Untersuchung eines Aszitespunktats
Beim Aszites handelt es sich um eine pathologische (krankhafte) Wasseransammlung in der Bauchhöhle. Diese kann durch viele verschiedene Erkrankungen bedingt sein. Bei etwa 80 % aller Fälle ist das Auftreten von Aszites durch eine parenchymatöse Lebererkrankung (80 % der Fälle; im Wesentlichen wg. Leberzirrhose/Schädigung der Leber und ausgeprägter Umbau des Lebergewebes) bedingt. In etwa 20 % der Fälle liegt eine fortgeschrittene Tumorerkrankung (sogenannter "maligner Aszites") vor.
Im Rahmen der Diagnostik und Therapie der verschiedenen Formen des Aszites wird die Flüssigkeit, die durch eine Punktion gewonnen wird, labormedizinisch untersucht.
Man kann folgende Formen des Aszites unterscheiden:
- Entzündlicher Aszites – durch Entzündungen bedingter Aszites
- Nicht-entzündlicher Aszites – dazu wird auch der Aszites bei Tumorerkrankungen gezählt (sog. maligner Aszites)
- Hämorrhagischer Aszites – Aszites, der Blutzellen enthält.
- Chylöser Aszites – Ansammlung von Lymphflüssigkeit in der Bauchhöhle
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Aszitespunktat
Vorbereitung des Patienten
- Nicht nötig
Störfaktoren
- Nicht bekannt
Indikationen
- Unklarer Aszites
Untersuchung des Aszitespunktats inkl. Differentialdiagnostik
Laborparameter | Transsudat |
Exsudat |
Eiweißgehalt |
< 30 g/l |
> 30 g/l |
Spezifisches Gewicht |
< 1,106 g/l |
> 1,106 g/l |
Serum/Aszites-Albuminquotient (SAAG) |
> 1,1 (= portal-hypertensiv bedingtem Aszites) |
< 1,1 (= nicht portal-hypertensiv bedingtem Aszites) |
Differentialdiagnostik |
*Die Bestimmung des Gesamteiweiß (GE) ermöglicht die Unterscheidung zwischen kardialer (GE > 2,5 g/dl) und portal-hypertensiver (GE < 2,5 g/dl) Genese (Herkunft). |
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Weitere Untersuchungen
- Fibronectin im Aszites – Differenzierung zwischen benignem ("gutartigem") und malignem ("bösartigem") Aszites
Werte > 75 mg/l weisen auf Aszites malignen Ursprungs
Werte > 100 mg/l werden gefunden bei:
- Karzinom (ggf. mit Lebermetastasen)
- CML (chronische myeloische Leukämie)
- Peritonealkarzinose
- bakterieller Peritonitis
- biliärer Zirrhose
- Pankreatitis
Laborparameter zum Nachweis eines malignen Aszites (modifiziert nach [1])
Laborparameter | Grenzwert | Spezifität (%) | Sensitivität (%) |
Zytologie | positiv | ∼ 100 | ∼ 80 |
CEA (Tumormarker) | > 2,5 ng/ml | ∼ 95 | ∼ 50 |
Gesamteiweiß im Aszites | > 2,5 g/dl | ∼ 70 | ∼ 75 |
Cholesterin im Aszites | > 45 mg/dl | ∼ 70 | ∼ 80 |
Aszites/Serum-LDH | > 1,0 | ∼ 70 | ∼ 60 |
Legende
- CEA = Carcinoembryonales Antigen
- LDH = Laktatdehydrogenase
- Sensitivität: Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt.
- Spezifität: Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden.
Literatur
- Wiest R, Schölmerich J: Diagnostik und Therapie des Aszites. Dtsch Ärztebl 103:A1972-A1981,2006