Multitarget-DNA-Stuhltest (mtsDNA-Test) in der Darmkrebsvorsorge

Die Früherkennung von kolorektalen Karzinomen (Kolon- und Rektumkarzinomen) ist ein zentraler Bestandteil der präventiven Onkologie. Neben der etablierten Koloskopie und dem immunologischen Stuhltest (FIT) steht seit einigen Jahren der Multitarget-Stool-DNA-Test (mtsDNA) als innovatives, nicht-invasives Verfahren zur Verfügung.

Testprinzip und molekulare Zielstrukturen

Der Multitarget-DNA-Stuhltest wurde vom US-amerikanischen Hersteller Exact Sciences (Madison, USA) entwickelt. Er kombiniert mehrere molekulare und immunologische Marker:

  • KRAS-Mutationen
  • Methylierungen der Gene NDRG4 und BMP3
  • Nachweis des Strukturproteins Beta-Actin
  • Hämoglobin-Nachweis mittels immunologischen Assays (FIT-Komponente)

Diese molekularen Veränderungen treten bereits in präkanzerösen Läsionen und Karzinomzellen auf – oftmals vor der Entwicklung von Blutungen, die Voraussetzung für den FIT-Nachweis sind. Dadurch wird eine höhere Erkennungsrate auch bei nicht blutenden Läsionen ermöglicht [1].

Zielsetzung und Wirkung

Therapeutische Zielsetzung
Ziel des mtsDNA-Tests ist die frühzeitige Erkennung kolorektaler Karzinome und fortgeschrittener Adenome bei asymptomatischen Personen mit durchschnittlichem Risiko.

Wirkmechanismus
Durch den Nachweis von Tumor-assoziierten DNA-Veränderungen und Hämoglobin kombiniert der Test genetische und immunologische Nachweismechanismen und steigert dadurch die diagnostische Sensitivität.

Evidenzlage und diagnostische Leistungsfähigkeit

Bereits eine große Zulassungsstudie mit 9.989 Probanden im Alter von 50-84 Jahren konnte zeigen, dass der ursprüngliche mtsDNA-Test eine Sensitivität von 93,2 % für kolorektale Karzinome aufwies, verglichen mit 73,8 % beim FIT [1].

  • Bei den 65 im Rahmen der Vorsorgekoloskopie identifizierten Karzinomen war der mtsDNA-Test bei 60 Personen positiv.
  • Der FIT identifizierte lediglich 48 Karzinome korrekt.
  • Auch für Stadium-I- bis -III-Karzinome lag die Sensitivität des mtsDNA-Tests signifikant höher (93 % vs. 73 %) [1].

Eine weiterentwickelte Version, der Next Generation-MSDT (NG-MSDT), wurde in der BLUE-C-Studie untersucht:

  • Sensitivität für kolorektale Karzinome: 93,9 % (NG-MSDT) vs. 67,3 % (FIT)
  • Sensitivität für fortgeschrittene präkanzeröse Läsionen: 43,4 % (NG-MSDT) vs. 23,3 % (FIT)
  • Spezifität für fortgeschrittene Neoplasien: 90,6 % (NG-MSDT) vs. 94,8 % (FIT)

Der Nachteil des MSDT liegt in der etwas geringeren Spezifität – es kommt häufiger zu falsch positiven Ergebnissen [1].

Bewertung im Vergleich zu FIT

Der klassische FIT (Fecal Immunochemical Test) basiert auf dem Nachweis von okkultem Blut im Stuhl. Er identifiziert Läsionen primär über ihre Blutungsneigung. Da nicht alle Adenome oder Tumoren bluten, bleiben nicht blutende Läsionen für den FIT unsichtbar.

Der mtsDNA-Test dagegen erkennt auch nicht-blutende, genetisch veränderte Zellen, was die diagnostische Reichweite deutlich erhöht – insbesondere bei fortgeschrittenen Adenomen [2].

Fazit

Der Multitarget-DNA-Stuhltest stellt einen evidenzbasierten Fortschritt in der nicht-invasiven Darmkrebsvorsorge dar. Seine hohe Sensitivität für Karzinome und fortgeschrittene Adenome macht ihn zu einer wertvollen Ergänzung oder Alternative zum FIT – insbesondere für Patienten, die keine Koloskopie wünschen oder durchführen lassen können. Der leicht reduzierte Wert bei der Spezifität muss in der ärztlichen Beratung berücksichtigt werden. Insgesamt ermöglicht der Test, potenziell mehr Patienten frühzeitig zu identifizieren und so die kurative Chance zu erhöhen.

Literatur

  1. Imperiale TF, Ransohoff DF, Itzkowitz SH et al.: Multitarget Stool DNA Testing for Colorectal-Cancer Screening. N Engl J Med. 2014;370(14):1287-1297. doi:10.1056/NEJMoa1311194. https://doi.org/10.1056/NEJMoa1311194
  2. Imperiale, TF: Is the Multitarget Stool DNA Test Just a Better ‘FIT’ for Colorectal Cancer Screening? JAMA Internal Medicine 2025;185(1):112-113. doi: 10.1001/jamainternmed.2024.6152