Immunologische Diagnostik

Immunologische Diagnostik stellt einen fundamentalen Bereich der Labormedizin dar, der sich mit der Identifikation und Quantifizierung von Komponenten des Immunsystems sowie der Bewertung seiner Funktionsweise befasst. Diese Tests sind entscheidend für die Erkennung und das Management von Entzündungsprozessen, Autoimmunerkrankungen, allergischen Reaktionen und Immundefizienzen. In diesem Fachartikel werden die wichtigsten Verfahren und ihre Anwendungen in der immunologischen Diagnostik beleuchtet, darunter die Bestimmung von Akute-Phase-Proteinen, Entzündungsdiagnostik, Autoimmundiagnostik, die Diagnostik von Allergien, Pseudoallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie die Analyse von Immunglobulinen.

Akute-Phase-Proteine

Die Immunantwort auf akute Entzündungsprozesse im Körper ist durch eine komplexe Reaktion gekennzeichnet, die unter anderem die Produktion von Akute-Phase-Proteinen (APP) umfasst. Diese Proteine werden in der Leber synthetisiert und ihre Plasmakonzentrationen ändern sich signifikant als Reaktion auf Entzündungen, Infektionen, Traumata oder Neoplasien. Die Messung der Akute-Phase-Proteine spielt daher eine zentrale Rolle in der Entzündungsdiagnostik, ermöglicht eine frühzeitige Erkennung entzündlicher Prozesse und unterstützt die Überwachung des Krankheitsverlaufs sowie die Bewertung der Therapieeffektivität.

Schlüsselkomponenten der Akute-Phase-Proteine:

  • Akute-Phase-Proteine: Als Oberbegriff bezieht sich dieser auf eine Gruppe von Proteinen, deren Serumkonzentrationen als Reaktion auf Entzündungen rasch ansteigen oder abfallen.
  • Alpha-1-Antitrypsin: Ein Proteaseinhibitor, der vor allem bei entzündlichen Lungenerkrankungen und bestimmten Formen von Lebererkrankungen erhöht ist.
  • Alpha-2-Makroglobulin: Ein weiterer Proteaseinhibitor, der bei akuten und chronischen Entzündungsprozessen ansteigt und eine Rolle bei der Regulierung der Proteaseaktivität im Blut spielt.
  • C-reaktives Protein (CRP): Eines der am häufigsten gemessenen Akute-Phase-Proteine. Ein erhöhter CRP-Wert ist ein sensibler, aber unspezifischer Indikator für Entzündungen im Körper.
  • Coeruloplasmin: Dieses Kupfer bindende Protein spielt eine Rolle in der Eisenmetabolismus-Regulation und kann bei verschiedenen Entzündungszuständen erhöht sein.
  • Ferritin: Dient als Indikator für die Eisenreserven im Körper, steigt jedoch auch als Akute-Phase-Protein bei Entzündungsprozessen an.
  • Fibrinogen: Ein wichtiges Protein der Blutgerinnung, dessen Konzentration bei Entzündungen zunimmt und das an der Bildung von Blutgerinnseln beteiligt ist.
  • Haptoglobin: Bindet freies Hämoglobin im Blut; seine Konzentration steigt bei akuten Entzündungsprozessen an.
  • Komplementfaktoren C3, C4: Bestandteile des Komplementsystems, die bei einer Vielzahl von Entzündungsreaktionen und immunologischen Erkrankungen verändert sind.
  • Procalcitonin: Ursprünglich als Marker für bakterielle Infektionen identifiziert, ist sein Anstieg ein Indikator für eine schwere systemische Entzündungsreaktion.
  • Transferrin: Ein Eisen transportierendes Protein, dessen Konzentration bei Entzündungen abnehmen kann, als Reaktion auf die Umverteilung von 

Entzündungsdiagnostik

Die Entzündungsdiagnostik umfasst ein Spektrum von Labortests, die zur Identifizierung und Überwachung entzündlicher Prozesse im Körper eingesetzt werden. Neben Akute-Phase-Proteinen beinhaltet dies auch die Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und des Procalcitonins, welches besonders bei bakteriellen Infektionen erhöht ist.

Autoimmundiagnostik

Die Autoimmundiagnostik ist ein entscheidender Bereich der Labormedizin, der sich mit der Identifizierung von Autoimmunerkrankungen befasst. Diese Erkrankungen entstehen, wenn das Immunsystem körpereigene Zellen angreift. Die Diagnose stützt sich auf den Nachweis spezifischer Autoantikörper im Blut.

Labormethoden und Stufendiagnostik: Initial werden breite Screening-Tests eingesetzt, gefolgt von spezifischeren Tests, um die Präsenz und das Ausmaß von Autoantikörpern zu bestimmen.

Wichtige Autoantikörper:

  • Antinukleäre Antikörper (ANA): Marker für systemische Autoimmunerkrankungen.
  • Cyclische Citrullin Peptid-Antikörper (CCP-AK): Spezifisch für rheumatoide Arthritis.
  • ds-DNS-Antikörper: Spezifisch für systemischen Lupus erythematodes.
  • Schilddrüsen-Antikörper (TPO-Ak, TRAK): Wichtig für die Diagnose von Schilddrüsenautoimmunerkrankungen.
  • Granulozyten-Cytoplasma-Antikörper (ANCA): Indikativ für bestimmte Vaskulitiden.

