Tumoren der Wirbelsäule – Operative Therapie

Die operative Therapie von Wirbelsäulentumoren hängt von der Dignität (biologisches Verhalten, also gutartig oder bösartig) sowie der Lokalisation und Ausbreitung des Tumors ab.

  • Benigne (gutartige) Tumoren: Ziel ist eine komplette Tumorentfernung (Ausräumung)
  • Maligne (bösartige) Tumoren: Ziel ist eine Entfernung im Gesunden mit Sicherheitsabstand

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Biopsie (Gewebeentnahme zur Bestimmung der Tumorart und Dignität)

  • Ziel: Klärung, ob es sich um einen benignen oder malignen Tumor handelt
  • Durchführung:
    • CT- oder MRT-gesteuerte Nadelbiopsie (minimalinvasiv)
    • Chirurgische Gewebeentnahme bei schwer zugänglichen Tumoren

Embolisation (künstlicher Verschluss tumorversorgender Blutgefäße)

  • Indiziert bei gefäßreichen Tumoren (z. B. Metastasen eines Nierenzellkarzinoms)
  • Ziel: Reduktion der Durchblutung vor der Operation zur Verminderung des Blutungsrisikos

Mikrochirurgische Resektion (Tumorentfernung mit Miniinstrumenten zur Schonung der umgebenden Strukturen)

  • Indiziert bei primären Tumoren der Wirbelsäule
  • Ziel: Radikale Entfernung unter maximaler Schonung der Nerven und Rückenmarksstrukturen

Stabilisierung der Wirbelsäule (Instrumentation)

  • Indiziert, wenn große Knochenanteile entfernt werden müssen
  • Verfahren:
    • Dorsale Fixation (Versteifung mit Schrauben und Platten)
    • Zementaugmentation (Verstärkung der Knochenstruktur durch Zementeinbringung, z. B. PMMA-Knochenzement)

Dorsale Spinaldekompression und Stabilisation (Standardverfahren bei symptomatischen Metastasen)

  • Indiziert bei Wirbelsäulenmetastasen mit neurologischen Ausfällen oder Schmerzen
  • Ziel:
    • Druckentlastung des Rückenmarks (Dekompression)
    • Stabilisierung der Wirbelsäule bei tumorbedingten Knochenbrüchen

Pathologische Frakturen (Tumorbedingte Knochenbrüche der Wirbelsäule)

  • Indiziert bei instabilen oder schmerzhaften Frakturen
  • Verfahren:
    • Stabilisierende Osteosyntheseverfahren (z. B. Platten- oder Schraubenfixation)
    • Einbau von Tumorprothesen

Vertebroplastie (Einspritzen von Knochenzement zur Stabilisierung tumorbefallener Wirbelkörper)

  • Indiziert bei osteolytischen Metastasen oder tumorbedingten Wirbelfrakturen
  • Ziel:
    • Verbesserung der Stabilität des Wirbelkörpers
    • Verhinderung weiteren Einsinkens (Sintern)

Perkutane Vertebroplastie (PV, minimalinvasives Verfahren zur Stabilisierung von Wirbelkörperfrakturen)

  • Indiziert bei osteoporotischen Frakturen oder Metastasen in den Wirbelkörpern
  • Ziel:
    • Schmerzreduktion
    • Erhöhung der Beweglichkeit
    • Reduktion des Analgetikabedarfs (Bedarf an Schmerzmitteln)

Vergleich der operativen Verfahren bei Tumoren der Wirbelsäule

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Biopsie (Gewebeentnahme) Unklare Dignität des Tumors Genaue Diagnose, minimalinvasiv Risiko für Blutungen oder Tumorzellaussaat
Embolisation Gefäßreiche Tumoren (z. B. Nierenzellkarzinom-Metastasen) Reduziert intraoperative Blutungen Nicht immer dauerhaft wirksam
Mikrochirurgische Resektion Primäre Tumoren der Wirbelsäule Maximale Tumorentfernung, Nervenschonung Hoher technischer Aufwand
Stabilisierung der Wirbelsäule (Instrumentation) Instabilität nach Tumorentfernung Wiederherstellung der Stabilität Risiko für Implantatversagen
Dorsale Spinaldekompression und Stabilisation Symptomatische Metastasen mit neurologischen Defiziten Druckentlastung des Rückenmarks, Schmerzreduktion Risiko für Komplikationen durch Eingriff
Vertebroplastie Osteolytische Metastasen, tumorbedingte Wirbelfrakturen Schnell wirksam, minimalinvasiv Risiko für Zementaustritt, begrenzte Langzeiteffekte
Perkutane Vertebroplastie (PV) Osteoporotische oder tumorbedingte Wirbelfrakturen Schnell wirksam, schmerzlindernd Keine definitive Tumorentfernung

Weitere Hinweise

  • Mögliche Komplikation nach Vertebroplastie: Zementembolien in der Lunge aufgrund von Knochenzementleckagen (Aussickern aufgrund einer undichten Stelle):
    Eine postmortale Auswertung ("nach dem Tode") konnte in 69 % aller Fälle eine Leckage nachweisen: 36 % intravenös, 32 % intervertebral, die restlichen intraspinal oder retrograd [1].

Fazit

Die operative Therapie von Wirbelsäulentumoren ist abhängig von der Tumorart, der Stabilität der Wirbelsäule und dem Vorhandensein neurologischer Symptome. Während benigne Tumoren oft komplett entfernt werden können, erfordert die Behandlung maligner Tumoren eine sorgfältige Planung mit möglichen palliativ-stabilisierenden Verfahren. Minimalinvasive Verfahren wie Vertebroplastie oder perkutane Vertebroplastie bieten eine schnelle Schmerzlinderung, während bei symptomatischen Metastasen eine dorsale Dekompression und Stabilisierung erforderlich ist.

Literatur

  1. Ritter J et al.: Leckagen und Embolien bei Eingriffen mit Knochenzement-Applikationen im Bereich der Wirbelsäule, 98. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM), 17.-21. September 2019 in Hamburg