– Thrombosediagnostik (Genmutationen)

Nachfolgend werden die angeborenen Risikofaktoren einer Thrombophilie dargestellt, die häufig auftreten und klinisch relevant sind:

Faktor-V-Leiden-Mutation (APC-Resistenz)

Der Faktor V ist ein Bestandteil der Gerinnungskaskade des Blutes. Eine Mutation des Gens für den Faktor V führt zu einer sogenannten APC-Resistenz, was bedeutet, dass das aktivierte Protein C (APC) den Faktor Va nicht effektiv inaktivieren kann. Dies führt zu einer verlängerten Thrombinbildung und somit zu einer erhöhten Thromboseneigung.

Pathophysiologie und Bedeutung: Bei der Faktor-V-Leiden-Mutation ist genau an der Stelle, wo normalerweise das APC bindet und die Blutgerinnung aufhält, ein Fehler im Gen enthalten. Das APC kann nicht an den Faktor V binden, was eine verstärkte Blutgerinnung zur Folge hat. Diese Mutation ist die häufigste genetische Ursache einer erblichen Thrombophilie.

Klinische Relevanz: Heterozygote Träger (ca. 5 % der europäischen Bevölkerung) haben ein 5- bis 10-fach erhöhtes Thromboserisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Homozygote Träger haben ein 50- bis 100-fach erhöhtes Risiko. Dies betrifft insbesondere venöse Thrombosen wie tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. Das Thromboserisiko ist bei Schwangeren und Frauen unter hormoneller Kontrazeption besonders erhöht.

Laborparameter: Der Nachweis der Faktor-V-Leiden-Mutation erfolgt durch molekulargenetische Analysen. Die APC-Resistenz wird funktionell im Gerinnungslabor nachgewiesen, wobei die Ergebnisse in Ratio-Werten angegeben werden. Eine Ratio von < 2.0 (normiert) deutet auf eine APC-Resistenz hin.

Faktor-II-Mutation (Prothrombinmutation G20210A)

Prothrombin ist ein zentraler Bestandteil der Blutgerinnung, das in der Leber synthetisiert und durch Aktivatoren in Thrombin umgewandelt wird. Thrombin katalysiert die Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin und ermöglicht die Thrombozytenaggregation, die zur Wundheilung notwendig ist.

Pathophysiologie: Die G20210A-Mutation im Prothrombin-Gen führt zu einer erhöhten Prothrombinspiegel im Blut und damit zu einer erhöhten Gerinnungsneigung.

Klinische Relevanz: Etwa 2 % der europäischen Bevölkerung tragen diese Mutation. Das Thromboserisiko ist bei heterozygoten Trägern etwa 3-fach erhöht. Bei Schwangeren kann das Risiko sogar bis zu 15-fach erhöht sein. Diese Mutation wird besonders bei Patienten mit unerklärten Thrombosen oder in der Familienanamnese wiederkehrender Thrombosen berücksichtigt.

Laborparameter: Die Bestimmung der Prothrombinmutation G20210A erfolgt ebenfalls molekulargenetisch. Der Prothrombinspiegel kann im Labor gemessen werden, wobei normale Prothrombinwerte bei etwa 70-120 % liegen.

Hyperhomocysteinämie

Hyperhomocysteinämie, eine Erhöhung des Homocysteinspiegels im Blut, gilt als potenzieller Risikofaktor für Thrombosen und arterielle Gefäßerkrankungen. Homocystein ist ein Zwischenprodukt im Methionin-Stoffwechsel, und erhöhte Spiegel können durch genetische Defekte, insbesondere in der Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR), bedingt sein.

Pathophysiologie: Genetische Mutationen in den am Homocystein-Stoffwechsel beteiligten Enzymen, wie MTHFR, führen zu einer Akkumulation von Homocystein, das prothrombotische und proatherogene Wirkungen entfalten kann.

Klinische Relevanz: Während eine Hyperhomocysteinämie als Risikofaktor für Thrombosen betrachtet wird, ist die kausale Rolle umstritten. Eine Erhöhung kann auf einen Vitamin-B6-, B12- oder Folsäuremangel hinweisen und ist oft durch entsprechende Supplementation behandelbar.

Laborparameter: Der Homocysteinspiegel im Blut wird gemessen, wobei normale Werte typischerweise bei < 15 μmol/l liegen. Bei einer genetisch bedingten Hyperhomocysteinämie können die Werte abhängig von der genetischen Ausprägung (MTHFR-Mutation) erhöht sein:

  • "Wildtyp" (gesunde Referenz): ca. 5-12 μmol/l
  • Heterozygoter Merkmalsträger: 13,8 ± 1,0 μmol/l
  • Homozygoter Merkmalsträger: 22,4 ± 2,9 μmol/l

Weiterführende Hinweise

  • Genetische Testung: Die Entscheidung zur genetischen Testung sollte individuell auf Basis der Anamnese, bestehender Risikofaktoren und klinischer Situationen wie Schwangerschaft oder vor geplanten operativen Eingriffen getroffen werden.
  • Multifaktorielle Thrombophilie: Eine erbliche Thrombophilie ist häufig multifaktoriell bedingt, und das Thromboserisiko kann durch die Kombination mehrerer genetischer und erworbener Risikofaktoren exponentiell ansteigen.