Riesenzelltumor (Osteoklastom) – Operative Therapie
Das Osteoklastom (Riesenzelltumor des Knochens) ist ein meist gutartiger, aber lokal aggressiver Knochentumor, der vor allem in der epiphysären Region (gelenknah) langer Röhrenknochen auftritt. Die operative Therapie zielt darauf ab, den Tumor vollständig zu entfernen und gleichzeitig die Stabilität des betroffenen Knochens zu erhalten.
Chirurgische Verfahren
1. Intraläsionale Resektion (Ausräumung) – Standardtherapie
Die intraläsionale Resektion (partielle Entfernung des Tumorgewebes mit Erhalt der Knochenstruktur) ist das häufigste Verfahren zur Behandlung des Osteoklastoms.
- Vorgehensweise:
- Eröffnung des Tumors
- Kürettage (Ausschabung des Tumorgewebes mit einer Kürette)
- Auffüllung des Knochendefekts mit Knochenzement (Polymethylmethacrylat, PMMA)
- Vorteil der Knochenzementfüllung:
- Die Polymerisationshitze (Wärmeentwicklung beim Aushärten) zerstört restliche Tumorzellen an den Randzonen.
- Frühzeitige Diagnostik von Rezidiven (Wiederauftreten des Tumors) an der Knochen-Zement-Grenze.
- Falls der Patient 1-2 Jahre rezidivfrei bleibt, kann der Zement entfernt und durch autologe Spongiosa (körpereigenes Knochengewebe) ersetzt werden.
Adjuvante Therapie zur Reduktion der Rezidivrate
Um Tumorzellen in den Randzonen zu eliminieren und die Wiederkehr des Tumors zu verhindern, können zusätzliche Adjuvantien (Wirkverstärker) angewendet werden:
- Mechanische Adjuvantien:
- Hochgeschwindigkeitsfräse – bewirkt eine thermische Resektionsranderweiterung
- Physikalisch-chemische Adjuvantien:
- Phenol oder Alkohol – chemische Tumorzellzerstörung
- Kryochirurgie (Vereisung) – gezielte Zerstörung durch extreme Kälte
- Kauterisierung (Hitzeverödung durch Brenneisen oder Ätzmittel)
2. Segmentresektion bei großen Tumoren
Bei ausgedehnten Tumoren oder Rezidiven kann eine Segmentresektion (Entfernung eines Knochenabschnitts) erforderlich sein:
- Knochendefektrekonstruktion durch:
- Autologe oder allogene Knochenimplantate (eigener oder Spenderknochen)
- Tumorendoprothesen (maßgefertigter Gelenk- oder Knochenteilersatz)
- Gefäß- und Muskelplastiken bei Weichteilbeteiligung
Gelenknahe Tumoren
- Bei gelenknahem Befall kann die Resektion eines Gelenkersatzes erforderlich machen.
- Moderne Endoprothesen ermöglichen eine gute Funktionserhaltung der Extremität.
Postoperative Stabilisierung
- Osteosynthese (operative Knochenstabilisierung) kann durch Verbundplatten oder intramedulläre Nägel erfolgen, um das Frakturrisiko zu reduzieren.
- Frühfunktionelle Rehabilitation zur Wiederherstellung der Mobilität ist entscheidend.
Fazit
Die intraläsionale Resektion mit Kürettage und Knochenzement ist die Standardtherapie des Osteoklastoms.
- Adjuvante Maßnahmen (z. B. Kryotherapie, Phenol, Hochgeschwindigkeitsfräse) reduzieren die Rezidivrate.
- Große Tumoren erfordern eine Segmentresektion mit Knochentransplantation oder Endoprothesen.
- Gelenkbeteiligung kann einen Gelenkersatz notwendig machen.
- Langfristige Nachsorge ist essenziell, da das Osteoklastom zu Rezidiven neigt.