Blutgasanalyse

Bei der Blutgasanalyse (BGA) handelt es sich um eine Bestimmung der Gasverteilung der Gase Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut (Partialdruck). Daneben werden auch der pH-Wert, die Sauerstoffsättigung (SaO2), das Standardbicarbonat (HCO3-) und der Basenüberschuss (BE, Base Excess) gemessen.
In besonderen Fällen wird zudem die Gasverteilung des Kohlenmonoxids oder des Stickstoffs etc. ermittelt.
Die Bestimmung der Blutgase kann mit unterschiedlichen Methoden wie beispielsweise volumetrisch oder manometrisch durchgeführt werden.

Die Blutgasanalyse gibt vielfältige Hinweise auf eventuell vorliegende Störungen des Säure-Basen-Haushalts.

Physiologische Aspekte des Säure-Basen-Haushalts

Um die physiologische Wasserstoffionenkonzentration im Blut aufrecht zu halten, wird mit den Systemen der Pufferung (vor allem über Bicarbonat), Abatmung von Kohlendioxid über die Lunge und die Ausscheidung von Wasserstoffionen über die Nieren reguliert.
Es können durch ein Ungleichgewicht dieser Regulationssysteme jedoch verschiedene Störungen auftreten:

  • Metabolische (stoffwechselbedingte) Störungen – bedingt durch Störungen in der Pufferung
  • Respiratorische (atmungsbedingte) Störungen – bedingt durch Störungen der Abatmung des Kohlendioxids
  • Gemischte Störungen – bedingt durch eine Kombination der oben genannten Störungen

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Kapillarblut (aus dem Ohrläppchen, 10 min. nach Hyperämisierung) → sofortige Analyse erforderlich
  • Arterielles Blut → sofortige Analyse erforderlich

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig       

Störfaktoren

  • Nicht bekannt

Normwerte – Blut

Parameter Normwerte
pH-Wert 7,36-7,44
Sauerstoffpartialdruck (pO2; PaO2) 75-100 mmHg
Sauerstoffsättigung (SaO2) 94-98 %
Kohlendioxidpartialdruck (pCO2; PaCO2) 35-45 mmHg
Standardbicarbonat (HCO3-) 22-26 mmol/l
Basenüberschuss (BE) -2 - +2 mmol/l

Bei einem pH-Wert von < 7,36 spricht man von einer Azidose.
Bei einem pH-Wert von > 7,44 spricht man von einer Alkalose.

Indikationen

  • Beurteilung des Säure-Basen-Haushalts
  • Beurteilung der Lungenfunktion bei
    • akuter Dyspnoe (Atemnot)
    • respiratorischer Insuffizienz (Atemschwäche)
    • Reanimationssituation (Wiederbelebungsmaßnahmen)
  • Narkoseüberwachung´bzw. invasive Beatmung
  • Weitere Indikationen sind Kreislaufinstabilität/Schock, Herzrhythmusstörungen, Polytrauma, akutes Abdomen, Bewusstseinsstörungen/Krampfanfälle Synkopen, akute Verwirrtheitszustände

Interpretation

Respiratorische Insuffizienz  (Atemschwäche)
pO2 (PaO2) pCO2 (PaCO2)
Partialinsuffizienz
 ↓  normal bzw. wird noch kompensiert
Globalinsuffizienz
 ↓  ↑

 

Säure-Basen-Störung pH-Wert pCO² HCO3-
Metabolische Azidose
Metabolische Alkalose
Respiratorische Azidose
Respiratorische Azidose

Interpretation

Metabolische Azidose

  • Endogene Säurebildung:
    • Ketoazidose – Übersäuerung des Blutes durch einen erhöhten Gehalt an Ketonkörpern im Blut; tritt beim diabetischen Koma auf
    • Laktatazidose – Übersäuerung des Blutes durch einen erhöhten Gehalt an Lactat im Blut; tritt bei Hypoxie (Sauerstoffmangel) des Gewebes auf
  • Exogene Säurezufuhr:
    • Salicylatintoxikation (Salicylatvergiftung)
  • Bicarbonatverlust:
    • Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsstörung; Nierenschwäche)
    • Renale tubuläre Azidose (Typ 2)
    • Schwere Diarrhoe (Durchfall)
  • Verminderte renale Ausscheidung:
    • Niereninsuffizienz
    • Renale tubuläre Azidose (Typ 1)

Metabolische Alkalose

  • Säureverlust:
    • Chronisches (anhaltendes) Erbrechen
    • Ableitung von Magensaft
  • Medikamente:
    • Diuretika (entwässernde Medikamente) wie Furosemid
    • Mineralocorticoide (hoch dosiert) wie Fludrocortison

Respiratorische Azidose

  • Hypoventilation (verminderte Atmung):
    • Lungenemphysem – Lungenerkrankung mit funktionslosen Lungenbläschen
    • Lungenödem (Wasseransammlung in der Lunge)
    • Pneumonie (Lungenentzündung)

Respiratorische Alkalose

  • Hyperventilation (über den Bedarf hinausgehende Atmung):
    • psychogener Genese
    • zerebraler Genese
    • Höhenaufenthalt

Umfangreiche Daten zur Ätiologie (Ursachen) und Pathogenese (Krankheitsentstehung) der Säure-Basen-Störungen finden Sie bei den einzelnen Themen zu den Säure-Basen-Störungen.