Holzschutzmittel

Die Menge der angebotenen toxischen Holzschutzmittel und deren Ersatzstoffe sind kaum noch überschaubar. Von besonderer umweltmedizinischer Bedeutung sind folgende Holzschutzmittel:

  • Zentrale Substanzen sind Lindan und Pentachlorphenol (PCP). PCP ist eine Substanz die nicht nur als Holzschutzmittel verwendet wird. Seit 1991 besteht für PCP ein Herstellungsverbot, aber kein Anwendungsverbot. Deshalb befindet sich PCP je nach Herstellungsart und Land in Dispersionsfarben, Gummimatratzen, Hygieneartikeln, Klebern, Kühlwassersystemen, Leimen, Sanitäts- und Industriereinigern, Schläuchen, Schuhfuttern, Stiefeln, Strümpfen und Zelten.
    • Aufgenommen wird PCP über Inhalation oder durch die Haut. Die höchsten Konzentrationen lassen sich in Leber und Niere nachweisen. Auch in endokrinen Drüsen sind die Substanzen nachweisbar. Teilweise erfolgt eine Kontamination der Nahrungsmittel über die Umverpackungen, die PCP enthalten. Unter Einfluss von Formaldehyd kann PCP eine 5-fach gesteigerte Wirkung entfalten. Für die Analytik ist erschwerend, dass bei allen Menschen mittlerweile eine gewisse Grundbelastung in Blut und Urin nachweisbar ist.
    • Besonders hohe Werte lassen sich nach Fastenperioden durch Lösung des PCP´s aus den Fettdepots des Patienten nachweisen. Eine vermehrte Aufnahme von Dioxinen führt zwar zu einer Verringerung der PCP-Spiegel, gleichzeitig wird aber eventuell eine geringere Belastung des Organismus' vorgetäuscht als in Wirklichkeit gegeben ist.
  • PCB (Polychlorierte Biphenyle) ist eine Stoffgruppe, unter der sich 209 Einzelsubstanzen verstecken. Sie haben eine geringe Flüchtigkeit und Wasserlöslichkeit, lösen sich aber gut in Fetten, Ölen oder organischen Lösungsmitteln. PCB sind zu finden in Farben, Flammschutz, dauerelastischen Fugenmassen, Klebestoffen, Lampenkondensatoren, Schmiermitteln, Weichmachern und Transformatoren.
    • PCB lassen sich auch in Reinluftgebieten nachweisen. Die Konzentration in der Außenluft steigt in Ballungsgebieten mit Industrienansiedlung entsprechend an.
    • Die höchste PCB-Konzentration nehmen wir über die Nahrung auf. Wegen der guten Fettlöslichkeit können PCB auch mit der Muttermilch auf den Säugling übertragen werden. Speicherreservoir ist beim Menschen das Fettgewebe. Die Diagnose einer chronischen PCB-Intoxikation ist schwierig. Die aufgenommenen Dosen werden meist als Mischexposition aufgenommen und die Verdachtsdiagnose kann häufig nur über eine sehr genaue Anamnese mit Erfassung des Umganges mit PCB-haltigen Materialien erfasst werden. Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Nervosität oder Infektanfälligkeit sind dabei keine primären Symptome für eine ausschließliche PCB-Intoxikation.
      Hinweis: Polychlorierte Biphenyle gehören zu den endokrinen Disruptoren (Synonym: Xenohormone), die bereits in geringsten Mengen durch Veränderung des Hormonsystems die Gesundheit schädigen können.
  • Zur Belastung der Innenräume eines Hauses gehören neben PCP, PCB, Asbest, Formaldehyd gegebenenfalls mikrobiologisch produzierte Kohlenwasserstoffe von Pilzen.
    • Aus der Innenraumbelastung entstehende Erkrankungen werden unter dem Begriff Sick-Building-Syndrom zusammengefasst. Die Ursachen dieser Erkrankungsformen gewinnen zunehmend an Bedeutung, da wir uns in etwa zu 80 % in geschlossenen Räumen aufhalten. Schimmel in der Wohnung wurde früher als Feuchtigkeitsmerkmal zur Kenntnis genommen. Mittlerweile weiß man, dass Schimmelpilze auch Kohlenwasserstoffe freisetzen können, die dann zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens führen können. Die unmittelbare Auswirkung von Schimmelpilzen auf den Patienten lassen sich in Form der Allergietestung oder der Bestimmung von Antikörpern im Blut bestimmen.
  • Auch sogenannte umweltfreundliche Naturprodukte (Baustoffe etc.) können gesundheitliche Probleme auslösen. Vermehrt kommen beim ökologischen Bauen auch Terpene zum Einsatz.
    • Terpene sind Naturprodukte, die aus dem Harz von Bäumen gewonnen werden. Sie haben in der Natur eine Schutzfunktion der Bäume vor Insekten und Schädlingen, die durch sie abgetötet werden. Werden Terpene in hoher Konzentration in einen Innenraum eingebracht, kann es zu Kopfschmerzen, Allergien oder Übelkeit kommen.
    • Auch bei Ökobaustoffen sind differenzierte Betrachtungen bei der Verwendung anzustellen – es fehlen noch Langzeitbewertungsmaßstäbe, auch wenn sie primär sicher zu bevorzugen sind.

Niedrige Konzentrationen einzelner Substanzen, die zum Beispiel mit der Ausübung bestimmter Hobbys im häuslichen Bereich in der Freizeit aufgenommen werden, können dabei eine nicht vorhandene Belastung am Arbeitsplatz vortäuschen.
Erst im Rahmen einer systematischen Befragung und Begehung der Arbeits- und Wohnungsstätten werden die eigentlichen Ursachen geklärt.