Neuroblastom – Operative Therapie

Die Behandlung des Neuroblastoms erfolgt in der Regel interdisziplinär und umfasst chirurgische, chemotherapeutische und radiotherapeutische Verfahren. Die Therapiewahl richtet sich nach dem Risikoprofil, das anhand von Tumorstadium, molekulargenetischen Markern und Alter des Patienten bestimmt wird.

Therapieansätze nach Tumorstadium

  • Stadium 1 und 2 – Ziel ist die alleinige operative Tumorentfernung.
    • Operation – Vollständige Tumorresektion (Tumorentfernung), sofern möglich, um die Heilungschancen zu maximieren.
    • Postoperative Überwachung bei günstigen Prognosefaktoren ohne zusätzliche Therapie.
  • Stadium 3 – Kombinationstherapie.
    • Neoadjuvante Chemotherapie – Verkleinerung des Tumors vor der Operation.
    • Operation – Tumorresektion nach Chemotherapie.
  • Stadium 4 – Multimodale Therapie.
    • Chemotherapie – Intensiv- oder Hochdosis-Chemotherapie zur Reduktion von Tumormasse und Metastasen.
    • Operation – Entfernung des Resttumors, sofern möglich.
    • Strahlentherapie – Gezielte Behandlung von Tumorresten oder spezifischen Metastasen.

Behandlungskonzepte nach Risikogruppen

Die Risikoeinteilung erfolgt basierend auf Tumorgröße, Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten), molekulargenetischen Veränderungen und Alter:

  • Geringes Risiko
    • Kriterien: Keine Metastasierung, keine molekulargenetisch ungünstigen Marker, Tumor vollständig operabel, Patient jünger als 1 Jahr.
    • Behandlung:
      • Operation – Vollständige Resektion.
      • Beobachtung – Verlaufsüberwachung ohne adjuvante Therapie bei günstiger Prognose.
  • Mittleres Risiko
    • Kriterien: Lokalisierter Tumor ohne Metastasen, aber teilweise ungünstige molekulargenetische Marker.
    • Behandlung:
      • Operation – Angestrebt wird eine vollständige Tumorresektion.
      • Chemotherapie – Ergänzend zur Reduktion von Tumorresten.
      • Strahlentherapie – Nur bei Inoperabilität oder unvollständiger Resektion.
  • Hohes Risiko

    • Kriterien: Metastasierung, ungünstige molekulargenetische Marker (z. B. MYCN-Amplifikation).
    • Behandlung:
      • Neoadjuvante Chemotherapie – Reduktion der Tumorlast vor der Operation.
      • Operation – Entfernung des Primärtumors und zugänglicher Metastasen.
      • Hochdosis-Chemotherapie – Mit autologer Stammzelltransplantation zur Konsolidierung.
      • Strahlentherapie – Behandlung von Tumorresten oder spezifischen Metastasen.
      • Immuntherapie – Einsatz von anti-GD2-Antikörpern zur Bekämpfung minimaler Resterkrankungen.

Ergänzende Therapiemaßnahmen

  • MIBG-Therapie – Einsatz von radioaktiv markierten Metaiodbenzylguanidin bei metastasierten oder therapieresistenten Tumoren.
  • Retinoidtherapie – Differenzierungstherapie mit 13-cis-Retinsäure zur Verhinderung von Rezidiven bei Hochrisikopatienten.
  • Klinische Studien – Patienten mit seltenen Subtypen oder unklarem Verlauf werden in Studien eingebunden, um Zugang zu innovativen Therapieansätzen zu erhalten.

Postoperative und Langzeitbetreuung

  • Nachsorge Regelmäßige Kontrolluntersuchungen mit Bildgebung (Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), MIBG-Scan/nuklearmedizinische Untersuchung, die noradrenerge Gewebe darstellt und vor allem zum Nachweis neuroendokriner Tumoren) und Labordiagnostik (Katecholaminmetabolite im Urin).
  • Rehabilitation – Unterstützung bei der physischen und psychischen Genesung nach intensiver Therapie.
  • Langzeitkomplikationen – Überwachung und Behandlung von Spätfolgen wie Wachstumsstörungen, endokrinen Dysfunktionen oder Zweitneoplasien.