Tumoren der Wirbelsäule – Strahlentherapie

Je nach Tumorart kann eine Strahlentherapie (Radiotherapie, Radiatio) – in kurativer (heilender) sowie palliativer (krankheitsmildernd) Absicht –, ggf. in Kombination mit einer Operation, eingesetzt werden:

  • Bei der Therapie von Metastasen (Tochtergeschwülsten) strahlensensibler Primärtumoren wie Lymphome, Prostata- oder Keimzelltumoren ist die Strahlentherapie von großer Bedeutung [Standardtherapie: sowohl zur Analgesie (Aufhebung der Schmerzempfindung), zur Rezidivvermeidung (Vermeidung des Wiederauftretens der Erkrankung) als auch zur Rekalzifizierung/gesteigerte Aufnahme von Calcium in das Gewebe, um den normalen Calciumgehalt wiederherzustellen].
    Des Weiteren erfolgt die Gabe von Bisphosphonaten oder des monoklonalen Antikörpers Denosumab (imitiert im Knochenstoffwechsel die Effekte von Osteoprotegerin, OPG).
  • Gruppe der Ewing-Sarkome: Behandlung des Primärtumors erfolgt durch eine Operation, eine Strahlentherapie oder eine Kombination beider Verfahren.
  • Chordome und Chondrosarkome (hier: Protonentherapie)

Weitere Hinweise

  • Wirbelmetastasen (Tochtergeschwülste in der Wirbelsäule): In einer randomisierten Studie konnte der Nachweis dafür erbracht werden, dass eine Radiotherapie die Gehfähigkeit der meisten Tumorpatienten mit Wirbelmetastasen in den letzten Lebenswochen erhalten bzw. wiederherstellen konnten. Üblicherweise erhalten dazu die Patienten 20 Gray, die auf 5 Teilbestrahlungen von jeweils 4 Gray aufgeteilt wurden (= sequenzielle Bestrahlung). In der vorliegenden Studie konnte nachgewiesen werden, dass eine einzelne Bestrahlung mit 8 Gray bereits gute Ergebnisse zeigte: Nach der einzelnen Bestrahlung waren 115 von 166 Patienten (69,3 %) in der Lage, sich ohne Hilfen fortzubewegen;  nach der sequenziellen Bestrahlung waren 128 von 176 Patienten (72,7 %) gehfähig. Die Nicht-Inferiorität der Einmalbestrahlung war somit nicht zu belegen, aber den Patienten wurde so eine ganze Woche mit Bestrahlungsterminen erspart: Patienten mit Metastasen im unteren Bereich der Wirbelsäule sollten allerdings eine Mehrfachbestrahlung erhalten, da diese die Blasenfunktion mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wiederherstellt [1].
  • Schmerzlinderung bei Wirbelmetastasen: stereotaktische Radiochirurgie (SRS) versus konventionelle externe Radiotherapie (CRT) (Phase-3-Studie):  Ansprechrate drei Monate nach der CRT war höher als nach der SRS (61 % versus 41 %), nach sechs und zwölf Monaten gab es dagegen kaum Unterschiede [2].

Literatur

  1. Hoskin PJ et al.: Effect of Single-Fraction vs Multifraction Radiotherapy on Ambulatory Status Among Patients With Spinal Canal Compression From Metastatic Cancer The SCORAD Randomized Clinical Trial. JAMA. 2019;322(21):2084-2094. doi:10.1001/jama.2019.17913
  2. Ryu S et al.: Stereotactic Radiosurgery vs Conventional Radiotherapy for Localized Vertebral Metastases of the Spine: Phase 3 Results of NRG Oncology/RTOG 0631 Randomized Clinical Trial. JAMA Oncol 2023; https://doi.org/10.1001/jamaoncol.2023.0356