Haptoglobin
Das Haptoglobin (Akronym: Hp) ist ein α2-Glykoprotein und Akute-Phase-Protein. Es wird in der Leber synthetisiert (produziert).
Haptoglobin bindet als Transportprotein freies Hämoglobin (fHb), das Eisen enthält, zu einem Haptoglobin-Hämoglobin-Komplex (HHK). Bei Freisetzung von Eisen würde es zur Bildung von reaktiven Sauerstoffradikalen kommen, die eine toxische Wirkung entfalten.
Aufgrund eines genetischen Polymorphismus (Auftreten mehrerer Genvarianten) kommt Haptoglobin in drei unterschiedlichen Phänotypen (Erscheinungsbildern) vor (siehe unter "Weitere Hinweise").
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Serum
Vorbereitung des Patienten
- Nicht nötig
Normwerte
Kollektiv |
Norm |
|
Männer |
25 Jahre |
34-227 mg/dl |
50 Jahre |
47-246 mg/dl | |
70 Jahre |
46-266 mg/dl | |
Frauen |
25 Jahre |
49-218 mg/dl |
50 Jahre |
59-237 mg/dl | |
70 Jahre |
65-260 mg/dl | |
Kinder |
12 Monate |
2-300 mg/dl |
10 Jahre, männlich |
8-172 mg/dl | |
10 Jahre, weiblich |
27-183 mg/dl | |
16 Jahre, männlich |
17-213 mg/dl | |
16 Jahr, weiblich | 38-205 mg/dl |
Indikationen
- Diagnostik und Verlaufsbeurteilung hämolytischer Erkrankungen (Hämolyse: Auflösung von roten Blutkörperchen)
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Akute und chronische Entzündungsreaktionen
- Cholestase (Gallenstau)
- Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)
- Morbus Hodgkin (bösartige Neubildung des lymphatischen Systems mit möglichem Befall weiterer Organe)
- Nephrotisches Syndrom – Sammelbegriff für Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen des Glomerulums (Nierenkörperchen) auftreten; Symptome sind: Proteinurie (Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) mit einem Proteinverlust von mehr als 1g/m²/Körperoberfläche pro Tag; Hypoproteinämie, periphere Ödeme (Wassereinlagerungen) durch eine Hypalbuminämie von < 2,5 g/dl im Serum, Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörung) mit LDL-Erhöhung
- Rheumatoide Arthritis
- Nekrosen (Absterben einzelner Zellen oder Zellverbände)
- Tumoren
Interpretation erniedrigter Werte
- Intravaskuläre ("innerhalb von Gefäßen") Hämolyse:
- Hämolytische Anämien
- Hämoglobinurien (Rotfärbung des Urins aufgrund von Hämoglobin)
- EBV-Infektion (Epstein Barr Virus Infektion)
- Perniziöse Anämie (Blutarmut, die durch einen Mangel an Vitamin B12 oder seltener durch einen Folsäuremangel bedingt ist)
- Künstliche Herzklappen
- Synthesestörung
- Akute und chronische Lebererkrankungen
- Angeborene Haptoglobin-Verminderung zum Beispiel bei 30 % der Schwarzen in Nigeria; 1 : 1.000 bei Kaukasiern
- Malabsorptionssyndrom
Weitere Hinweise
- Da Haptoglobin ein Akute-Phase-Protein ist, sollte die Beurteilung des Haptoglobin-Serumsspiegels stets in Kombination mit dem C-reaktiven Protein (CRP) erfolgen. Bei einer akuten Erkrankung, die mit einer Hämolyse einhergeht, können relativ unauffällige Haptoblobin-Werte (Hp) resultieren (Akute-Phase: Hp ↑; Hämolyse: Hp ↓).
- Bei einer extravaskulären ("außerhalb von Gefäßen") Hämolyse tritt eine Erniedrigung von Haptoglobin nur bei hämolytischen Krisen auf.
- Zur Beurteilung des Ausmaßes einer Hämolyse ist Hämopexin (Glycoprotein) besser geeignet als Haptoglobin. Es bindet Hämine im Molekularverhältnis 1:1 und transportiert diese zur Leber, wo sie abgebaut werden.
Phänotypen des Haptoglobins und deren Normwerte
Phänotyp |
Auftreten |
Normwerte |
Hp 1-1 |
Häufigster Typ in Afrika, Süd- und Zentralamerika |
30-200 mg/dl |
Hp 2-1 |
Häufigster Typ bei Asiaten |
40-200 mg/dl |
Hp 2-2 |
Häufigster Typ bei Mitteleuropäern |
30-200 mg/dl |