosmolal) ‒ hier ist die Anzahl der gelösten Teilchen geringer als in der Vergleichsflüssigkeit pro Kilogramm Flüssigkeit

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum
  • Urin

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig

Störfaktoren

  • Keine bekannt

Normwert ‒ Blutserum

  Normwert in mosmol/kg
Kind, 1. Lebenstag 276-305
Kind, 7. Lebenstag 274-305
Kind, 28. Lebenstag 275-300
Erwachsene 280-300

Normwert ‒ Urin

Normwert in mosmol/kg 50-1.200

Indikationen

  • Kontrolle der Wasser- und Elektrolyt (Blutsalz)-Bilanz des Körpers

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte (Osmolalität/Natrium erhöht)

  • Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) ‒ Verminderung der Blutmenge, die im Kreislauf zirkuliert; bedingt durch verminderte Flüssigkeitszufuhr bzw. vermehrte Flüssigkeitsverluste:
    • Diarrhöen (Durchfälle; vor allem bei Kindern und alten Menschen)
    • starkes Erbrechen
    • starkes Schwitzen (Hyperhidrose)
    • Polyurie (vermehrte Urinausscheidung; > 1,5-3 l/Tag)
  • Hyperhydratation (Hypervolämie mit Hypernatriämie (Natriumüberschuss), Hämatokrit (Anteil aller zellulären Bestandteile am Volumen des Blutes/Erythrozyten machen davon ca. 95 % aus) ↓):
    • übermäßige Kochsalzzufuhr:
      • iatrogen (vom Arzt verursacht)
      • primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)
    • erhöhte Natrium-Rückresorption:
      • eingeschränkte Nierenfunktion
  • Renaler Diabetes insipidus (Synonym: ADH- bzw. Vasopressin-resistenter Diabetes insipidus)
  • Zentraler Diabetes insipidus (Synonym: Diabetes insipidus neurohormonalis) – Ursache ist ein Fehlen oder eine unzureichende Produktion des antidiuretischen Hormons (ADH) – Ursache ist ein Defekt in der Niere, die trotz Anwesenheit des Hormons ADH keinen normal konzentrierten Harn bilden kann

Interpretation erniedrigter Werte (Osmolalität/Natrium normal/erniedrigt)

  • Ethanolintoxikation (Alkoholvergiftung)
  • Hyperglykämie (Überzuckerung)
  • Laktatazidose ‒ Form der metabolischen Azidose/stoffwechselbedingten Übersäuerung, bei der ein Abfall des pH-Wertes im Blut durch die Anhäufung von saurem Lactat bedingt ist
  • Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut oberhalb der Normwerte)

Hinweis

  • Die Bewertung der Plasmaosmolalität sollte stets in Kombination mit der Natriumkonzentration durchgeführt werden.
  • Die Beurteilung der Urinosmolalität sollte im Zusammenhang mit Natrium und Glucose und ggf. weiterer osmotisch wirksamer Substanzen im Urin erfolgen.
  • Bei Funktionstest (Durstversuch) Entnahmezeit mit angeben