Mycosis fungoides – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Mycosis fungoides ist ein kutanes T-Zell-Lymphom (Krebs des lymphatischen Gewebes, das die Haut befällt), das von entarteten T-Lymphozyten ausgeht. Diese malignen (bösartigen Zellen) vermehren sich in der Haut und führen zu chronischen Entzündungen und später zur Tumorbildung. T-Lymphozyten sind Zellen des Immunsystems, die normalerweise an der Abwehr von Infektionen beteiligt sind.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
- Entartung von T-Lymphozyten: Die Ausgangszellen der Mycosis fungoides sind entartete T-Zellen, die aufgrund von Mutationen ihre normale Funktion verlieren und sich unkontrolliert vermehren. Diese Zellen haben eine Präferenz für das Eindringen in die Haut.
- Multikausale Entstehung: Die Pathogenese der Mycosis fungoides ist nicht vollständig geklärt, jedoch wird von einer multikausalen Entstehung ausgegangen. Es gibt Hinweise, dass die Krankheit über Vorläuferstadien wie Parapsoriasis (ähnlich der Schuppenflechte) oder lymphomatoide Papulose entstehen kann, wobei die T-Lymphozyten über eine Antigenstimulation (Aktivierung durch fremde Substanzen) allmählich maligne werden.
- Klonale Expansion: Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer klonalen Proliferation (Wucherung) der T-Zellen, die aufgrund genetischer Veränderungen zur unkontrollierten Zellvermehrung führt.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
- Entzündliches Infiltrat im Frühstadium: Zu Beginn der Erkrankung, im sogenannten prämykosiden Stadium, sind nur wenige entartete T-Zellen vorhanden. Diese bilden ein überwiegend entzündliches Infiltrat, das klinisch oft nur als chronische Hautentzündung wahrgenommen wird.
- Tumorzellzunahme und Hautinfiltration: Mit fortschreitender Krankheit, im Infiltratstadium, wandern immer mehr Tumorzellen in die Haut ein und führen zu einem Zusammenwachsen von Hautherden. Die entzündliche Reaktion nimmt ab, während die Tumorzellzahl ansteigt. Dies führt zu einer lokalen Proliferation und Bildung von Zellklonen mit aggressiverem Verhalten.
Klinische Manifestation
- Hautläsionen: Die Mycosis fungoides manifestiert sich zunächst durch schuppige Hautveränderungen, die jenen der Schuppenflechte oder Ekzeme ähneln. Diese Läsionen können langsam wachsen und sich über Jahre verschlimmern.
- Infiltratstadium: Die Hautherde verdichten sich, und es kommt zur Bildung größerer Tumorareale. Die Patienten klagen über Juckreiz, Trockenheit der Haut und Schmerzen in den betroffenen Bereichen.
- Spätere Stadien: In den fortgeschrittenen Stadien kann es zu Hauttumoren, Plaques ( flächige Erhöhung) und Knotenbildung kommen. Die Tumoren können schließlich auch extrakutan (außerhalb der Haut) auftreten und andere Organe befallen.
Progression und Organbeteiligung
- Extrakutane Ausbreitung: Im Spätstadium können die Tumorzellen ihre Hautaffinität verlieren und in andere Organe wie Lymphknoten, Leber, Milz und Knochenmark eindringen. Die Krankheit wird dann systemisch, was zu einer Verschlechterung der Prognose führt.
- Neue Tumorzellklone: Im fortgeschrittenen Stadium entstehen immer wieder neue Zellklone mit erhöhter Aggressivität und Neigung zur Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen).
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
- Schwere Hautschädigungen: Die Haut wird durch die Tumorherde stark geschädigt, was zu Funktionsstörungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führen kann.
- Beeinträchtigung anderer Organe: Mit der extrakutanen Ausbreitung der Krankheit kommt es zu Organfunktionsstörungen, insbesondere bei Befall von Lymphknoten, Leber und Milz.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
- Lokale Immunantwort: In den frühen Stadien gibt es eine Entzündungsreaktion, die versucht, die Tumorzellinvasion zu begrenzen. Diese Reaktion nimmt jedoch im Verlauf der Krankheit ab, da die Tumorzellen immunologisch "entkommen".
- Fibrosierung und Narbenbildung: Die entzündlichen Reaktionen und Tumorzellinfiltrationen führen zu Fibrosierung (Narbenbildung) in den betroffenen Hautarealen.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Die Mycosis fungoides ist ein kutanes T-Zell-Lymphom, das sich über mehrere Jahre entwickeln kann. Die Pathogenese ist komplex und multikausal, wobei entzündliche Prozesse und klonale Expansionen eine zentrale Rolle spielen. Im Verlauf infiltrieren Tumorzellen die Haut und führen zu chronischen Hautveränderungen, die schließlich systemisch werden können. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um das Fortschreiten zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Ätiologie (Ursachen)
Die Ätiologie ist bislang noch unklar. Es gibt folgende Hypothesen:
- Bei einigen Betroffenen findet man verstärkt allergische Reaktionen vom Typ IV, was auf eine vermehrte Aktivität von T-Zellen zurückzuführen ist.
- Viele Patienten waren Chemikalien ausgesetzt. Wahrscheinlich haben Personen, die in der Metallverarbeitung oder in der Landwirtschaft tätig sind, ein erhöhtes Risiko für Mycosis fungoides.
- Chronische Entzündungen führen zu einer dauerhaften Stimulation und Proliferation (Wachstum und Vermehrung von Zellen) von T-Zellen.