Creatinkinase

Bei der Creatinkinase (CK; Synonyme: Kreatinkinase; Creatinphosphokinase (CPK); Kreatinphosphokinase­ (KPK), Adenosin-5'-triphospat-creatinin-phosphotransferase) handelt es sich um ein Enzym, welches in zwei Untereinheiten des Typs M oder B gebildet wird. Somit können folgende Isoenzyme im Blut nachgewiesen werden

  • CK-BB – kommt vor allem im Gehirn oder bei fortgeschrittenen Erkrankungen vor
  • CK-MB – kommt vor allem im Herzmuskel vor; macht etwa sechs Prozent aus [siehe unter CK-MB]
  • CK-MM – kommt im Skelettmuskel vor 

Des Weiteren kann man eine Makro-CK Typ 1 und Typ 2 von der CK abgrenzen. Dabei handelt es sich um eine Normvariante, die eine erhöhte Konzentration der CK vortäuschen kann.

Die Creatininkinase (CK) regeneriert enzymatisch mit Kreatinphosphat als zellulärer Energiereserve Adenosintriphosphat (ATP) aus Adenosindiphosphat (ADP).

Die CK kommt neben der Diagnostik von Skelettmuskelerkrankungen auch in der Herzinfarkt-Diagnostik zum Einsatz.

Mit einem Anstieg der CK kann nach 3 (-4) bis 12 Stunden nach Infarktbeginn gerechnet werden.
Das Maximum liegt zwischen 12 und 24 Stunden nach Infarktbeginn.
Zu einer Normalisierung der CK kommt es nach circa 3 bis 6 Tagen. Die CK-MB (s. u. CK-MB) ist in der Regel nach 2 bis 3 Tagen wieder normal.

Die Halbwertszeit von CK-MM beträgt ca. 17 Stunden.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht bekannt

Störfaktoren

  • Dunkelhäutige Personen haben höhere Werte (bis 1,5-fach erhöht)
  • Hämolyse vermeiden! Adenylatkinase aus den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) erhöht enzymatisch gemessene CK und CK-MB.
  • Ausreichende Belastungskarenz vor der Bestimmung der CK-Serumaktivität!

Normwerte

  Normwert in U/l (neuer Referenzbereich) Normwerte in U/l (alter Referenzbereich)
Frauen 10-70 0-145
Männer 0-170 0-170
Kinder ≤ 370  

Indikationen

  • Verdacht auf Skelettmuskelerkrankungen
  • Verdacht auf Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
    • Geeignet zur groben Abschätzung der Infarktgröße
    • Deckt zuverlässiger eine Reinfarkt auf als Troponin T (TnT), da CK sich schneller normalisiert (nach etwa 3 - 6 Tagen) als TnT (nach bis zu 10 Tagen)

