Erythropoetin
Das Erythropoetin (EPO; Synonyme: Erythropoietin, Epoetin, historisch auch Hämatopoetin) ist ein Glykoprotein-Hormon, das als Wachstumsfaktor zu den Zytokinen gehört.
Das Erythropoetin wird beim Erwachsenen überwiegend durch die Endothelzellen (spezialisierte, flache Zellen, welche die Innenseite der Blutgefäße auskleiden) in der Niere (85-90 %) und zu 10-15 % durch die Hepatozyten (Leberzellen) in der Leber gebildet. Beim Fetus (menschlichen Embryo nach Ausbildung der inneren Organe; ab der 9. Schwangerschaftswoche) findet die Synthese überwiegend in der Leber statt.
Es steigert die Erythropoese (Bildung und Entwicklung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen)).
Das Erythropoetin wird über mehrere Zwischenstufen durch Umbau des "Hypoxie-induzierten Faktors" (HIF; Transkriptionsfaktor, der die Versorgung der Zelle mit Sauerstoff reguliert, indem er eine Balance zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffversorgung herstellt) in den das Erythropoetin exprimierenden Zellen (Biosynthese aus den genetischen Informationen) synthetisiert. Anschließend wird es über den Blutkreislauf zum Knochenmark transportiert, wo es an den Erythroblasten (Vorstufe der Erythrozyten) bindet und somit zur Reifung der Zellen führt.
Der Stimulus für die Synthese ist die Verminderung der Sauerstoffsättigung (SpO2) in den Nierenarterien.
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
Vorbereitung des Patienten
- Nicht erforderlich
Störfaktoren
- Nicht bekannt
Normwert (Blutserum)
Normwert in U/l | 5-25 |
Indikationen
- Anämie (Blutarmut)
- Tumormarker (zur Verlaufskontrolle bei paraneoplastischer Erythropoetinbildung)
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Polyglobulie (Erythrozytose; Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) über den physiologischen Normwert)
- Hypoxie (Sauerstoffmangel) ‒ durch viele verschiedene Ursachen bedingt:
- Chronische Anämie (Blutarmut) nicht-renaler Genese (nicht nierenbedingt)
- Akuter Blutverlust und chronische Blutungen, nicht näher bezeichnet
- Lungenerkrankungen, nicht näher bezeichnet
- Herzerkrankungen, nicht näher bezeichnet
- Neubildungen, wie Nierentumoren (Nierenzellkarzinom), Nebennierentumoren, Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs), Uterustumoren (Gebärmuttertumoren), Leberzellkarzinome, Hirntumoren
- Im 2. und 3. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) sind die Erythropoetinwerte physiologisch erhöht
Interpretation erniedrigter Werte
- AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome)
- Chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Dialyse (Blutwäsche)
- Hungerzustände
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Renale (nierenbedingte) Anämie
- Tumoranämie (Blutarmut (Anämie), die bei bösartigen Tumoren (Krebs) entstehen kann)
- Polycythaemia vera (PV) ‒ Erkrankung, bei der es zu einer Vermehrung aller Zellreihen im Blut kommt
Weitere Hinweise
- Erythropoetin zur Therapie wird gentechnisch hergestellt.
- Rote-Hand-Brief zu humanen Epoetinen (Darbepoetin alfa, Epoetin alfa, Epoetin beta, Epoetin theta, Epoetin zeta, Methoxy-Polyethylenglycol-Epoetin beta): Neue Warnung bezüglich schwerer arzneimittelinduzierter Hautreaktionen (severe cutaneous adverse reactions; SCARs) [1]
Literatur
- Rote-Hand-Brief zu humanen Epoetinen: Neue Warnung bezüglich schwerer arzneimittelinduzierter Hautreaktionen (severe cutaneous adverse reactions; SCARs): AkdÄ Drug Safety Mail | 33–2017