Malignes Melanom – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Körperlich aktiv bleiben – Krebsüberlebende, die sich gar nicht oder nur unzureichend bewegten (0 Min/Woche bis < 150 Min/Woche) und darüber hinaus mehr als acht Stunden täglich in sitzender Tätigkeit verbrachten, hatten gegenüber aktiven Personen eine rund fünffach höhere krebsspezifische (HR = 4,71) und Gesamtmortalität (Gesamtsterberate; HR = 5,38) [3].
Experimentelle Studien deuten darauf hin, dass längeres Sitzen mit einem gestörten Glucosestoffwechsel und systemischen Entzündungen assoziiert ist. - Erhalt des Normalgewichts anstreben!
Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. Programm für Untergewichtige – Besonders bei Männern scheint Übergewicht mit ein Risikofaktor für das maligne Melanom zu sein [1].
- BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
- Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
- BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
- Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) – s. a. Folgeerkrankungen/Prognosefaktoren
- Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
- Vermeidung von Umweltbelastungen:
- Schädigung der Haut durch UV-Strahlung (Sonnenlicht bzw. Solarium) [→ UV-Schutz (textiler Lichtschutz, Lichtschutzpräparate)]
- Haut regelmäßig selbst kontrollieren (unabhängig von den Nachsorgeuntersuchungen)
Impfungen
Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:
- COVID-19-Impfung
- Grippe-Impfung
- Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Tumorerkrankung)
- Pneumokokken-Impfung
Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Die Nachsorgetermine orientieren sich am Stadium der Erkrankung:
- Stadium IA (Tumordicke ≤ 1 mm ohne Ulzeration (Geschwürbildung), keine Metastasen/Tochtergeschwülste):
- Körperliche Untersuchung: 1.-3. Jahr alle sechs Monate; 4.-10. Jahr einmal jährlich.
- Stadium IB-IIB (Tumordicke ≤ 1 mm mit Ulzeration oder erhöhter Mitoserate oder > 1 mm mit und ohne Ulzeration des Tumors, sowie Tumordicke > 4 mm ohne Ulzeration, keine Metastasen):
- Körperliche Untersuchung: 1.-3. Jahr alle drei Monate; 4. und 5. Jahr zweimal jährlich und 6.-10. Jahr ein- bis zweimal jährlich.
- Körperliche Untersuchung: 1.-3. Jahr alle drei Monate; 4. und 5. Jahr zweimal jährlich und 6.-10. Jahr ein- bis zweimal jährlich.
- Stadium IIC (Tumoren > 4 mm mit Ulzeration) und Stadium III (mit Lymphknotenmetastasen):
- Körperliche Untersuchung: 1.-5. Jahr alle drei Monate; 6.-10. Jahr alle sechs Monate.
- Stadium IV (mit Metastasen in anderen Organen)
- Nachsorge gemäß Krankheitsverlauf
Melanomnachsorge mittels gezielter Fragen nach Symptomen
Dabei steht ATLAS für:
- A = „appetite loss/change“ (Appetitverlust bzw. -veränderungen)
- T = „tiredness/fatigue“ (Müdigkeit, Fatigue)
- L = „lymph node enlargement“ (Lymphknotenvergrößerung)
- A = „abdominal pain“ (abdominelle Schmerzen)
- S = „shortness of breath“ (Kurzatmigkeit)
Melanompatienten mit einem Rezidiv haben in 40,7 % der Fälle mindestens eines der ATLAS-Symptome präsentiert [4].
