Schwitzen (Hyperhidrose) – Differentialdiagnosen
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)
- Vitien* (angeborene Herzfehler)
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Adipositas* (Fettsucht)
- Akromegalie* (Riesenwuchs)
- Andropause (Wechseljahre des Mannes)
- Diabetes mellitus* (Zuckerkrankheit)
- Hyperthyreose* (Schilddrüsenüberfunktion)
- Hypoglykämie* (Unterzuckerung; reaktiv, also nicht diabetisch)
- Menopause* (Klimakterium; Wechseljahre der Frau)
Haut und Unterhaut (L00-L99)
- Ekkrine und Gefäßtumoren**
- Organoide Nävi** (vielgestaltige angeborene oder in früher Kindheit manifest werdende Hautveränderungen)
- Palmoplantarkeratosen (Verhornungsstörungen, die die Handinnenflächen (=palmar) und die Fußsohlen (=plantar) betreffen)
- Pachydermoperiostose** (Form von primärer hypertrophischer Osteoarthropathie), in Ulkusumgebung, am Amputationsstumpf
- Ross-Syndrom** (Synonyme: familiäre Anhidrose, Anhidrose-Syndrom) – neurologisch-dermatologische Erkrankung, die mit einem gleichzeitigen Auftreten einer Hypo- oder Anhidrose (verminderte oder aufgehobender Schweißsekretion), Pupillotonie (tonische Pupillenkontraktion) und Hyporeflexie oder Areflexie (abgeschwächte oder erloschene Muskeleigenreflexen) einhergeht.
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE) – Autoimmunerkrankung mit Bildung von Autoantikörpern vor allem gegen Antigene der Zellkerne (sog. antinukleäre Antikörper = ANA), unter Umständen auch gegen Blutzellen und andere Körpergewebe
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Apoplex* (Schlaganfall)
- Herzinsuffizienz* (Herzschwäche)
- Instabile Angina pectoris* (UA; engl. unstable angina) – man spricht von einer instabilen Angina pectoris, wenn die Beschwerden gegenüber den vorausgegangenen Angina pectoris-Anfällen in ihrer Intensität oder Dauer zugenommen haben
- Endokarditis* (Herzinnenhautentzündung)
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Brucellose* – Oberbegriff für Erkrankungen wie der Morbus Bang oder das Malta-Fieber, die durch die Gattung Brucella verursacht wird
- HIV-Infektion*/ AIDS*
- Influenza (Grippe)
- Malaria*
- Mononukleosis infectiosa (infektiöse Mononukleose, Pfeiffersches Drüsenfieber)
- Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
- Tuberkulose* (Schwindsucht)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Arteriitis temporalis (Synonyme: Arteriitis cranialis; Morbus Horton; Riesenzellarteriitis; Horton-Magath-Brown-Syndrom) – systemische Vaskulitis (Gefäßentzündung), die vor allem bei älteren Menschen die Arteriae temporales (Schläfenarterien) befällt
- Chronische Polyarthritis (Synonym: rheumatoide Arthritis) – chronisch entzündliche Multisystemerkrankung, die sich meist in Form einer Synovialitis (Gelenkinnenhautentzündung) manifestiert.
- Granulomatose mit Polyangiitis (GPA), ehemals Wegenersche Granulomatose – nekrotisierende (Gewebe absterbende) Vaskulitis (Gefäßentzündung) der kleinen bis mittelgroßen Gefäße (Kleingefäßvaskulitiden), welche mit einer Granulombildung (Knötchenbildung) in den oberen Atemwegen (Nase, Nasennebenhöhlen, Mittelohr, Oropharynx) sowie den unteren Atemwegen (Lunge) einhergeht
- Sklerodermie – (sklero = hart, dermie = Haut) – seltene Autoimmunerkrankung, die mit einer Bindegewebsverhärtung der Haut allein oder der Haut und innerer Organe (besonders Verdauungstrakt, Lungen, Herz und Nieren) einhergeht
- Vaskulitiden (Gefäßentzündungen), nicht näher bezeichnet
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Carcinoidsyndrom (Synonym: Karzinoidsyndrom) – neuroendokrine Tumoren, die durch eine gesteigerte Produktion von Neurotransmittern oder Peptid- und Steroidhormonen (z. B. Histamin, Kinine, Serotonin) zu Beschwerden führen. Symptome: Erster Hinweis ist häufig eine anhaltende wässrige Diarrhoe (Durchfall). Typisch für die Karzinoide ist die „Flush-Symptomatik“ (Flush-Syndrom); darunter wird eine plötzliche blau-rote Verfärbung von Gesicht, Hals und unter Umständen des Oberkörpers zu verstanden
- Maligne Neoplasien (bösartige Neubildungen) aller Art; insb.:
