Dexamethason-Hemmtest
Beim Dexamethason-Hemmtest handelt es sich um eine primäre Testmethode bei Verdacht auf Hypercortisolismus (Cushing-Syndrom). Man unterscheidet einen Dexamethason-Kurz- und Langtest. Kann durch den Dexamethason-Kurztest kein eindeutiges Ergebnis erzielt werden, so wird der Dexamethason-Langtest zusätzlich durchgeführt.
Dexamethason zählt zu den synthetischen Glucocorticoiden und wird therapeutisch bei vielen verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, einschließlich entzündlicher und autoimmuner Erkrankungen.
Das Verfahren – Dexamethason-Kurztest
Bevor das Dexamethason verabreicht wird, wird morgens nüchtern (8 Uhr) eine Blutentnahme zur Bestimmung des Cortisol-Serumspiegels durchgeführt. Am späten Abend (23 Uhr) wird eine Dosis Dexamethason (1 mg) verabreicht. Am nächsten Morgen erneut nüchtern (8 Uhr) erfolgt eine Blutentnahme zur Cortisol-Bestimmung.
Das Verfahren – Dexamethason-Langtest
Bevor das Dexamethason verabreicht wird, wird morgens nüchtern (8 Uhr) eine Blutentnahme zur Bestimmung des Cortisol-Serumspiegels durchgeführt. Am späten Abend (23 Uhr) des ersten Tages wird eine Dosis Dexamethason (0,5 mg alle 6 Stunden über 48 Stunden) verabreicht. Am nächsten Morgen erneut nüchtern (8 Uhr) Blutentnahme zur Cortisol-Bestimmung. Diese Prozedur wird weitere zwei Tage wiederholt, mit 4 mg Dexamethason täglich. Am Morgen des vierten Tages wird eine abschließende Blutentnahme durchgeführt.
Indikationen
- Verdacht auf Hypercortisolismus
- Differenzierung zwischen hypophysären (die Hirnanhangdrüse betreffenden) und adrenalen (die Nebennierenrinde betreffenden) Ursachen
Interpretation – Dexamethason-Kurztest
- Im Normalfall fällt das Cortisol im Serum am Tag zwei auf < 1,8 μg/dl ab.
- Fällt das Cortisol nicht genügend ab, so besteht ein Verdacht auf Hypercortisolismus:
- Nebennierenrindenadenom – gutartiger Tumor der Nebennierenrinde
- Nebennierenrindenkarzinom – bösartiger Tumor der Nebennierenrinde
- Ektopes ACTH-Syndrom – paraneoplastisches Syndrom
Interpretation – Dexamethason-Langtest
- Fällt der Cortisol-Wert erst am vierten Tag ab (nach 4 mg Dexamethason), so liegt mit großer Sicherheit ein hypophysärer Hypercortisolismus (Morbus Cushing) vor.
- Tritt auch nach der dritten Suppressionsdosis von 8 mg Dexamethason keine Abnahme des Cortisols auf, so liegt wahrscheinlich ein adrenaler Hypercortisolismus oder ein ektopes ACTH-Syndrom vor.
Zusätzliche diagnostische Hinweise
- Der Dexamethason-Kurztest dient primär als Screening-Tool.
- Der Langtest wird zur genaueren Differenzierung herangezogen, besonders wenn der Kurztest nicht konklusiv ist.
- Auch bei negativem Kurztest und weiter bestehendem klinischem Verdacht kann der Langtest indiziert sein.
Kontraindikationen und Einschränkungen
- Schwere psychiatrische Erkrankungen, wie Depressionen oder Psychosen, können die Testergebnisse verfälschen.
- Einnahme von Medikamenten, die den Cortisolstoffwechsel beeinflussen (z. B. Antikonvulsiva, Rifampicin).
- Lebererkrankungen können die Metabolisierung von Dexamethason beeinflussen und somit die Testergebnisse verfälschen.
Therapeutische Implikationen
- Bei bestätigtem hypophysären Hypercortisolismus (Morbus Cushing) ist eine transsphenoidale (= transnasale) Adenomektomie (operative Entfernung eines Adenoms) indiziert.
- Adrenale Ursachen (Adenom oder Karzinom) erfordern meist eine chirurgische Resektion.
- Ektopes ACTH-Syndrom bedarf einer gezielten onkologischen Therapie abhängig vom Primärtumor.