Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- TSH, T3, T4 (meistens euthyreot; bei differenzierten follikulären und papillären Karzinomen evtl. Hyperthyreose)
Beachte: Schilddrüsenoperationen sollten in euthyreoter Stoffwechsellage erfolgen, um Komplikationen zu vermeiden. - Tumormarker:
- Medulläres Schilddrüsenkarzinom (C-Zellkarzinom; engl. medullary thyroid cancer, MTC): Calcitonin, karzinoembryonales Antigen (CEA). RET-Onkogen bei familiären Formen
Beachte: Eine Erhöhung des Serumcalcitonins kann neben einem MTC eine C‑Zell-Hyperplasie, eine Niereninsuffizienz (Prozess, der zu einer langsam fortschreitenden Verringerung der Nierenfunktion führt), ein primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT; primäre Erkrankung der Nebenschilddrüsen mit vermehrter Bildung von Parathormon und daraus resultierender Hypercalcämie (Calciumüberschuss)) oder in sehr selten Fällen ein neuroendokriner Tumor (NET) sein.
Ein Stimulationstest mit Injektion von Pentagastrin oder Calcium ist bei gering oder grenzwertig erhöhten Calcitoninspiegeln indiziert. - Karzinome des Follikelephithels:
- Anaplastische Karzinome: keine Tumormarker
- Follikuläre und papilläre Karzinome: Thyreoglobulin (Tg) und Thyreoglobulin-AK (Tg-AK)
- Medulläres Schilddrüsenkarzinom (C-Zellkarzinom; engl. medullary thyroid cancer, MTC): Calcitonin, karzinoembryonales Antigen (CEA). RET-Onkogen bei familiären Formen
- Calcium – zum Ausschluss eines simultan bestehenden Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion) [Bestimmung vor jeder Schilddrüsenoperation]
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung bzw. Nachsorge
- Genanalyse bei Verdacht auf medulläres Schilddrüsenkarzinom – Ausschluss einer MEN (multiple endokrine Neoplasie) durch Analyse auf RET-Protoonkogen
- Nachsorge:
- TSH basal (alle 3 Monate bis Ziel-TSH erreicht, dann alle 6-12 Monate), FT3, FT4,
- Thyreoglobulin (falls unter der Nachweisgrenze: Tg nach rTSH-Stimulation*) + Tg-AK; Nachweis nach Thyreoidektomie (Schilddrüsenentfernung) spricht für Metastasen (Tochtergeschwülste)
- Postoperativ sowie alle 6-12 Monate; Serum-Calcitonin (medulläres Schilddrüsenkarzinom; C-Zellkarzinom; MTC); ggf. zudem CEA – halbjährlich, nach 5 Jahren: jährlich
[Falls postoperativ Serum-Calcitonin < 10 pg/ml besteht eine biochemische Heilung mit einer Rezidiv-Wahrscheinlichkeit von lediglich 3-4%]
- TSH basal (alle 3 Monate bis Ziel-TSH erreicht, dann alle 6-12 Monate), FT3, FT4,
*Gentechnisch hergestelltes rTSH (ThyrogenR) für die Thyreoglobulin-Bestimmung in der Nachsorge bei operierten und mit Radiojod therapierten Karzinompatienten.