Osteosarkom – Operative Therapie
Das Osteosarkom ist der häufigste primär maligne (bösartige) Knochentumor, der bevorzugt in den langen Röhrenknochen der Extremitäten (z. B. distaler Femur, proximale Tibia) auftritt. Die operative Therapie ist essenziell für die Heilung, wobei eine Resektion im Gesunden mit tumorfreien Resektionsrändern (Sicherheitsabstand) angestrebt wird.
Operationsverfahren
Weite Resektion – Standardtherapie beim Osteosarkom
- Vorgehensweise:
- Radikale Tumorentfernung mit einem Sicherheitsabstand von mindestens 5 cm proximal (zur Körpermitte) und distal (von der Körpermitte entfernt).
- Erhalt der Extremität, sofern möglich – durch rekonstruktive Maßnahmen nach Tumorresektion.
- Osteosynthese oder Rekonstruktion des Knochendefekts mittels:
- Tumorendoprothese (Gelenkersatz nach Tumorentfernung)
- Knochentransplantation (autolog oder allogen, d. h. eigenes oder Spenderknochengewebe)
- Muskel-, Nerven- oder Gefäßersatzplastiken
- Spongiosaplastik (Einbringung von Knochensubstanz zur Stabilisierung)
- Parossale (oberflächlich wachsende) und niedrigmaligne Osteosarkome
- Diese können häufig rein operativ behandelt werden, sofern keine Metastasen (Tochtergeschwülste) nachweisbar sind.
- Eine systemische Chemotherapie ist in diesen Fällen nicht immer notwendig.
- Ultima Ratio: Amputation der Extremität
- Nur noch in seltenen Fällen erforderlich, z. B. bei:
- Ausgedehnter Weichteilinfiltration
- Befall großer Gefäße oder Nerven
- Infektionen oder funktionell nicht rekonstruierbaren Knochendefekten
- Nur noch in seltenen Fällen erforderlich, z. B. bei:
- Metastasenresektion
- Lungenmetastasen treten in ca. 20 % der Fälle auf und sollten, wenn möglich, operativ entfernt werden, da dies die Prognose verbessern kann.
- Knochenmetastasen sind seltener, können jedoch bei lokalisiertem Befall ebenfalls reseziert werden.
Indikationen für eine operative Therapie
- Diagnostiziertes Osteosarkom mit resezierbarem Primärtumor
- Gute funktionelle Prognose nach einer Extremitätenerhaltenden Operation
- Fehlen einer inoperablen Metastasierung (multiple nicht resezierbare Lungenmetastasen oder disseminierter Knochenbefall)
- Nach erfolgter neoadjuvanter Chemotherapie zur Tumorverkleinerung
Kontraindikationen für eine operative Therapie
- Multifokale Metastasierung, die nicht operativ entfernt werden kann
- Schlechte Allgemeinzustand des Patienten
- Nicht rekonstruierbare Knochendefekte mit fehlender Extremitätenerhaltungsoption
Postoperative Nachsorge
- Adjuvante Chemotherapie – Standardmäßig postoperativ zur Verhinderung von Rezidiven und Mikrometastasen.
- Regelmäßige bildgebende Kontrollen (MRT, CT, Röntgen) – Überwachung auf lokale Rezidive oder Metastasen.
- Physiotherapie und funktionelle Rehabilitation – Essenziell nach Endoprothesenimplantation oder Knochenrekonstruktion.
- Langfristige onkologische Betreuung – Engmaschige Nachsorge über mindestens 5 Jahre erforderlich.
Mögliche Komplikationen
- Rezidivbildung – Lokalrezidive sind möglich, insbesondere bei unvollständiger Tumorresektion.
- Wundheilungsstörungen und Infektionen – Besonders bei großen Weichteileingriffen oder Implantation von Tumorprothesen.
- Prothesenlockerung oder -verschleiß – Tumorprothesen haben eine begrenzte Haltbarkeit und können langfristig erneuert werden müssen.
- Frakturen nach Knochentransplantation – Aufgrund von Stabilitätsverlust nach Rekonstruktion.
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Weite Resektion mit Tumorendoprothese | Osteosarkome der Extremitäten | Extremitätenerhalt, gute funktionelle Ergebnisse | Risiko für Infektion, Prothesenlockerung |
Knochentransplantation | Kleine Defekte, Rekonstruktion bei Kindern | Biologisch aktiv, langfristig stabil | Längere Heilungszeit, Risiko für Pseudarthrosen |
Amputation | Nicht rekonstruierbare Tumore | Sicherste Entfernung, keine Rezidive im OP-Gebiet | Funktionelle Einschränkung, psychische Belastung |
Metastasenresektion | Einzelne Lungen- oder Knochenmetastasen | Prognoseverbesserung, mögliche Heilung | Eingeschränkte Indikation bei multiplen Metastasen |
Fazit
Die chirurgische Therapie des Osteosarkoms erfordert eine weite Resektion mit ausreichendem Sicherheitsabstand zur Vermeidung von Rezidiven. Dank moderner rekonstruktiver Techniken sind Amputationen heute selten erforderlich, da Tumorendoprothesen und Knochentransplantate den Funktionserhalt ermöglichen. Metastasenresektionen können die Überlebenschancen verbessern, während eine konsequente Nachsorge essenziell für die langfristige Kontrolle der Erkrankung ist.
Über 80 % der Osteosarkome können extremitätenerhaltend operiert werden – ein entscheidender Fortschritt in der onkologischen Chirurgie.