Riesenzelltumor (Osteoklastom) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Der Riesenzelltumor (Giant Cell Tumor, GCT) ist ein histiozytärer Knochentumor, der hauptsächlich aus Osteoklasten-artigen Riesenzellen und mesenchymalen mononukleären Zellen besteht. Diese Zellen sind für die aggressiven osteolytischen (knochenabbauenden) Eigenschaften des Tumors verantwortlich. Der Tumor ist meist gutartig, zeigt jedoch ein lokal aggressives Verhalten und kann in seltenen Fällen auch metastasieren (Bildung von Tochtergeschwülsten; z. B. in die Lunge).

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • RANK-Ligand-Sekretion: Die mononukleären Tumorzellen produzieren große Mengen des RANK-Ligands (Receptor Activator of Nuclear Factor Kappa-B Ligand), der für die Aktivierung der Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) verantwortlich ist. Diese übermäßige Produktion führt zu einem übermäßigen Knochenabbau und fördert die tumorassoziierte Osteolyse (Knochenzerstörung).
  • Osteoklasten-artige Riesenzellen: Diese Riesenzellen entstehen durch die Fusion von Monozyten/Makrophagen (Fresszellen) unter dem Einfluss des RANK-Ligands. Sie tragen zur Zerstörung des Knochens bei, indem sie enzymatisch Knochengewebe abbauen.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

  • Osteolyse: Der Tumor verursacht lokale Knochenzerstörung, die zu Schmerzen, Frakturen (Knochenbrüche) und strukturellen Schwächen im betroffenen Bereich führt. Der Knochenabbau kann so stark sein, dass es zu pathologischen Frakturen kommt.
  • Entzündliche Reaktion: Das Tumorwachstum führt oft zu einer reaktiven Entzündungsreaktion im umgebenden Gewebe, was die Schwellung und den Schmerz verstärkt.

Klinische Manifestation

  • Lokale Schmerzen: Die häufigsten Symptome sind Schmerzen im betroffenen Bereich, die durch Bewegung oder Belastung verstärkt werden.
  • Schwellung und Einschränkungen: Schwellungen und Bewegungseinschränkungen treten häufig auf, insbesondere in Gelenknähe. In den langen Röhrenknochen wie dem Femur (Oberschenkelknochen) oder der Tibia (Schienbein) verursacht der Tumor oft eine erhebliche Einschränkung der Mobilität.
  • Pathologische Frakturen: Bei fortgeschrittener Knochenzerstörung kommt es häufig zu Spontanfrakturen, da der Knochen seine strukturelle Integrität verliert.

Progression und Organbeteiligung

  • Lokales Wachstum: Der Tumor wächst lokal aggressiv und kann das umliegende Weichgewebe infiltrieren. Diese invasive Wachstumsart ist verantwortlich für seine Rezidivneigung (Neigung zum Wiederauftreten der Erkrankung) nach unvollständiger chirurgischer Entfernung.
  • Seltene Metastasierung: In etwa 1-5 % der Fälle kann der Tumor metastasieren, meistens in die Lunge. Diese Metastasen treten trotz der überwiegend gutartigen Natur des Tumors auf und erfordern eine gezielte Behandlung.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

  • Knochenzerstörung: Die durch den Tumor ausgelöste Osteolyse führt zu einer strukturellen Schwächung des Knochens, was das Risiko von Frakturen erhöht und die mechanische Stabilität beeinträchtigt.
  • Funktionseinschränkung: Der Tumor kann durch sein Wachstum die normale Funktion der betroffenen Extremitäten erheblich beeinträchtigen. Gelenknähe Tumoren können zu Bewegungseinschränkungen oder Fehlstellungen führen.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

  • Regenerative Osteogenese: In manchen Fällen versucht der Körper, die durch den Tumor verursachte Knochenzerstörung durch verstärkte Osteogenese (Knochenneubildung) zu kompensieren. Diese Reaktionen sind jedoch oft unzureichend, um die durch den Tumor verursachten Schäden auszugleichen.
  • Therapeutische Interventionen: Therapien, die auf die Hemmung des RANK/RANK-Ligand-Signalwegs abzielen (z. B. Denosumab), können den Tumorwachstum und die Knochenzerstörung bremsen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Der Riesenzelltumor des Knochens ist ein gutartiger, aber lokal aggressiver Tumor, der durch übermäßige RANK-Ligand-Sekretion zu ausgeprägtem Knochenabbau führt. Die Aktivierung von Osteoklasten-artigen Riesenzellen ist ein zentraler Mechanismus, der die Tumoraggressivität bestimmt. Klinisch manifestiert sich der Tumor durch lokale Schmerzen, Schwellung und ein erhöhtes Risiko für pathologische Frakturen. Eine frühe Diagnose und die Behandlung mit chirurgischen Eingriffen oder RANK-Ligand-Inhibitoren wie Denosumab sind entscheidend, um die Progression des Tumors zu stoppen und die Funktionalität des betroffenen Knochens zu erhalten.

Ätiologie (Ursachen)

Die genauen Ursachen für einen Riesenzelltumor sind noch ungeklärt.