Eisen
Bei Eisen (Ferrum; Fe) handelt es sich um ein Element aus der Gruppe der ferromagnetischen Metalle. Es kommt in zwei- und dreiwertiger Form vor. Es ist ein essentieller Stoff für die Oxidationsvorgänge in den Körperzellen. Essentielle Stoffe sind lebensnotwendig, d. h. der Körper kann sie nicht selbst herstellen.
Daneben spielt Eisen eine wichtige Rolle im Sauerstofftransport im Blut.
Man kann das Speicher- und Funktionseisen unterscheiden, wobei das Speichereisen biologisch nicht aktiv ist.
Das Eisen wird im Dünndarm resorbiert. Im Blut wird es an Transferrin gebunden und dann in die Zellen eingebaut. Der Anteil, der nicht gebraucht wird, wird in der Leber, Milz und im Knochenmark an Ferritin und Hämosiderin gelagert
Täglich geht physiologischerweise ein Teil des Eisens (1-2 mg) verloren. Mit der normalen Ernährung werden jedoch 10-20 mg/d aufgenommen und so dieser Verlust ausgeglichen.
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum – Beachte: Das Serum sollte hämolysefrei sein! Das Vollblut muss dazu innerhalb von 30 Minuten nach der Blutentnahme zentrifugiert werden.
Vorbereitung des Patienten
- Nicht bekannt
Störfaktoren
- Der Eisenspiegel (Serumeisen) unterliegt einem zirkadianen Rhythmus mit großen Schwankungen (das Tagesmaximum kann dreimal so hoch sein wie das Tagesminimum)
- Eine Hämolyse des Vollblutes kann den Messwert für Eisen beeinflussen; der additive Effekt ist jedoch relativ gering (s. u. "Benötigtes Material").
Normwerte Kinder
Alter | Normwert in μg/dl |
2. Lebenswoche (LW) | 63-201 |
6. Lebensmonat (LM) | 28-135 |
12. LM | 35-155 |
2.-12. Lebensjahr (LJ) | 22-135 |
Normwerte Erwachsene (Männer/nicht-schwangere Frauen)
Geschlecht | Alter | Normwert in μg/dl |
Frauen | 25. LJ (Lebensjahr) | 37-165 |
40. LJ | 23-134 | |
60. LJ | 39-149 | |
Männer | 25. LJ | 40-155 |
40. LJ | 35-168 | |
60. LJ | 40-120 |
Normwerte schwangere Frauen
Schwangerschaftswoche | Normwert in μg/dl |
12. | 42-177 |
zum Geburtstermin | 25-137 |
6 Wochen nach der Entbindung | 16-150 |
Indikationen
- Verdacht auf Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)
- Verdacht auf Hämochromatose
(Gruppe autosomal-rezessiver Erbkrankheiten; bei der Erkrankung kommt es zu einer erhöhten Aufnahme von Eisen im oberen Dünndarm. Diese Überladung führt im Laufe der Jahre zu Organschädigungen, insbesondere von Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz, Milz, Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) und Schilddrüse)
Interpretation
Interpretation erniedrigter Werte
- Alimentär (ernährungsbedingt)
- Unzureichende Zufuhr (bei Unterernährung oder einseitiger, eisenarmer Kost – zum Beispiel Veganer)
- Malabsorption (Störung der Aufnahme)
- Verminderte Eisenaufnahme wg. Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie), Kurzdarmsyndrom, Maldigestion von Fleisch oder nach Magenresektion (Magenentfernung)
- Erkrankungen
- Erhöhte Verluste durch chronische Blutungen, die mit 80 % die häufigste Ursache für Eisenmangel darstellen – zu 70 % treten gastrointestinale Blutungen (GIB) (bspw. bei Ulzera (Geschwüre), Hämorrhoiden, Karzinome) und zu 10 bis 15 % genitale Blutungen der Frau (Hypermenorrhöen – bis zu 800 ml Blutverlust, Uterus myomatosus – bis zu 1.200 ml Blutverlust, Entbindungen) auf
