Cytomegalie-Diagnostik

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • In der Schwangerschaft:
    • Cytomegalie (CMV) Antikörper-Nachweis in Abhängigkeit von der Schwangerschaftsphase (s. u.)
    • Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) – zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer kongenitalen ("angeborenen") CMV-Infektion: PCR (Polymerase-Kettenreaktion; engl.: Polymerase Chain Reaction) für CMV aus dem Fruchtwasser; Indikationen: 
      • mindestens 6 Wochen nach der mütterlichen Serokonversion oder
      • sonographischer Verdacht auf eine CMV-Infektion 
      Eine negative PCR für CMV aus Fruchtwasser weist eine Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, durch den Score auch als gesund erkannt werden) von 97-100 % auf [2, 3].
  • Außerhalb der Schwangerschaft (s. u. das Thema "Diagnosestellung einer CMV-Infektion außerhalb der Schwangerschaft"):
    • CMV-Nachweis im Blut mittels Polymerasekettenreaktion (PCR)
    • Transbronchiale Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe aus der Lunge mittels Bronchoskop/Lungenspiegelung) zur sicheren Diagnose einer CMV-Pneumonie; falls keine Biopsie infrage kommt: bronchoalveoläre Lavage (BAL; ebenfalls im Rahmen einer Bronchoskopie) zur Diagnosesicherung
  • Ausschluss anderer Infektionen (siehe Differentialdiagnosen) durch Erreger- oder Antikörper-Nachweis
  • Kleines Blutbild  [Leukopenie (Mangel an Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut)]
  • Differentialblutbild [Neutropenie (Verminderung der neutrophilen Granulozyten im Blut), atypische Lymphozytose (erhöhte Lymphozytenzahl im Blut), Thrombozytopenie (Verminderung der Thrombozyten/Blutplättchen)]
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT); alkalische Phosphatase, Bilirubin

Serologische Parameter bei Cytomegalie-Infektion [3]

Übersicht der serologischen Ergebniskonstellationen, ihre Interpretation und Bedeutung zur Diagnose der CMV-Infektion während der Schwangerschaft. Die aufgeführten Ergebniskonstellationen gelten für die Situation der erstmaligen Testung einer Serumprobe in den angegebenen Schwangerschaftsphasen. Die Maßnahmen werden empfohlen, wenn keine Rückstellproben aus einer früheren Phase zur Testung verfügbar sind. Liegt eine archivierte Serumprobe oder ein negativer CMV-IgG-Befund aus der Vorphase der Schwangerschaft vor, kann durch die Bestimmung einer Serokonversion der Infektionsstatus geklärt und der fragliche Zeitpunkt der CMV-Primärinfektion bestimmt werden [3].

 CMV-Serologie – Befund

 Bestimmung in
 Schwangerschaftsp
hase
 Bewertung, Maßnahmen
 IgG  IgM  IgG-Avidität    
 negativ  negativ  -  Trimester 1-3 nicht infiziert, suszeptibel (empfänglich); Hygieneberatung
 negativ  positiv  -  Trimester 1-3 Ausschluss von falsch positivem CMV-IgM; Testung von Folgeserum nach 10 Tagen zum Nachweis einer fraglichen Serokonversion
 positiv  positiv  hoch  vor SSW 16/18 (I) CMV-Latenz
(II) CMV-Rekurrenz
 positiv  positiv  hoch  nach SSW 16/18 CMV-Primärinfektion möglich, perikonzeptionell oder während Frühschwangerschaft
 
Ultraschallkontrolle bei der Schwangeren, ggf Amniozentese;
Urinkontrolle beim Neugeborenen
 positiv  negativ  hoch  vor SSW 16/18 CMV-Latenz
 positiv  negativ  hoch  nach SSW 16/18 (I) CMV-Latenz
(II) CMV-Primärinfektion, perikonzeptionell oder
 während Frühschwangerschaft ist nicht sicher auszuschließen.
 
Ultraschallkontrolle bei der Schwangeren, ggf Amniozentese;
Urinkontrolle beim Neugeborenen
 positiv  negativ/positiv  intermediär  Trimester 1-3 keine Aussage bezüglich des Infektionszeitpunktes möglich
 positiv  positiv  niedrig  Trimester 1-3 CMV-Primärinfektion; Zusatztestung Immunoblot: anti-gB-IgG fehlt,
breite IgM-Reaktivität (anti-IE1/anti pp150/anti CM2/anti-pp65/anti-gB-IgM)
 
In Abhängigkeit von der Schwangerschaftsphase sind Untersuchungen zur Abklärung einer potentiellen fetalen Infektion, Ultraschallkontrollen bei der Schwangeren,
ggf Amniozentese (SSW 21) und/oder Urinkontrolle beim Neugeborenen angezeigt

Diagnosestellung einer CMV-Infektion außerhalb der Schwangerschaft

  • CMV-Nachweis im Blut mittels Polymerasekettenreaktion (PCR); zusätzlich sollen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein [4]:
    • Fieber > 38 °C für wenigstens zwei Tage
    • neue Kraftlosigkeit/Abgeschlagenheit
    • Leukopenie (Mangel an Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut) bzw. Neutropenie (Verminderung der neutrophilen Granulozyten im Blut), Lymphozytose (erhöhte Lymphozytenzahl) > 5 %
    • Thrombopenie (Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut) < 100.000/nl
    • zweifach erhöhte Transaminasen (GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase): ASAT, AST (Aspartat-Aminotransferase) GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase): ALAT, ALT (Alanin-Aminotransferase))

Literatur  

  1. Liesnard C, Donner C, Brancart F, Gosselin F, Delforge ML, Rodesch F: Prenatal diagnosis of congenital cytomegalovirus infection: prospective study of 237 pregnancies at risk. Obstet Gynecol 2000; 95:881-888
  2. Enders G, Bäder U, Lindemann L, Schalasta G, Daiminger A: Prenatal diagnosis of congenital cytomegalovirus infection in 189 pregnancies with known outcome. Prenat Diagn 2001; 21:362-377
  3. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung
  4. Ljungman P, Boeckh M, Hirsch HH, Josephson F, Lundgren J, Nichols G, Pikis A, Razonable RR, Miller V, Griffiths PD: Disease Definitions Working Group of the Cytomegalovirus Drug Development Forum (2017) Definitions of cytomegalovirus infection and disease in transplant patients for use in clinical trials. Clin Infect Dis 2017 Jan 1;64(1):87-91. Epub 2016 Sep 28.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung