Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) – Strahlentherapie

Die Strahlentherapie spielt eine wesentliche Rolle in der multimodalen Behandlung des Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs)s und wird sowohl kurativ als auch palliativ eingesetzt. Sie kann als alleinige Therapie oder in Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie), RCTX (Radiochemotherapie)) angewendet werden.

Neoadjuvante Radiochemotherapie (präoperative RCTX (Radiochemotherapie))

  • Ziel: Verkleinerung des Tumors zur Verbesserung der Resektabilität (Operationsfähigkeit) und Erhöhung der R0-Resektionrate (vollständige Tumorentfernung ohne mikroskopische Reste).
  • Indikation: Patienten mit resektablem Plattenepithelkarzinom (bösartiger Tumor des Plattenepithels) oder Adenokarzinom (Drüsenkrebs) des Ösophagus.
  • Effektivität: Studien zeigen eine signifikante Verlängerung der Überlebenszeit bei Patienten mit resektablem Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs) durch neoadjuvante RCTX (Radiochemotherapie) [1].
  • Strahlendosis: Üblicherweise 41,4-50,4 Gy in 23-28 Fraktionen kombiniert mit platinbasierten Chemotherapien (z. B. Cisplatin und 5-Fluorouracil oder Carboplatin/Paclitaxel).
  • Vorteile: Verbesserung der lokalen Tumorkontrolle, Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer R0-Resektion (vollständige Tumorentfernung ohne mikroskopische Reste).
  • Nachteile: Potenzielle erhöhte perioperative Morbidität.

Postoperative Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie) (adjuvante RCTX (Radiochemotherapie))

  • Indikation: Patienten mit lokoregionärer R2-Resektion (makroskopisch nicht vollständige Resektion).
  • Effektivität: Der Vorteil einer postoperativen Radiochemotherapie ist nicht eindeutig belegt, da sie mit höheren Nebenwirkungen verbunden ist als die neoadjuvante RCTX (Radiochemotherapie) [2].
  • Strahlendosis: Ähnlich der neoadjuvanten Therapie, jedoch mit Anpassungen je nach individueller Patientensituation.
  • Nachteil: Erhöhte Toxizität, insbesondere Ösophagitis (Speiseröhrenentzündung) und Pneumonitis (entzündliche Reaktion der Lunge).

Definitive Radiochemotherapie 

  • Indikation: Patienten mit inoperablen oder nicht resektablen Tumoren sowie Patienten mit proximale/zervikale Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs)e.
  • Therapieoptionen:
    • Kombinierte Radiochemotherapie (Standardbehandlung bei zervikalen Tumoren) ermöglicht den Erhalt von Larynx (Kehlkopf) (Kehlkopf) und Hypopharynx (unterer Schlundbereich).
    • Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT, präzise Strahlentherapie mit variabler Dosisverteilung) (IMRT) bietet eine gezielte Dosisverteilung mit Reduktion der Toxizität für umliegendes Gewebe.
    • Langzeitergebnisse: Trotz initial guter lokaler Kontrolle erleiden 50-70 % der Patienten ein Lokalrezidiv (Wiederauftreten des Tumors an der ursprünglichen Stelle), und etwa 40 % entwickeln eine Fernmetastasierung (Streuung von Tumorzellen in entfernte Körperregionen) [3].

Palliative Strahlentherapie

  • Ziel: Symptomkontrolle, insbesondere bei Dysphagie (Schluckbeschwerden) und tumorbedingten Schmerzen.
  • Therapieoptionen:
    • Brachytherapie (Kurzdistanz-Radiotherapie): Applikation einer lokalen Strahlendosis zur Reduktion der Dysphagie.
    • Externe Strahlentherapie (EBRT, Bestrahlung von außen) (EBRT): Niedrigere Strahlendosen zur Verkleinerung des Tumors und Verbesserung der Schluckfunktion.
    • Kombination mit Stentimplantation oder perkutaner Radiochemotherapie zur Optimierung der palliativen Wirkung.

Wichtige Hinweise

  • Vermeidung von Metallstents vor geplanter Radiochemotherapie: Selbstexpandierende Metallstents erhöhen das Risiko für schwerwiegende Komplikationen und sollten nicht vor einer geplanten RCTX (Radiochemotherapie) eingesetzt werden.
  • Interdisziplinäre Abklärung erforderlich: Die Entscheidung für die Strahlentherapie erfolgt in der interdisziplinären Tumorkonferenz unter Berücksichtigung der individuellen Patientensituation.

Fazit

Die Strahlentherapie ist ein zentraler Bestandteil der Behandlung des Ösophaguskarzinoms. Während die neoadjuvante RCTX (Radiochemotherapie) eine Verlängerung der Überlebenszeit ermöglicht, bleibt die Rolle der adjuvanten RCTX (Radiochemotherapie) umstritten. Bei inoperablen Tumoren oder proximale/zervikale Karzinomen stellt die definitive RCTX (Radiochemotherapie) die Therapie der Wahl dar. Die palliative Radiotherapie ist essenziell zur Symptomkontrolle. Eine sorgfältige Patientenindikation und eine multidisziplinäre Entscheidungsfindung sind entscheidend für den Therapieerfolg.

Literatur

  1. Shapiro et al.: Neoadjuvant chemoradiotherapy plus surgery versus surgery alone for oesophageal or junctional cancer (CROSS): long-term results of a randomised controlled trial. doi: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(15)00040-6
  2. S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus. (AWMF-Registernummer: 021-023OL), Dezember 2023 Kurzfassung Langfassung
  3. Buckstein M, Liu J: Cervical esophageal cancers: challenges and opportunities. Curr Oncol Rep 2019;21(5):46

Leitlinie

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus. (AWMF-Registernummer: 021-023OL), Dezember 2023 Kurzfassung Langfassung