Lipase
Bei der Lipase handelt es sich um ein Enzym, welches Lipide (Fette) in seine Bausteine zerlegt.
Es wird im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) gebildet (= pankreasspezifische Lipase; Pankreaslipase, PL) und an das Duodenum (Zwölffingerdarm) abgegeben. Dort spaltet es dann die Nahrungsfette in Glycerin und Fettsäuren.
Die Lipase ist ein spezifischer Marker der akuten Pankreatitis.
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
- Aszitespunktat – Punktat aus Bauchwasser (krankhafte Flüssigkeitsansammlung in der freien Bauchhöhle)
Vorbereitung des Patienten
- Nicht nötig
Störfaktoren
- Nicht bekannt
Normwerte
Normwerte in U/l | |
Blutserum | 13-60 |
Aszitespunktat | < 190 |
Indikationen
- Verdacht auf Pankreatitis, akut/(chronisch)
- Akutes Abdomen – akute Bauchschmerzen mit Abwehrspannung, die durch viele verschiedene Erkrankungen bedingt sein kann
- Alkoholismus
- Akute Diarrhoe (Durchfall)
- Aszites (Bauchwassersucht)
- Malabsorption
- Verdacht auf Parotitis
- Verdacht auf Niereninsuffizienz
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Alkoholismus
- Akutes Abdomen
- Akute mesenteriale Ischämie (AMI; Darminfarkt, Mesenterialarterienverschluss, Mesenterialinfarkt, mesenteriale Verschlusskrankheit, Angina abdominalis)
- Maligne (bösartige) Neubildungen, vor allem im Bereich des Gastrointestinaltraktes und der Lunge
- Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)
- Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe)
- Hepatitis, virale (Leberentzündung durch Viren bedingt)
- Ileus (Darmverschluss)
- Morbus Crohn – chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED); verläuft meist in Schüben und kann den gesamten Verdauungstrakt befallen; charakterisierend ist der segmentale Befall der Darmmukosa (Darmschleimhaut), das heißt es können mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander voneinander getrennt sind.
- Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Ovarialtumor, stielgedreht – Neubildung am Eierstock
- Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) (Erhöhung des Serum-Lipase-Werts = frühes Alarmzeichen)
- Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) – akut/(chronisch) [s. u. "Weitere Hinweise]
- Parotishypertrophie (Ohrspeicheldrüsenvergrößerung)
- Parotitis (Ohrspeicheldrüsenentzündung)
- Sarkoidose (Synonyme: Morbus Boeck; Morbus Schaumann-Besnier) – systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung
- Tubenruptur – Riss des Eileiters
- Typhus – Infektionserkrankung, die durch das Bakterium Salmonella typhi übertragen wird
- Traumata (Verletzungen) im Bereich des Oberbauches
- Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür)
- Zustand nach endoskopisch retrograder Cholangiopankreatikographie (ERCP)
Weitere Hinweise
- Blutgruppe B (1,53-fach erhöhtes Risiko für eine chronische Pankreatitis; Grund ist die erhöhte Aktivität der Serum-Lipase (1,48-fach)) [1]
- Zusätzlich sollten auch die Elastase und die Amylase bestimmt werden.
- Bei akuter Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung sollte Elastase im Serum bestimmt werden, da diese
- sensitiver als Lipase und Amylase und
- länger nachweisbar als Lipase und Amylase ist.
- Bei alkoholinduzierter Form der akuten Pankreatitis ist die Lipase der Parameter erster Wahl.
Literatur
- Weiss FU et al.: Fucosyltransferase 2 (FUT2) Non-Secretor Status and Blood Group B Are Associated With Elevated Serum Lipase Activity in Asymptomatic Subjects, and an Increased Risk for Chronic Pancreatitis: A Genetic Association Study Gut . 2015 Apr;64(4):646-56. doi: 10.1136/gutjnl-2014-306930. Epub 2014 Jul 15.