Albumin im Urin

Beim Albumin handelt es sich um ein wichtiges Protein (Eiweiß) des menschlichen Körpers (60 % der Proteinmenge im intravasalen Blutsystem ist Albumin). 
Unter normalen Umständen wird dieses kleine, negativ geladene Protein (Molekulargewicht: 66.000) von den Glomerula (Nierenkörperchen) herausgefiltert und ist somit nicht beziehungsweise nur in sehr geringen Mengen im Urin nachweisbar. Treten jedoch glomeruläre Störungen auf, so ist Albumin eins der ersten Proteine, die "durchgehen" und damit in erhöhter Konzentration im Urin vorhanden sind.

Albumin gehört zu den Markerproteinen im Urin. Diese erlauben eine Differenzierung und Verlaufskontrolle von Nephropathien (Nierenerkrankungen).

Man kann eine Mikroalbuminurie von einer Makroalbuminämie unterscheiden.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • 2. Morgenurin
  • 24 h-Urin (Sammelurin)

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig

Störfaktoren

  • Nicht bekannt

Normwerte

Probe Normwerte
Befristeter Sammelurin < 20 μg/min
24 h-Urin < 30 mg/die
Morgenspontanurin < 20 mg/l
< 20 mg/g Urin-Kreatinin*

Werte Mikroalbuminurie

Probe Normwerte
Befristeter Sammelurin 20-200 μg/min
24 h-Urin 30-300 mg/die
Morgenspontanurin 20-200 mg/l
20-200 mg/g Urin-Kreatinin*

Werte Makroalbuminurie

Probe Normwerte
Befristeter Sammelurin > 200 μg/min
24 h-Urin > 300 mg/die
Morgenspontanurin > 200 mg/l
> 200 mg/g Urin-Kreatinin*

*Albumin-Kreatinin-Quotient; engl. urine albumin-creatinine ratio (UACR)

Indikationen

  • Verdacht auf Glomerulonephritis Nierenerkrankung, mit Entzündung der Nierenfilterchen (Glomeruli)
  • Kontrolluntersuchung bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Diabetische Nephropathie – Nierenerkrankung aufgrund einer Gefäßerkrankung bei Vorliegen eines Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Glomerulonephritis

Interpretation erniedrigter Werte

  • Nicht krankheitsrelevant

Weitere Hinweise

  • Patienten mit einer Albuminurie sind nierenkrank, auch wenn die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ≥ 90 beträgt!
    Zur Definition der chronischen Niereninsuffizienz s. u. "Chronische Niereninsuffizienz/Klassifikation"

  • Die serumkreatininbasierte eGFR (estimated GFR; geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) und die urinbasierte Albumin-Kreatinin-Ratio (ACR) sind gemäß einer Studie geeignete Parameter zur kardiovaskulären Risikoabschätzung (zumindest im Hinblick auf Mortalität und Herzinsuffizienz/Herzschwäche). Die ACR war über alle Risikopopulationen hinweg ein stärkerer Risikofaktor als Rauchen, Hypertonie (Bluthochdruck) und Hyperlipidämie (Fettstoffwechselstörung), während die eGFR einen in etwa gleich starken Vorhersagewert hatte [1].
  • Patienten mit einer Albuminurie haben ein um 35 % erhöhtes Risiko für eine leichte kognitive Beeinträchtigung oder Demenz (OR 1.35, 95 %) [2]
  • Markerproteine im Urin sind:
    • Albumin – Molekulargewicht (MG) 66.000; Marker für glomeruläre Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin durch einen Schaden der Glumerula (Nierenkörperchen))
    • Transferrin – MG 90.000; Marker für glomeruläre Proteinurie
    • Immunglobulin G (IgG) – MG 150.000; Marker für unselektive glomeruläre Proteinurie (Hinweis für schweren glomerulären Schaden)
    • Alpha-1-Mikroglobulin – MG 33.000; Marker für tubuläre Proteinurie (Einschränkung der tubulären Resorptionsfunktion)
    • Alpha-2-Makroglobulin.– MG 750.000; Marker für postrenale, blutungsverursachte Proteinurie (z. B. durch Steine, Infektionen, Verletzungen, Tumoren).

Literatur

  1. Matsushita K et al.: Estimated glomerular filtration rate and albuminuria for prediction of cardiovascular outcomes: a collaborative meta-analysis of individual participant data. doi: http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(15)00040-6
  2. Deckers K et al.: Dementia risk in renal dysfunction. Neurology 10.1212/WNL.0000000000003482. doi: http://dx.doi.org/10.1212/​WNL.0000000000003482 published online before print December 14, 2016