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Skelettmuskel bzw. -erkrankungen
    • Genetisch bedingte Myopathien (Muskelerkrankungen) wie Muskeldystrophie (z. B. Duchenne-Muskeldystrophie)
    • Dermato-/Polymyositis – Erkrankungen aus dem Formenkreis der Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen)
    • Glykogenosen, insb. Typ V (Synonyme: McArdle-Myopathie, McArdle-Krankheit, McArdle-Syndrom); Defekt der in der Skelettmuskulatur vorkommenden Isoform des Enzyms Glykogenphosphorylase, die auch als Myophosphorylase bezeichnet wird; autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung
    • Infektiöse Myositis(Muskelentzündung) – Beachte: Die Diagnose wird meist durch klinischen Befund, Autoantikörpernachweis und Muskelbiopsie gestellt!
    • Krampfanfall (wg. Muskelläsionen)
    • Muskelnekrosen
    • Muskelüberanspruchung (z. B. langes Laufen)
    • Myopathien (Muskelerkrankungen), erworbene [CK-Wert > 10-fache der oberen Norm → Myopathie, Myositis (klinisches Bild: häufig generalisierte Schmerzen; eigenständige zugrundeliegende Muskelerkrankung?)]
    • Rhabdomyolyse (Crush-Syndrom) 
      • nges Laufen)
      • Myopathien, erworbene
      • Rhabdomyolyse (Crush-Syndrom) [CK-Wert > 40-fache der oberen Norm]
    • Verbrennungen (hochgradige)
    • Zustand nach intramuskulärer Injektion
  • Herzmuskel
    • Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)
    • Herzrhythmusstörungen
    • Koronare Herzerkrankung (KHK)
    • Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
    • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
    • Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
  • Denervierungsprozesse/Entnervungsprozesse (Polyneuropathie; Motorneuronenerkrankung)
  • Schwangerschaft
    • Sectio (Kaiserschnitt)
    • Entbindung
      • CK abhängig von der Intensität der Wehentätigkeit und dem Muskelschaden
      • es werden Werte des 2-5-fachen der oberen Norm beobachtet
  • Weiteres
    • Alkoholintoxikation
    • Hämolyse (Auflösen von roten Blutkörperchen)
    • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
    • Idiopathisch (sporadisch/familiär) DD neuromuskuläre Erkrankung, deren klinische Manifestation noch aussteht oder genetischer Übertragungsstatus für die Duchenne-Muskeldystrophie oder laborchemische Abweichung ohne erkennbaren Krankheitswert
    • Schwere Muskelarbeit (z. B. Bauarbeiter, Bodybuilder, Hochleistungssportler)
    • Postoperativ
    • Medikamente (z. B. Statine*, Chloroquin)

*statinassoziierte Muskelbeschwerden („statin-associated muscle symptoms“, SAMS)

Falsch hohe Werte: Die Makro-CK kann bei schweren zerebralen Erkrankungen und bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen erhöht sein. Unter der Makro-CK versteht man CK-Varianten mit hoher Molekülmasse, die eine hohe CK-Konzentration im Serum vortäuschen.

Interpretation erniedrigter Werte

  • Nicht krankheitsrelevant

Weitere Hinweise

  • Bei Statin-behandelten Patienten sollte bei  
    • CK-Wert > 4- und < 10-mal über dem Normwert → bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko in Anhängigkeit von den Symptomen unter Laborkontrollen kann die Therapie fortgeführt werden; bei niedrigem kardiovaskulären Risiko sollte das Statin abgesetzt werden.
      Es gibt dazu auch folgende Empfehlung: Bei einer CK-Erhöhung über das 4-5-fache der Norm soll ein Statin bzw. bei einer CK-Erhöhung über das 10-Fache der Norm muss das Statin abgesetzt werden.
    • CK-Wert > 10-mal über dem oberen Normwert → Therapie sollte zeitweilig pausiert werden, wenn kein sekundärer Grund (z. B. sportliche Aktivitäten) vorliegt
    Die Bestimmung der CK sollte bei jedem Patienten einmal vor Beginn und ein zweites Mal unter der Statintherapie erfolgen.
    Die Mehrzahl der Patienten mit einer Statintherapie weist keine relevante CK-Konzentration-Erhöhung auf und klagt aber dennoch über Muskelbeschwerden/-schmerzen.
  • Bei Verdacht auf einen Myokardinfarkt sollten folgende Laborparameter bestimmt werden:
    • Myoglobin
    • Troponin T (TnT)
    • CK-MB (Creatinkinase-Myokardtyp)
    • CK (Creatinkinase)
    • Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT)
    • Laktatdehydrogenase (LDH)
    • HBDH (Hydroxybutyrat-Dehydrogenase)
  • Beachte: Es gibt Patienten, die eine fast normale oder normale CK haben und trotzdem eine Muskelerkrankung aufweisen. Zur Diagnose führen Autoantikörpernachweis und Muskelbiopsie.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Diagnostik von Myopathien. (AWMF-Registernummer: 030-115), Juni 2021 Langfassung