Beachte: Bei einer Eisenmangelanämie ist das Serumeisen ↓, was nicht spezifisch für eine Eisenmangelanämie ist; spezifisch ist Ferritin ↓↓. - Infektionen, nicht näher bezeichnet; Eisenmangel im Serum wg. Eisenverteilungsstörung infolge Verlagerung des Eisens in das retikuloendotheliale System (RES)
- Tumoren, nicht näher bezeichnet; Eisenmangel im Serum wg. Eisenverteilungsstörung infolge Verlagerung des Eisens in das retikuloendotheliale System (RES)
- Transferrinerniedrigung (angeboren; Verlust durch die Nieren bei nephrotischem Syndrom)
- Erhöhte Verluste durch chronische Blutungen, die mit 80 % die häufigste Ursache für Eisenmangel darstellen – zu 70 % treten gastrointestinale Blutungen (GIB) (bspw. bei Ulzera (Geschwüre), Hämorrhoiden, Karzinome) und zu 10 bis 15 % genitale Blutungen der Frau (Hypermenorrhöen – bis zu 800 ml Blutverlust, Uterus myomatosus – bis zu 1.200 ml Blutverlust, Entbindungen) auf
- Medikamente
- Einnahme von aluminium-, magnesium- und calciumhaltigen Antazida sowie Lipidsenkern (Colestyramin), die durch Bildung schwerlöslicher Eisenverbindungen die Eisen-Resorption um bis zu 70 % vermindern können
- Frauen mit Verwendung von Intrauterinpessaren (IUP´s) ohne Gestagen – Verdopplung der menstruationsbedingten Eisenverluste
- Erhöhter Bedarf
- Wachstum
- Schwangerschaft – die Mutter verliert etwa 300 mg (5,4 mmol) Eisen, wobei der überwiegende Teil dieses Verlustes das dem Fetus über die Plazenta zugeführte Eisen darstellt
- Starke Menstruationsblutung/Hypermenorrhoe (Regelblutung); Verluste von etwa 15-30 mg Eisen pro Monat
Interpretation erhöhter Werte
- Eisenverwertungsstörungen
- Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
- Hämatologische Erkrankungen
- Aplastische Anämie
- Hämolytische Anämie – Blutarmut, die mit einer Zerstörung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) einhergeht
- Leukämie (Blutkrebs)
- Porphyrie bzw. akute intermittierende Porphyrie (AIP) – genetisch bedingte Stoffwechselstörung, bei der es zu einem Überangebot an Porphyrinen kommt
- Virushepatitis (Leberentzündung), die mit schwerer Leberschädigung einhergeht
- Eisenüberladung
- Eisentherapie
- Nahrungsaufnahme (Fleisch; Alkoholabusus/Alkoholismus)
- Häufige Gabe von Blutkonserven
Weitere Hinweise
- Ein erniedrigter Eisen-Serumspiegel ist nicht spezifisch für einen Eisenmangel. Um eine Eisenmangelanämie zu diagnostizieren, ist eine Bestimmung des Ferritin-Serumspiegels notwendig.
- Eisenresorptionstest: Steigt das Serumeisen nach oraler Gabe von 200 mg zweiwertigem Eisen bei nüchternem, liegendem Patienten innerhalb von 2 Stunden um mindestens 9 μmol/l an, liegt eine intakte Eisenresorption vor. Bei fehlendem Anstieg nach 4 Stunden liegt eine Eisenresorptionsstörung vor.
- Der normale Bedarf an Eisen liegt bei 15 mg/d bei Frauen sowie 10 mg/d bei Männern.
Nichtmenstruierende Frauen, die nicht schwanger sind oder nicht stillen, haben einen Tagesbedarf von 10 mg.
Schwangere sollten 30 mg/d und Stillende und nicht stillende Frauen nach der Geburt 20 mg, zum Ausgleich der Verluste während der Schwangerschaft, zu sich nehmen.
Achtung!
Hinweis zum Versorgungszustand (Nationale Verzehrsstudie II 2008)
Insgesamt erreichen 83,0 % bzw. 70,8 % der Frauen – basierend auf einer durchschnittlichen Zufuhrempfehlung von 16 mg bzw. 14 mg Eisen/Tag – sowie 20,9 % der Männer die empfohlene tägliche Eisen-Zufuhr nicht.
Bei Männern ist insbesondere die Altersgruppe 65-80 Jahre am schlechtesten mit Eisen versorgt.
Detaillierte Informationen zu Eisen finden Sie im DocMedicus Vitalstofflexikon.