Morbus Hodgkin – Prävention

Zur Prävention des Morbus Hodgkin muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Pestizidbelastung durch konventionelle Lebensmittel – Der Konsum von Bio-Produkten ist mit einem signifikant geringeren Risiko für Lymphome assoziiert. Studien zeigen, dass der häufige Verzehr biologisch produzierter Nahrungsmittel das Risiko für Morbus Hodgkin und Non-Hodgkin-Lymphome senkt (Hazard Ratio: 0,24 bzw. 0,14) [1].
    • Nitrosaminreiche Lebensmittel – Verarbeitete Fleischprodukte, die Nitrosamine enthalten, könnten das Risiko für Lymphome erhöhen.
  • Genussmittelkonsum
    • Rauchen – Tabakkonsum erhöht durch oxidative Prozesse und DNA-Schädigungen das Risiko für Lymphome.
    • Alkohol – Ein hoher Alkoholkonsum kann die Immunfunktion beeinträchtigen und die Anfälligkeit für lymphatische Erkrankungen erhöhen. [Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC): Alkohol ist laut WHO ein Karzinogen der Kategorie 1.] [2]
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel – Ein inaktiver Lebensstil kann die Immunfunktion schwächen, was indirekt das Risiko für Lymphome erhöhen könnte.

Umweltbelastungen

  • Exposition gegenüber Holzschutzmitteln und Haarfärbemitteln – Beide Stoffgruppen sind als potenziell karzinogen eingestuft.
  • Pestizidexposition – Kontakt mit bestimmten Pestiziden wie Glyphosat oder Malathion, die von der IARC als wahrscheinlich karzinogen klassifiziert wurden, ist mit einem erhöhten Risiko für Lymphome assoziiert.

Primärprävention (Schutzfaktoren)

  • Verzehr von Bio-Produkten (68.946 französische Erwachsene; Nachbeobachtungszeit 4, 5 Jahre): Das Viertel der Konsumenten mit dem höchsten "Bio-Food-Score" erkrankte zu 25 % seltener an einer Tumorerkrankung als das Viertel, das am seltensten zu Bio Nahrungsmitteln gegriffen hatte (Hazard Ratio 0,75; 95-%-Konfidenzintervall0,63 bis 0,88; hochsignifikant); Lymphome traten bei Bio-Konsumenten zu drei Viertel seltener auf (Hazard Ratio von 0,24 (0,09-0,66); Non-Hodgkin-Lymphome waren sogar 86 % seltener (Hazard Ratio von 0,14 (0,03-0,66) [1].
    Fazit: Möglicherweise ist der Anstieg von Lymphomen und Non-Hodgkin-Lymphomen in den letzten 10 Jahren unter anderem durch konventionell hergestellte Lebensmittel mitbedingt, die unter anderem auch Pestizide enthalten.
    Beachte: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat bestimmte Pestizide als wahrscheinliche Karzinogene (Gruppe 2A: Malathion (Organophosphat aus der Gruppe der Insektizide), Diazinon (Thiophosphorsäureester, das als nicht systemisches Insektizid und Akarizid eingesetzt wird) und Glyphosat (biologisch wirksame Hauptkomponente einiger Breitband- bzw. Totalherbizide)) beziehungsweise als mögliche Karzinogene (Gruppe 2B: Tetrachlorvinphos (Organophosphat) und Parathion (Alkylphosphat)) eingestuft.
  • Vermeidung von Pestizidbelastung – Reduktion von Pestizidrückständen in Lebensmitteln und Minimierung des Kontakts mit karzinogenen Chemikalien.
  • Verzicht auf Rauchen und Reduktion von Alkoholkonsum – Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum können das Risiko für lymphatische Erkrankungen erhöhen.
  • Stärkung des Immunsystems – Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement fördern die Immunabwehr.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühzeitig Risikopatienten zu identifizieren und präkanzeröse Zustände zu diagnostizieren:

  • Früherkennung von Infektionen – Testung auf HIV und EBV bei gefährdeten Patienten.
  • Überwachung von immunsupprimierten Patienten – Regelmäßige Kontrollen bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie.
  • Ernährungsberatung – Förderung einer pestizidarmen, antioxidativen Ernährung zur Unterstützung der Immunkompetenz.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen bei bereits diagnostiziertem Morbus Hodgkin zu vermeiden, den Krankheitsverlauf zu stabilisieren und die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu verbessern.

  • Langzeittherapie
    • Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen
      • Einsatz von bildgebenden Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Überwachung des Therapieerfolgs und zur frühzeitigen Erkennung von Rezidiven.
    • Medikamentöse Anpassungen
      • Langfristige Kontrolle von Nebenwirkungen durch Chemotherapie oder Strahlentherapie und individuelle Anpassung der Nachsorge.
  • Fertilitätsprotektive Maßnahmen (fertilitätserhaltende Maßnahmen)
    • Bei weiblichen Patienten
      • Medikamentöse Maßnahmen: Einsatz von Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Analoga in Kombination mit hormonellen kombinierten Kontrazeptiva (Empfängnisverhütungsmittel) oder transdermalem Östrogen (über die Haut).
      • Kryokonservierung:
        • Befruchtete oder unbefruchtete Eizellen einfrieren.
    • Bei männlichen Patienten
      • Spermienkonservierung: Kryokonservierung von Samenzellen.
      • Hodengewebe: Entnahme und spätere Verwendung durch testikuläre Spermienextraktion (TESE).
  • Zeitliche Vorgaben für fertilitätserhaltende Maßnahmen
    • Nach histologischer Diagnosesicherung sollten Ausbreitungsdiagnostik, Organfunktionsdiagnostik und fertilitätserhaltende Maßnahmen innerhalb von 4 Wochen abgeschlossen sein.
  • Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen
    • Unter bestimmten Voraussetzungen werden die Kryokonservierung von Ei- und Samenzellen sowie die dazugehörigen Maßnahmen von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.
    • Einschränkungen:
      • Nicht anwendbar bei unter 18-Jährigen.
      • Generelle Altersgrenzen: Frauen über 40 Jahre und Männer über 50 Jahre sind ausgeschlossen.

Literatur

  1. Baudy J et al.: Association of Frequency of Organic Food Consumption With Cancer Risk. Findings From the NutriNet-Santé Prospective Cohort Study. JAMA Intern Med. Published online October 22, 2018. doi:10.1001/jamainternmed.2018.4357
  2. Wood AM et al.: Risk thresholds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data for 599 912 current drinkers in 83 prospective studies. Lancet. 2018 Apr 14;391(10129):1513-1523. doi: 10.1016/S0140-6736(18)30134-X.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Hodgkin Lymphoms bei erwachsenen Patienten. (AWMF-Registernummer: 018 - 029OL), Oktober 2020 Kurzfassung Langfassung