ATLAS-Symptome waren wie folgt statistisch signifikant mit einem Rezidiv assoziiert [4]:
- Appetitveränderungen, Fatigue und Gewichtsverlust: Odds-Ratio (OR) 2,70 (p < 0,01); positiver prädiktiver Wert (PPV): 82,54 %
- Belastungsdyspnoe, Kurzatmigkeit: OR 8,11 (p < 0,01); PPV 93,10 %
- Abdominelle Schmerzen, Obstipation (Verstopfung), Diarrhoe (Durchfall), Übelkeit, Erbrechen: OR 4,07 (p < 0,05); PPV 86,96 %
- Neurologische Symptome (Kopfschmerzen, Synkopen, u. a.): OR 2,61 (nicht signifikant)
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
- Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der allgemeinen Erkenntnisse über die Ernährung bei einer Tumorerkrankung. Das bedeutet:
- nur begrenzt energiereiche Lebensmittel verzehren
- moderate Gesamtfettaufnahme
- wenig rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Kalb) und Wurstwaren
- ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
- ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
- täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
- Verzehr von geräucherten und gepökelten Nahrungsmitteln reduzieren, denn diese enthalten Nitrat oder Nitrit als Bestandteil des Pökelsalzes. Bei deren Zubereitung entstehen Verbindungen (Nitrosamine), die Risikofaktor für verschiedene Tumorerkrankungen sind.
- auf schadstoffbelastete Lebensmittel wie Innereien und Wildpilze verzichten
- keine angeschimmelten Lebensmittel essen
- Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
- Ernährung reich an:
- Vitaminen (A, C, D, E, Folsäure)
- Mineralstoffen
- Spurenelementen (Selen, Zink)
- Omega-3-Fettsäuren – Eicosapentaensäure (EPA), Docosahexaensäure (DHA)
- Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Carotinoide, Polyphenole)
- Probiotika (probiotische Kulturen)
- Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei einem malignen Melanom sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
- Ernährung reich an:
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
- Ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können. - Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.
Sportmedizin
- Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
- Generell kann ein Ausdauertraining auf einem Fahrradergometer empfohlen werden, das nach dem Prinzip des Intervalltrainings durchgeführt wird. Das heißt, dass sich Belastungsphasen von 1 bis 3 Minuten Dauer mit Ruhephasen von ebenfalls 1 bis 3 Minuten Dauer abwechseln. Das Training sollte bei etwa 80 % der maximalen Herzfrequenz insgesamt 30 Minuten durchgeführt werden; Trainingshäufigkeit 5-mal pro Woche.
- Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
- Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.
Psychotherapie
- Ggf. Stressmanagement
- Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.
Schulungsmaßnahmen
- Trainingsprogramm zur Selbstuntersuchung der Haut [2]
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de - Krebsinformationsdienst KID, telefonischer Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg
Mo.–Fr. 8-20.00 Uhr; in türkischer Sprache Di, Mi, Don 18-20.00 Uhr. Telefon: 06221-410121 - Deutsche Krebshilfe e. V.
Thomas-Mann-Str.40, Postfach 1467, 53111 Bonn
Telefon: 0228-72990-0, Fax: 0228-72990-11, E-Mail: deutsche@krebshilfe.de, Internet: www.krebshilfe.de - Deutsche Krebsgesellschaft und ihre Landesverbände, Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Paul-Ehrlich-Straße 41, 60596 Frankfurt/M.
Telefon: 069-6300960
Literatur
- Renehan AG et al.: Body-mass index and incidence of cancer: a systematic review and meta-analysis of prospective observational studies. The Lancet, Volume 371, Issue 9612, Pages 569-578, 16 February 2008. doi: 10.1016/S0140-6736(08)60269-X.
- Robinson J K et al.: Early Detection of New Melanomas by Patients With Melanoma and Their Partners Using a Structured Skin Self-examination Skills Training Intervention. A Randomized Clinical Trial. JAMA Dermatol. 2016. Online 29. Juni 2016. doi:10.1001/jamadermatol.2016.1985
- Cao C et al.: Association of Daily Sitting Time and Leisure-Time Physical Activity With Survival Among US Cancer Survivors. JAMA Oncol 2022; https://doi.org/10.1001/jamaoncol.2021.6590
- Everdell E et al.: ATLAS: A positive, high-yield review of patient symptoms most significantly associated with melanoma recurrence. J Am Acad Dermatol 2024; https://doi.org/10.1016/j.jaad.2024.07.1516
Leitlinien
- Rieger CT et al.: Anti-infective vaccination strategies in patients with hematologic malignancies or solid tumors—Guideline of the Infectious Diseases Working Party (AGIHO) of the German Society for Hematology and Medical Oncology (DGHO). Annals of Oncology, Volume 29, Issue 6, 1 June 2018, Pages 1354-365. doi.org/10.1093/annonc/mdy117