Peniskrebs (Peniskarzinom) – Operative Therapie

Die Diagnose des Peniskarzinoms muss durch eine Biopsie (Gewebeentnahme) mittels Keilexzision (chirurgische Entfernung eines keilförmig zugeschnittenen Gewebeabschnitts) bestätigt werden. Eine histologische (feingewebliche) Bestätigung der Diagnose ist erforderlich, um das Management zu leiten, wenn:

  • Zweifel an der genauen Natur der Läsion bestehen (z. B. Carcinoma in situ (CIS), Metastase (Tochtergeschwulst) oder Melanom).

  • Eine Behandlung mit topischen (örtlichen) Mitteln, Strahlentherapie oder Laserchirurgie geplant wird.

  • Die Lymphknotenbehandlung auf präoperativen histologischen Informationen (risikoadaptierte Strategie) basiert.

Die Operation ist der Goldstandard bei der Behandlung des Peniskarzinoms.

Das Therapieziel ist die sichere und dauerhafte Entfernung des Tumors bei gutem funktionellen und kosmetischen Ergebnis. Bei kleinen Tumoren wird eine peniserhaltende Therapie angestrebt.

Therapie des primären Tumors [1, 3; S3-Leitlinie]

Stadium Therapie
Tis, Ta, sowie kleine Tumor-Rezidive
  • Lokalexzision (operative Entfernung mit Sicherheitsabstand), mit oder ohne Zirkumzision (Vorhautbeschneidung); intraoperativ Schnellschnittuntersuchung der Resektionsränder
  • Glans-Resurfacing: Laserablation/Lasertherapie mit CO2-Laser oder mit Neodymium: Yttrium-Aluminium-Garnet (Nd:YAG) Laser in Kombination mit der Fluoreszenzdiagnostik
  • Photodynamische und topische (oberflächliche) Therapie mit 5-Fluorouracil (5-FU) oder 5 % Imiquimod Creme – nur unter Beachtung regelmäßiger Kontrollbiopsien. (lokale Kontrollraten von ca. 50 %)
  • Bei ausgedehntem Carcinoma-in-situ-Befall der Glans (Eichel) oder ausgedehnten Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) ist eine komplette Abtragung des Glansepithels.
T1a- und T1b-Stadien
  • Exzision mit Sicherheitsabstand ggf. mit Laser, mit oder ohne Zirkumzision; intraoperativ Schnellschnittuntersuchung der Resektionsränder
  • Glansektomie (komplette Entfernung der Glans penis (Eichel)) bei ausgedehnten pT1b- oder multilokuläre Tumoren:
Frühe T3-Tumoren
  • Frühe T3-Tumoren mit beginnender Infiltration des Corpus cavernosum (Schwellkörper): Penisteilamputation
Fortgeschrittene T3-Tumoren gut
  • Weitgehende oder komplette Penisamputation mit der Anlage einer perinealen Urethrostomie (Boutonniere/Harnröhren-Damm-Fistel); Frage eines minimalen Sicherheitsabstandes relativiert sich dabei.

Weitere Hinweise

  • Lokalrezidivrate für T2-Tumoren liegt in Zentren deutlich unter 10 %; alleiniges Lokalrezidiv führt nicht zu einer wesentlichen Verschlechterung der Prognose.
  • In den EAU-Leitlinien wird gegenwärtig ein Sicherheitsabstand von ≥ 3 mm empfohlen [s. u.].

Lymphknotenmanagement [1; S3-Leitlinie]

Die Behandlung der regionalen inguinalen Lymphknoten (Leistenlymphknoten) ist entscheidend für das Langzeitüberleben!

  • Ca. 20 % aller Patienten mit nicht vergrößerten inguinalen Lymphknoten haben bereits okkulte Metastasen (Mikrometastasen, 0,2–2 mm).
  • Regionäre Lymphknotenrezidive führen zu einer signifikanten Verschlechterung der Prognose (5-Jahres-Überlebensrate: 40 %).

Beachte: Ab dem Stadium pT1G2 sollte ein invasives Lymphknotenstaging erfolgen, unabhängig von der Palpabilität.

Vorgehen je nach Lymphknotensituation

  • Nicht tastbare Lymphknoten:
    • Entfernung des Sentinellymphknotens (Wächterlymphknoten).
    • Bei Befall: komplette Entfernung der inguinalen Lymphknoten (Leistenlymphknoten) der betroffenen Seite.
  • Tastbare Lymphknoten:
    • Exzisionsbiopsie mit Schnellschnittuntersuchung oder ggf. Feinnadelbiopsie (gezielte Zellgewinnung mit einer feinen Nadel)
    • Nachweis von Lymphknotenmetastasen: radikale inguinale Lymphadenektomie (komplette operative Entfernung der Lymphknoten in der Leiste)
      mit erweitertem Präparationsfeld auf der betroffenen Seite.
    • Fehlender Nachweis von Lymphknotenmetastasen: beidseitige modifizierte inguinale Lymphadenektomie.

Beachte: Ein invasives Lymphknotenstaging mittels dynamischer Sentinel-Lymphknotenbiopsie (DSNB) oder modifizierter Lymphadenektomie sollte stets erfolgen.

Vorgehen bei speziellen Lymphknotensituationen

  • Fixierte/exulzerierte inguinale Lymphknoten:
    • In den meisten Fällen ist eine komplette Resektion der Metastasen nicht mehr möglich.
    • Diese Patienten haben eine schlechte Prognose.
    • Eine neoadjuvante Chemotherapie (NACT) kann die Prognose verbessern.
  • ≥ 2 befallene Lymphknoten der gleichen Leiste oder Kapselüberschreitung im Lymphknoten:
    • Ipsilaterale pelvine Lymphadenektomie (Entfernung der Beckenlymphknoten auf der gleichen Seite).

Literatur

  1. Arbeitskreis für Urologische Onkologie: Peniskarzinom. AUO Stand 2008
  2. Pizzocaro G, Piva L, Bandieramonte G: Up-to-date management of carcinoma of the penis. Eur Urol 1997; 32: 5-15

Leitlinien

  1. The European Association of Urology (EAU) Guideline: Penile Cancer. EAU 2017
  2. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Peniskarzinoms. (AWMF-Registernummer: 043 - 042OL KF), April 2020 Langfassung