Ferritin
Beim Ferritin handelt es sich um ein Eisenspeicherprotein, mit dem eindeutig eine Eisenmangelanämie von einer Tumor- bzw. Infektanämie unterschieden werden kann. Es gehört zu den Akute-Phase-Proteinen (s. u.).
Ferritin befindet sich vor allem in der Milz, der Leber und dem Knochenmark sowie dem retikuloendothelialem System.
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
- oder Plasma
Vorbereitung des Patienten
- Nicht nötig
Störfaktoren
- Nicht bekannt
Normwert – Frauen
Alter | Normwert in μg/l |
≥ 16. Lj. | 15-150 |
65.-90- Lj. | 15-650 |
Normwert – Männer
Alter | Normwert in μg/l |
≥ 16. Lj. | 30-400 |
65.-90- Lj. | 15-665 |
Normwert – Kinder
Alter | Normwert in μg/l |
Nabelschnurblut | 30-276 |
- 30 Tage | 150-450 |
31-90 Tage | 80-500 |
91 Tage bis < 16. Lj. | 20-200 |
1 µg/l = 1 ng/ml
1 µg/l ≡ 2,11 pmol/l
Indikationen
- Verdacht auf eine Eisenmangelanämie
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte (Hyperferritinämie)
- Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit), primär (angeboren);
sekundär: häufige Bluttransfusionen; Hämoglobinopathie – Erkrankungen, die durch Störungen der Bildung des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) bedingt sind - Eisenverwertungsstörungen:
- Folsäure-Mangel
- Vitamin B12-Mangel
- Hämoglobinopathien – Erkrankungen, die durch Störungen des Hämoglobins, also des roten Blutfarbstoffs in den roten Blutkörperchen, verursacht sind.
- Porphyrie – Stoffwechselstörung, die angeboren oder erworben sein kann; führt zu Ablagerungen der Stoffwechselprodukte in der verschiedenen Organen
- Thalassämie – genetisch bedingte Erkrankung, die zu Veränderungen des Hämoglobins (Blutfarbstoff) führt
- Bleiintoxikation
- Eisenverteilungsstörungen (Blockade der Eisenfreisetzung aus den Speichern)
- Chronische Entzündungen, nicht näher bezeichnet (z. B. Enteritis, Hepatitis etc.) (Akute-Phase-Protein)
- Morbus Still bei Kindern und bei adultem Morbus Still („adult-onset Still’s disease“, AOSD): erhöhtes C-reaktives Protein (CRP), Leukozytose (häufig mit Neutrophilie/erhöhte Zahl von neutrophilen Granulozyten im Blut und Linksverschiebung), Hyperferritinämie (bis zum 5‑Fachen des Normwerts) und eine Erhöhung der Leberenzyme.
- Hämolytische Anämie – Blutarmut, die durch die Zerstörung der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) bedingt ist
- Neoplasien (Neubildungen), nicht näher bezeichnet (wg. Ferritin ist ein Akute-Phase-Protein) [Ferritin ↑; Serumeisen ↓↓; Transferrin ↓]
Beachte: Bei einer chronischen Eisenmangelanämie, also einer hypochromen, mikrozytären Anämie mit erniedrigtem Ferritinspiegel, kann dieser bei einer Tumorerkrankung erhöht sein!
- Chronische Entzündungen, nicht näher bezeichnet (z. B. Enteritis, Hepatitis etc.) (Akute-Phase-Protein)
Interpretation erniedrigter Werte (Hypoferritinämie)
- Eisenmangel
- Eisenverlust durch Blutung
- Transferrin-Mangel:
- Nephrotisches Syndrom – Sammelbegriff für Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen des Glomerulums (Nierenkörperchen) auftreten: Proteinurie (Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) mit einem Proteinverlust von mehr als 1 g/m²/Körperoberfläche pro Tag; Hypoproteinämie, periphere Ödeme durch Hypalbuminämie von < 2,5 g/dl im Serum; Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörung)
- Exsudative Enteropathie (Proteinverlustenteropathie) – Magen-Darm-Erkrankung, bei der es zu großen Eiweißverlusten kommt
- Verbrennungen
- Eisenresorptionsstörung
- z. B. Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – chronische Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten beruht
- Erhöhter Eisenbedarf:
- Wachstumsphase
- Schwangerschaft/Stillzeit
Hinweis!
- Ferritin ist ein Akute-Phase-Protein, das heißt es steigt an bei Entzündungen oder Tumoren. Dabei können niedrige Ferritinwerte durch Entzündungsreaktionen "verdeckt" werden. Die Beurteilung von Ferritin sollte daher ggf. parallel mit dem C-reaktiven Protein (Akute-Phase-Protein) erfolgen:
- CRP < 5,0 mg/:
- Frauen: Ferritin < 10 ng/ml
- Männer: Ferritin < 20 ng/ml
- CRP > 5 mg/l:
- Frauen: Ferritin < 20 ng/ml
- Männer: Ferritin < 100 ng/ml
- CRP < 5,0 mg/:
- Ferritin- und Transferrin-Konzentration verhalten sich immer gegensätzlich.
- Transferrinsättigung (TSAT) < 20 % = funktioneller Eisenmangel
- Eine Ferritin-Konzentration von < 15 µg/l gilt als beweisend für einen manifesten Eisenmangel.
- Gestiegene Ferritinwerte im höheren Lebensalter stehen im Zusammenhang mit dem "Inflamm-Aging" (inflammaging).
- Bei Ferritin-Konzentrationen von > 300 µg/l sollten als Ursachen eine primäre oder sekundäre Hämochromatose ausgeschlossen werden.