Fibrinogen
Beim Fibrinogen handelt es sich um den Faktor I des Blutgerinnungssystems. Es gehört zu den Akute-Phase-Proteinen und wird in der Leber synthetisiert. Im Rahmen der Blutgerinnung ist das Fibrinogen das Substrat der plasmatischen Gerinnung. Zunächst erfolgt durch die Abspaltung der Fibrinopeptide A und B die Umwandlung vom Fibrinogen zum Fibrin. Durch anschließende Quervernetzung entsteht ein Fibringerinnsel, welches schließlich gemeinsam mit anderen Vorgängen zu einem Verschluss des Blutgefäßes führt.
Als Akute-Phase-Protein steigt es bei entzündlichen Reaktionen mit einer Verzögerung von 24-48 Std. auf hohe Konzentrationen an.
Mehrere Studien haben nachgewiesen, dass ein erhöhtes Fibrinogen ebenfalls einen unabhängigen Risikofaktor für die Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) darstellt [2-3]. Dies wiederum führt zu einem deutlich erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder Apoplex (Schlaganfall).
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Citrat-Blut (Citrat-Monovette korrekt befüllen)
Vorbereitung des Patienten
- Nicht bekannt
Störfaktoren
- Keine bekannt
Normalwerte
Erwachsene |
1,8 bis 3,5 g/l (5,4-10,5 µmol/l) |
Indikationen
- Abklärung einer hämorrhagischen Diathese (krankhaft gesteigerte Blutungsneigung) (Fibrinogenmangel?)
- Abklärung einer thrombophilen Diathese (krankhafte Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln/Thrombosen)(Dysfibrinogenämie?)
- V.a. Verbrauchskoagulopathie bzw. bei Vorliegen einer Verbrauchskoagulopathie (Gerinnungsstörung, die durch eine Aktivierung der Blutgerinnung in den Gefäßen bedingt ist)
- Hyperfibrinolyse (gesteigerte Fibrinolyse/Auflösung von Fibrin; Blutungsgefahr!)
- Verlaufskontrolle bei Asparaginase-Therapie (Substitutionsindikation?)
- Fibrinolysetherapie mit Streptokinase, Urokinase
Interpretation
Es finden sich erhöhte Werte für Fibrinogen bei folgenden Zuständen bzw. Erkrankungen:
Vermehrte Fibrinogenbildung
- Entzündungen*, Tumoren*. Es werden Werte bis 10 g/l gemessen.
- Chronische aktiv-entzündliche Prozesse*, z. B. rheumatoide Arthritis, gehen mit einer langdauernden Hyperfibrinogenämie einher
- diabetische Stoffwechselentgleisungen*
- Ausgleich zu Proteinverlusten, insbesondere Albumin
- Postoperativ*
- Diabetische Stoffwechselentgleisung*
- Erblich bedingt, dieses stellt einen Risikofaktor, für atherosklerotisch bedingte Erkrankungen wie Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder Apoplex (Schlaganfall) dar
- Urämie*
- Verbrennungen*
*Akute-Phase-Protein
Es finden sich erniedrigte Werte für Fibrinogen bei folgenden Zuständen bzw. Erkrankungen:
Herabgesetzte Fibrinogenbildung
- Schwere Leberschäden, z. B. bei Hepatitis (Leberentzündung), Leberzirrhose (Schrumpfleber, mit nachlassender Leberfunktion), Knollenblätterpilzvergiftung
- Durchblutungsstörung der Leber
- Beim Neugeborenen normal, da geringere Syntheseleistung
- Asparaginase-Therapie
- Schwere Blutverluste
Gesteigerter Fibrinogenverbrauch
- Disseminierte intravasale Gerinnung; Disseminated Intravascular Coagulation (DIC-Syndrom, kurz: DIC; Verbrauchskoagulopathie)
- Freisetzung von Gerinnungsaktivatoren aus Tumorzellen bei Chemotherapie
- Hämolyse
- Großflächige Verbrennungen, große Blutungen
- Metastasierende Karzinome (Krebserkrankung, mit Bildung von Tochtergeschwülsten)
- Schockzustände
- Fibrinolytische Therapie
Angeborene Afibrinogenämie
Bei dieser erblich bedingten, autosomal-rezessiv vererbten Störung fehlt das Fibrinogen im Blut. Die klinischen Symptome ähneln denen der Hämophilie (Bluterkrankheit), das heißt Blutungsneigung mit stark verzögerter bis aufgehobener Blutgerinnung.
Literatur
- Thomas L: Labor und Diagnose: Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik. 5. erweiterte Auflage, Frankfurt/Main: TH-Books-Verl.-Ges., 2000
- Danesh J, Lewington S, Thompson SG, Lowe GD, Collins R, Kostis JB, Wilson AC et al.: Plasma fibrinogen level and the risk of major cardiovascular diseases and nonvascular mortality: an individual participant meta-analysis. JAMA. 2005 Oct 12;294(14):1799-809.
- Heinrich J, Assmann G: Fibrinogen and cardiovascular risk. J Cardiovasc Risk. 1995 Jun;2(3):197-205. Review.
- Reinhart WH: Fibrinogen – marker or mediator of vascular disease? Vasc Med. 2003;8(3):211-6. Review.