- myeloproliferative Syndrome*
- Lymphome (typischerweise mit Nachtschweißattacken (mit Wäschewechsel!), Leistungsknick und Gewichtsabnahme (B-Symptomatik) sowie eine generalisierte Lymphknotenschwellung): lymphatische Leukämie (CLL), follikuläre B-Non-Hodgkin-Lymphom, hochmaligne diffus großzellige B-Non-Hodgkin-Lymphome, Morbus-Hodgkin
- Phäochromozytom – überwiegend gutartige Tumoren, die vor allem in der Nebenniere auftreten
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Alkoholabhängigkeit
- Albträume
- Angststörungen*
- Apoplex** (Schlaganfall)
- Depression*
- Diabetische Neuropathie** (Schädigung der peripheren Nerven)
- Drogenentzug
- Epilepsie
- Gustatorisches Schwitzen – Form des Schwitzens, die nach dem Essen auftritt
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom** (engl. Complex regional pain syndrome (CRPS); Synonyme: Algoneurodystrophie, Morbus Sudeck, Sudeck-Dystrophie, Sudeck-Leriche-Syndrom, sympathische Reflexdystrophie (SRD)) – neurologisch-orthopädisches Krankheitsbild, dem eine Entzündungsreaktion nach Verletzung einer Extremität zugrunde liegt und bei dem zudem die zentrale Schmerzverarbeitung in das Geschehen involviert ist; stellt eine Symptomatik dar, bei der es nach dem Eingriff zu starken Durchblutungsstörungen, Ödemen (Flüssigkeitseinlagerungen) und Funktionseinschränkungen sowie zur Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen oder Schmerzreizen kommt; Auftreten bei bis zu fünf Prozent der Patienten nach distalen Radiusfrakturen, aber auch nach Frakturen oder Bagatelltraumen der unteren Extremität; frühfunktionelle Behandlung (Physio- und Ergotherapie), mit Medikamenten gegen neuropathische Schmerzen ("Nervenschmerzen) und mit topischen ("örtlichen") Therapien führen langfristig zu besseren Ergebnissen.
- Panikattacken*
- Parkinsonsyndrom*
- Periphere Neuropathien*/** (Erkrankung der äußeren Nerven)
- Schlafapnoe-Syndrom
- Somatoforme Störung – Form der psychischen Erkrankung, die zu körperlichen Symptomen führt, ohne dass körperliche Befunde zu erheben wären
- Stress
- Sympathikusschädigung – z. B. traumatische Schädigung des Sympathikus oder des Schweißzentrums im Hypothalamus; Irritation des Sympathikus durch eine Halsrippe; Halsmarkerkrankung; Querschnitt-Symptomatik
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
- Traumen**
Medikamente
- Analgetika*
- Antiarrhythmika
- Adenosin
- Klasse Ic-Antiarrhythmika (Flecainid)
- Antidepressiva*
- Trizyklische Antidepressiva (Sibutramin)
- Appetitzügler – trizyklische Antidepressiva (Amitriptylin)
- Betablocker*
- Biological (Infliximab)
- Cholinergika*
- Hormone
- Antiöstrogene (z. B. Tamoxifen)*
- Cholecystokinin-Analoga (Ceruletid)
- GnRH-Analoga (Goserelinacetat, Leuporelinacetat, Buderelinacetat, Nafarelinacetat, Triptorelinacetat)
- Glucocorticoide
- Magnesiumsulfat
- Opioide*
- Parasympathomimetika*
- Direkte Parasympathomimetika (Muskarinrezeptor-Agonisten): Acetylcholin (Wegen des raschen Abbaus keine therapeutische Bedeutung), Bethanechol, Carbachol, Muskarin, Pilocarpin
- Indirekte Parasympathomimetika (Cholinesterase-Hemmer): Donepezil, Distigmin, Galantamin, Neostigmin, Physostigmin, Pyridostigmin, Rivastigmin, Tacrin, Alkylphosphate
- Protonenpumpenhemmer (Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol)
- Serotonerge Arzneien, z. B. die Kombination von Tramadol, mit Amitriptylin und Duloxetin
Operationen
- Operationen der Parotis/Ohrspeicheldrüse (Frey-Syndrom**, aurikulotemporales Syndrom**)
- Thorakale Sympathektomie** – operative Durchtrennung von einzelnen Ganglien des sympathischen Nervensystems zur Behandlung von Hyperhidrosis oder bestimmter peripherer Durchblutungsstörungen
Weiteres
- Ernährung mit scharfen Gewürzen
- Alkoholgenuss* (ebenso nach Alkoholentzug)
- Drogen (Nikotin, Kokain, Heroin)*/Drogenentzug
- Gravidität (Schwangerschaft)
- starke Schmerzen
- Hohe Umgebungstemperatur oder Überwärmung
- Intoxikationen* (Vergiftungen)
*Wichtige Ursachen der sekundären generalisierten Hyperhidrose
**Wichtige Ursachen der sekundären regionalen und fokalen Hyperhidrose