Die Autoimmundiagnostik ermöglicht eine gezielte Erkennung, Überwachung und Behandlung von Autoimmunerkrankungen, was entscheidend für eine verbesserte Patientenversorgung und Lebensqualität ist.

Allergien – Pseudoallergien – Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Die Labordiagnostik spielt eine zentrale Rolle bei der Identifizierung und Differenzierung von Allergien und Unverträglichkeiten. Diese Untersuchungen helfen dabei, die spezifischen Auslöser allergischer Reaktionen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu erkennen und ermöglichen eine gezielte Beratung und Behandlung der Betroffenen.

Allergiediagnostik

Die Allergiediagnostik konzentriert sich auf die Identifizierung von Substanzen, die allergische Reaktionen auslösen können. Dazu zählt die Bestimmung spezifischer Antikörper im Blut.

Labordiagnostik

Die moderne Labordiagnostik bietet diverse Tests zur Ermittlung von Allergien und Unverträglichkeiten:

  • Diaminoxidase (DAO): Ein Enzym, das bei der Histaminintoleranz untersucht wird. Ein Mangel an DAO führt zu erhöhten Histaminspiegeln und kann Nahrungsmittelunverträglichkeitssymptome auslösen.
  • IgG/IgG4-Test: Bestimmte IgG- oder IgG4-Antikörper im Blut können auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten hinweisen, obwohl deren klinische Relevanz umstritten ist.
  • Immunglobulin E (IgE): Die Bestimmung von spezifischem IgE gegen bestimmte Allergene ist ein Standardverfahren in der Allergiediagnostik, insbesondere bei Typ-I-Allergien.
  • Fructose-H2-Atemtest, Lactose-H2-Atemtest, Sorbit-H2-Atemtest: Diese Atemtests dienen der Diagnostik von Unverträglichkeiten gegenüber Fructose, Lactose und Sorbit, indem die Wasserstoffkonzentration in der Atemluft nach Zufuhr der entsprechenden Zucker gemessen wird.
  • Select 181 Test: Ein breit angelegter Test, der die Reaktion des Immunsystems auf verschiedene Nahrungsmittel überprüft und auf IgG4-Antikörper basiert.
  • Tryptase: Ein Marker für Mastzellaktivierung, der insbesondere bei Verdacht auf eine systemische Mastozytose oder bei schweren allergischen Reaktionen bestimmt wird.

Diese diagnostischen Verfahren ermöglichen eine differenzierte Betrachtung von Allergien und Unverträglichkeiten. Durch ihre Anwendung können spezifische Auslöser identifiziert und passende Therapie- und Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden, um die Lebensqualität der Betroffenen signifikant zu verbessern.

Immunglobuline

Immunglobuline (Ig), bekannt als Antikörper, sind zentral für die Abwehr von Pathogenen. Ihre Messung im Blut ist entscheidend für die Beurteilung der Immunfunktion und hilft bei der Diagnose verschiedener Erkrankungen.

Labordiagnostik und Bedeutung

Labortests quantifizieren Immunglobuline, um Infektionen, Immunmangel, Autoimmunkrankheiten und bestimmte Krebsarten zu erkennen.

Schlüssel-Immunglobuline:

  • IgA: Schützt Schleimhäute. Ein Mangel erhöht die Infektionsanfälligkeit.
  • IgD: Befindet sich hauptsächlich auf B-Zellen, spielt eine Rolle bei der Immunantwort.
  • IgE: Wichtig bei allergischen Reaktionen und weist auf Allergien oder Parasiten hin.
  • IgG: Am häufigsten, essentiell für die Infektionsabwehr. Änderungen weisen auf verschiedene Erkrankungen hin.
  • IgM: Erstes Immunglobulin bei Infektionen, deutet auf eine frische Infektion hin.

Immunelektrophorese

Diese Methode trennt und identifiziert Immunglobuline und wird für die Diagnose von Immunopathien genutzt.

Die Untersuchung der Immunglobuline bietet tiefe Einblicke in die Immunfunktion und ist für die Diagnose und Überwachung immunbezogener Erkrankungen unerlässlich.

Schlussbetrachung

Die immunologische Diagnostik nimmt eine Schlüsselrolle in der modernen Medizin ein, indem sie essenzielle Einblicke in die Funktionsweise des Immunsystems ermöglicht. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Erfassung und Bewertung der Immunantwort auf pathologische Zustände, wie Entzündungen, Autoimmunerkrankungen, Allergien und Immundefizite. Durch die Analyse spezifischer Biomarker, darunter Akute-Phase-Proteine und Immunglobuline, unterstützt diese Diagnostik nicht nur die frühzeitige Erkennung von Krankheiten, sondern auch deren Management und Überwachung. Die breite Palette an Labortests, von der Bestimmung einzelner Proteine bis hin zu komplexen Profilen, bildet eine solide Basis für die Entwicklung gezielter Therapieansätze und trägt somit maßgeblich zur Verbesserung der Patientenversorgung bei.