Stuhluntersuchung

Die Stuhldiagnostik ist ein zentraler Bestandteil der gastroenterologischen Diagnostik. Sie liefert wertvolle Hinweise auf den Zustand des Verdauungstraktes sowie auf systemische Erkrankungen. Wichtige Parameter wie Konsistenz, Farbe, Geruch, Menge und pathologische Beimengungen geben dabei Aufschluss über mögliche Funktionsstörungen oder Krankheiten.

Stuhlgang – Definition und Zusammensetzung

Stuhlgang (Defäkation) bezeichnet die Ausscheidung von Kot aus dem menschlichen Verdauungstrakt. Der Stuhl setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:

  • Unverdaute Nahrungsbestandteile
  • Sekrete des Verdauungstrakts (z. B. Verdauungssäfte)
  • Abgestoßene Schleimhautzellen (Darmepithelien)
  • Gallenfarbstoffe, wie Sterkobilin (ein Abbauprodukt des Hämoglobins)
  • Darmbakterien, die bis zu 20 % der Stuhlmasse ausmachen können.

Normwerte und Abweichungen bei Stuhlgewohnheiten

Stuhlfrequenz

  • Normale Häufigkeit: 3x täglich bis 3x wöchentlich.
  • Abweichungen:
    • Diarrhoe (Durchfall): Mehr als 3x täglich, häufig mit flüssigem Stuhl.
    • Obstipation (Verstopfung): Weniger als 3x wöchentlich, oft mit harter Konsistenz.

Stuhlkonsistenz

  • Normal: Geformt und weich, schwimmt anfangs auf Wasser.
  • Der erste Teil des Stuhls ist in der Regel fester als der nachfolgende.

Stuhlmenge

  • Normal: 150-250 g täglich.
  • Erhöht bei:
    • Malabsorption (unzureichende Aufnahme von Nährstoffen)
    • Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
    • Fettstuhl (Steatorrhoe)
  • Vegetarier können durch ballaststoffreiche Nahrung Mengen von bis zu 350 g erreichen.

Stuhlfarbe

  • Normal: Gelbbraun, verursacht durch Sterkobilin.
  • Abweichungen:
    • Schwarz: Hinweis auf Blutungen im oberen Verdauungstrakt (Teerstuhl).
    • Grün: Schnelle Darmpassage oder Infektionen.
    • Hell/fettig: Typisch bei Pankreasinsuffizienz (Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse).

Stuhlgeruch

  • Normal: Aromatisch.
  • Pathologisch:
    • Scharf: Hinweis auf Gärungsprozesse oder Fettstuhl.
    • Übelriechend: Bei Fäulnisprozessen aufgrund unzureichender Proteinverdauung.

Pathologische Veränderungen des Stuhls

Konsistenz

  • Fettstuhl (Steatorrhoe): Fettglänzender, voluminöser Stuhl, häufig bei Pankreasinsuffizienz.
  • Diarrhoe: Flüssiger Stuhl, oft bei Infektionen, Entzündungen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Pathologische Beimengungen

  • Schleim: Häufig bei Reizdarmsyndrom oder Enteritis.
  • Nahrungsreste: Hinweis auf Enzymmangel oder gestörte Verdauung.
  • Blut:
    • Sichtbar: Frisches Blut oder dunkler Teerstuhl.
    • Okkult: Nicht sichtbar, Nachweis durch spezielle Tests.
  • Eiter (Pus): Hinweis auf Divertikulitis (Entzündung von ein oder mehreren ballonartigen Ausstülpungen (Divertikel) des Dickdarms), Tumoren oder fortgeschrittene Infektionen.
  • Würmer oder Wurmeier: Bei parasitärem Befall.

Laboruntersuchungen bei der Stuhldiagnostik

Die Labordiagnostik ergänzt die klinische Untersuchung und liefert präzise Informationen über mögliche Krankheitsursachen.

Nachweis von Blut

Entzündungsmarker

  • Calprotectin: Marker für Darmentzündungen (z. B. Morbus Crohn).
  • Lactoferrin: Sensitiver Parameter für entzündliche Darmerkrankungen.

Funktionelle Tests

  • Elastase: Nachweis einer Pankreasinsuffizienz.

Darmkrebstests

Mikrobiologische Tests

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Stuhldiagnostik ist ein essenzielles diagnostisches Werkzeug zur Beurteilung von Magen-Darm-Erkrankungen. Die Analyse von Parametern wie Stuhlfrequenz, Konsistenz, Farbe und Beimengungen sowie gezielte Labortests ermöglicht eine präzise Diagnosestellung. Dies ist besonders wichtig bei entzündlichen Darmerkrankungen, funktionellen Störungen und Tumorerkrankungen.