Peniskrebs (Peniskarzinom) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Mehr als 95 % aller malignen (bösartigen) Erkrankungen des Penis sind Plattenepithelkarzinome (PEK). Diese Karzinome entstehen meist durch maligne Transformation von Epithelzellen, die die Schleimhaut des Penis bedecken. Die Entstehung des Peniskarzinoms kann durch prämaligne Veränderungen und Risikofaktoren wie chronische Entzündungen und Humane Papillomviren (HPV)-Infektionen gefördert werden.

Prämaligne Veränderungen und Vorstufen des PEK

Obligate Präkanzerosen (Krebsvorstufen), die ein hohes Risiko (ca. 10 %) für die Entwicklung eines Peniskarzinoms mit sich bringen, umfassen:

Prämaligne Veränderungen/ Vorstufen des PEK  Obligate Präkanzerosen (Krebsvorstufen): hohes Risiko (ca. 10 %), ein Peniskarzinom zu entwickeln.
Kutane Verhornung des Penis   Penile intraepitheliale Neoplasie (Carcinoma in situ)
Bowenoide Papulose des Penis (tritt vor allem bei jüngeren Männern auf) Buschke-Löwenstein-Tumor (sog. Riesenkondylome mit lokal invasivem Wachstum, jedoch ohne Metastasierung)
Balanitis xerotica obliterans (Lichen sclerosus)  Erythroplasie Queyrat (flache erythematöse Plaques ("mit Hautrötung einhergehende flächenhafte oder plattenartige Substanzvermehrung der Haut") am inneren Präputialblatt (Vorhautblatt) und der Glans penis (Eichel))
Leukoplakie (weißliche nicht abwischbare Beläge) Morbus Bowen (betrifft vor allem ältere Männer; erhabene, braunrote, schuppige Plaques an der Penisschafthaut)
  Paget-Karzinom

WHO-Klassifikation der PEK-Subtypen [7]:

  • HPV-abhängige Karzinogenese (Krebsentstehung) der basaloiden, warzenförmigen oder ähnlicher Mischtypen des Peniskarzinoms
    • basaloider HPV-assoziierter Subtyp (5-10 % der Fälle)
  • weitgehend HPV-unabhängige Karzinogenese der gewöhnlich, gut differenzierten und verhornten Plattenepithelkarzinome (70-75 % der Fälle)

Bei ca. einem Drittel aller Peniskarzinome ist eine Assoziation mit einer bestehenden HPV-Infektion nachweisbar [3]. HPV kann in ca. 30-60 % aller konventionellen Peniskarzinome nachgewiesen werden [6]

Häufigkeit der HPV-Subtypen [8].

HPV-Genotyp Häufigkeit
HPV 16 28 %
HPV 18 6 %
HPV 6/11 4 %
HPV 31 0,5 %
HPV 45 0,5 %
HPV 33 0,4 %
HPV 52 0,3 %

HPV-Positivität der Peniskarzinom-Subtypen

Subtyp HPV-Positivität
Basaloid 75 %
Kondylomatöse 48 %
Adenosquamatös 25 %
Verruköses 16 %
Papillär 14 %
Sarkomatoid 13 %

Chronische Reizungen und Inflammation

Chronische Reizungen und Entzündungen, wie sie z. B. bei Lichen sclerosus auftreten, sind häufige Ursachen für das vermehrte Auftreten plattenepithelialer Karzinome des Penis. Diese lang anhaltenden entzündlichen Prozesse können das Risiko einer malignen Transformation der Zellen erhöhen.

Mikro-RNA-Expression

Eine wesentliche Rolle in der Tumorentstehung und Progression spielt auch die Mikro-RNA-Expression. Diese kleinen RNA-Moleküle können die Genexpression regulieren und so das Zellwachstum und die Tumorentstehung beeinflussen.

