Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Verbesserung der Symptomatik
  • Elimination der Tumorzellen
  • Herstellung einer euthyreoten Stoffwechsellage (normale Schilddrüsenfunktion)

Therapieempfehlungen

  • In Abhängigkeit von der Histologie des Tumors erfolgt eine Resektion (Entfernung) des gleichseitigen Schilddrüsenlappens bzw. totale Thyreoidektomie  (Schilddrüsenentfernung) mit Lymphknotenexstirpation (Lymphknotenentfernung) (s. u. "Operative Therapie"), eine Radiojodtherapie, Strahlentherapie (s. u. "Strahlentherapie") und/oder eine Zytostatikatherapie (s. u.)
  • Nach der operativen Schilddrüsenentfernung sollte beim follikulären und papillären Schilddrüsenkarzinom sowie bei Metastasen (Tochtergeschwülste) in der Nachsorge eine Radiojodtherapie angeschlossen werden
  • Nach der Thyreoidektomie/Radiojodtherapie muss eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin-Präparate) erfolgen.
    Beachte: Eine strenge TSH-suppressive Therapie ist nur noch bei persistierender Tumorerkrankung erforderlich.
  • Beim medulläres Schilddrüsenkarzinom kann ggf. nach der totalen Thyreoidektomie mit Lymphknotenexstirpation (Achtung! Der Tumor ist nicht strahlensensibel) bei fortgeschrittenen Stadien eine Therapie mit Tyrosinkinaseinhibitoren (Cabozantinib, Vandetanib) und RET-Inhibitor Selpercatinib durchgeführt werden.
  • Beim anaplastischen Schilddrüsenkarzinom (ATC) profitieren Patienten von einer multimodalen Therapie.
  • Behandlung des fortgeschrittenen radiorefraktären Schilddrüsenkarzinoms (ca. 5-15 % der Betroffenen) ebenso wie für Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom (s.o.):  Tyrosinkinaseinhibitoren (Cabozantinib, Lenvatinib (bevorzugt; effektiv für Patienten mit metastasiertem radiojodrefraktärem DTC (RR-DTC), Nintedanib (Tyrosinkinase-Inhibitor und Angiokinasehemmer: Zweitlinientherapie von RR-DTC-Patienten) Sorafenib, Sunitinib, Vandetanib); verlängern das progressionsfreie Überleben deutlich um 6 bis 14 Monate.
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Es werden im Folgenden keine Dosierungen der Zytostatika (Substanzen, die das Zellwachstum beziehungsweise die Zellteilung hemmen) angegeben, da die Therapieregimes ständig modifiziert werden.

Zytostatika

  • Nach OP und Radiojod-/Strahlentherapie
  • Palliativ (lindernd) bei metastasiertem/undifferenziertem Schilddrüsenkarzinom
  • Wirkstoffe: Cisplatin, Doxorubicin
  • Tyrosinkinaseinhibitoren (TKi): s. u.

Tyrosinkinaseinhibitoren (TKi)

Wirkstoffe
Besonderheiten
Cabozantinib Indikationen: medulläres Schilddrüsenkarzinom bei erwachsenen Patienten mit progredienter, nicht resektabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung; Behandlung von Patienten mit radiojod-refraktärem differenziertem Schilddrüsenkarzinom
Lenvatinib

Indikationen: metastasierte differenzierte Schilddrüsenkarzinome, die nicht mehr auf eine Radiojodtherapie ansprechen; effektiv für Patienten mit metastasiertem radiojodrefraktärem DTC (RR-DTC)

Nintedanib 

Zweitlinientherapie von RR-DTC-Patienten

Sorafenib Indikationen: metastasierte differenzierte Schilddrüsenkarzinome, die nicht mehr auf eine Radiojodtherapie ansprechen
verlängert das progressionsfreie Überleben [1]
Sunitinib Indikationen: metastasierte differenzierte Schilddrüsenkarzinome, die nicht mehr auf eine Radiojodtherapie ansprechen (Off-Label-Use)
Vandetanib

Indikationen: aggressives und symptomatisches RET-mutierten medulläres Schilddrüsenkarzinom bei Patienten ab fünf Jahren mit nicht reseketabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung.

Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz; nicht bei Leberinsuffizienz empfohlen

  • Wirkweise Tyrosinkinaseinhibitoren: Hemmung der Tyrosinkinase
    • Cabozantinib: kann verschiedene Kinasen hemmen, wie wie den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR), den Fibroblasten- (FGFR) und den thrombozytären Wachstumsfaktor (PDGFR) sowie RET und KIT
    • Lenvatinib: kann verschiedene Kinasen hemmen, wie wie den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR), den Fibroblasten- (FGFR) und den thrombozytären Wachstumsfaktor (PDGFR) sowie RET und KIT
    • Nintedanib: Tyrosinkinase-Inhibitor und Angiokinasehemmer, der die Rezeptoren für den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF), den Fibroblasten-Wachstumsfaktor (FGF) und den Platelet-Derived Growth Factor (PDGF) blockiert
    • Sorafenib: Proteinkinaseinhibitor aus der Gruppe der Multi-Kinase-Inhibitoren
    • Sunitinib: Rezeptor-Tyrosinkinase-Inhibitor
    • Vandetanib: Inhibitor des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptors 2 (VEGFR-2)
  • Nebenwirkungen Tyrosinkinaseinhibitoren: geringe Hämatotoxizität
    • Cabozantinib: Hypocalcämie, Hypokaliämie, Thrombozytopenie, Hypertonie, palmar-plantares Erythrodysästhesie Syndrom (PPES) sowie gastrointestinale (GI) Ereignisse (abdominale Schmerzen, Schmerzen im Mund, Schleimhautentzündung, Obstipation, Diarrhoe, Erbrechen); Fisteln 
    • Lenvatinib: Hypertonie, Diarrhoe, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Übelkeit
    • Nintedanib: Diarrhoe, Übelkeit, abdominale Schmerzen, erhöhte Leber-Enzym-Werte (ALAT, ASAT, Gamma-GT), Gewichtsverlust, Appetitverlust, Erbrechen
    • Sorafenib: Diarrhoe, Rash, Fatigue, Hand-Fuß-Syndrom, arterielle Hypertonie
    • Sunitinib: Diarrhoe, Müdigkeit, Hand-Fuß-Syndrom, Stomatitis und arterielle Hypertonie; Anämie, Neutropenie/Leukopenie
    • Vandetanib: Infektionen der oberen Atemwege, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Depressionen, Kopfschmerzen, Schwindel, Hypertonie, gastrointestinal (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen); posteriore reversible Leukenzephalopathie-Syndrom

RET-Inhibitor

 Wirkstoff  Besonderheiten
 Selpercatinib Monotherapie mit Selpercatinib ist indiziert bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit fortgeschrittenem RET-mutiertem MTC
  • Wirkweise:  selektiver RET-Kinasehemmer (RET= Rezeptor-Tyrosin-Kinase)
  • Indikation: First-Line-Therapie bei fortgeschrittenem RET-mutiertem medullärem Schilddrüsenkarzinom (MTC)
  • Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel Exanthem, Mundtrockenheit, Obstipation, gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, ggf. Bauchschmerzen), Hypertonie, Fieber, Fatigue, Ödeme, Laborparametern (Alaninaminotransferase (ALT) ↑, Aspartataminotransferase (AST) Alaninaminotransferase (ALT), Aspartataminotransferase (AST), Kreatinin Alaninaminotransferase (ALT), Aspartataminotransferase (AST) und Kreatinin; Thrombozyten ↓, Lymphozyten  , Magnesium  ), QT-Intervall-Verlängerung

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.