Zusammenfassung

Das Peniskarzinom entwickelt sich überwiegend aus Plattenepithelzellen, wobei prämaligne Veränderungen wie die penilen intraepithelialen Neoplasien eine zentrale Rolle spielen. Chronische Entzündungen und HPV-Infektionen sind wesentliche Risikofaktoren für die Tumorentstehung, wobei die WHO eine Unterscheidung zwischen HPV-abhängigen und HPV-unabhängigen Subtypen vorgenommen hat.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Sozioökonomische Faktoren – niedriger sozioökonomischer Status
  • Länder – Afrikas, in Südamerika und in Ländern Südostasiens
  • Unverheiratete Männer
  • Mehrere Sexualpartner
  • Keine Zirkumzision (Vorhautbeschneidung)
  • Frühes Alter des ersten Geschlechtsverkehrs

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) (5,9-fach relatives Risiko; dosisabhängig) [4]
  • Mangelnde Sexualhygiene (z. B. Ansammlung von Smegma unter der Vorhaut, was Entzündungen verursachen kann.)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Chronische Balanoposthitis (verbunden mit einer Phimose (Vorhautverengung)); häufig in Zusammenhang mit chronischen Entzündungen und Dermatosen (z. B. Lichen sclerosus et atrophicus)
  • Bowenoide Papulose; schwere intraepitheliale Neoplasie im Bereich des Penis in Form von flachen, rötlich-bräunlichen makulo-papulösen Hautveränderungen, meist mit Nachweis von HPV 16
  • Erkrankungen mit Condylomata (Synonyme: Feigwarzen, Feuchtwarzen, Genitalwarzen)
  • Erythroplasie Queyrat (s. u. Pathogenese)
  • HPV-Infektion (beim Peniskarzinom sind die Subtypen 16 und 18 in bis zu 80 % der Fälle nachweisbar) [1, 2]
  • Leukoplakien (s. u. Pathogenese)
  • Lichen sclerosus et atrophicus (auch bekannt als Balanitis xerotica obliterans; gutartige chronisch entzündliche Vorläuferläsion; weißlich atrophische Narbenbildung mit Vorhautverklebung)
  • Morbus Bowen (In-situ-Plattenepithelkarzinom der Haut und Übergangsschleimhäute)
  • Phimose (Vorhautverengung), nicht reponierbar

Weitere Ursachen 

  •  PUVA (Psoralen plus  UV-A-Phototherapie/UV-A) bei Psoriasis (Schuppenflechte) – 286-fache Erhöhung der Inzidenz eines invasiven Peniskarzinoms im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung [5]

Literatur

  1. Dillner J, von Krogh G, Horenblas S, Meijer CJ: Etiology of squamous cell carcinoma of the penis. Scand.J Urol.Nephrol.Suppl 2000;(205):189-93.
  2. Cubilla AL, Velazquez EF, Young RH: Epithelial lesions associated with invasive penile squamous cell carcinoma: a pathologic study of 288 cases. Int.J Surg.Pathol 2004 Oct;12(4):351-64.
  3. Rubin MA, Kleter B, Zhou M et al.: Detection and typing of human papillomavirus DNA in penile carcinoma: evidence for multiple independent pathways of penile carcinogenesis. Am J Pathol 159:1211-1218. https://​doi.​org/​10.​1016/​S0002-9440(10)62506-0
  4. Tseng H‑F, Morgenstern H, Mack T, Peters RK: Risk factors for penile cancer: results of a population-based case-control study in Los Angeles County (United States). Cancer Causes Control 12:267-277
  5. Stern RS: Genital tumors among men with psoriasis exposed to psoralens and ultraviolet A radiation (PUVA) and ultraviolet B radiation. The Photochemotherapy Follow-up Study. N Engl J Med 1990;322:1093-1097. https://​doi.​org/​10.​1056/​NEJM199004193221​601 
  6. Rubin MA, Kleter B, Zhou M et al.: Detection and typing of human papillomavirus DNA in penile carcinoma: evidence for multiple independent pathways of penile carcinogenesis. Am J Pathol 2001;159:1211-1218
  7. Cubilla AL, Amin MB, Ayala A et al.: Tumours of the penis. In: Moch H, Humphrey PA, Ulbright TM, al (Hrsg) WHO classification of tumours of the urinary system and male genital organs. IARC, Lyon, 2016 S 259-286